Hat ein nackter weiblicher Oberarm an der Durchführung des Attentats in Nizza Mitschuld?
Die einleitende Fragestellung erscheint auf den ersten Blick etwas seltsam. Dennoch wurde dies als die einzig mögliche Erklärung für die Vorgänge in Nizza von einem Kommentator gefunden.
Dieser Kommentator schreibt unter dem Titel „Verdeckt agierende, sexuell instruierte Terroristinnen?“:
"Die Polizei in Nice war in deren Gedanken anscheinend mehr beim Feiern als bei der Pflichterfüllung: In Anbetracht der mörderischen Anschlagserie gerade gegen Frankreich hätte sie in akuter Wachsamkeitszustand versetzt sein und den LKW-Amokläufer in Sekundenschnelle neutralisiert und kampfunfähig gemacht haben müssen.
Bei der serbischen Polizei wäre ein derartiges Blutbad wahrscheinlich mißglückt. Serbische Sicherheitsdienste blicken auf eine generationenlange Erfahrung im Kampf gegen den Islamismus zurück und lassen ihre in jeder Hinsicht jungen und dynamischen Kämpfer gezielt auch in der sofortigen Abwehr feindseliger Sexattacken durch „charming, bad girls“ in luftigen Kleidern ausbilden, die die Oberarme halbnackt sehen lassen. Dort hätten auf Sexappealabstrahlung abgerichtete Rassistinnen und ähnliche schreckliche Terrorsympathisantinnen kaum eine Chance, die Polizeischarfschützen abzulenken und würden dort derartige Terrorüberfälle entschlossen und rasch gestoppt sein oder wahrscheinlich sogar bereits im Moment der Blickkontaktaufnahme als feindseliges Ablenkungsmanöver von der Wachsamkeit scheitern. Bei der Bekämpfung des direkten Terrors kommt es auf stets volle Aufmerksamkeit und sekundenexaktes entschlossenes Agieren an! (Dr. Alois Rosenberger, Graz, Richtiger österreichischer Historiker für die Volksbefreiungsbewegung der Jugoslawischen Völker 1941-45)"
Ursprünglich wollte ich diesen Beitrag nicht veröffentlichen und dies aus zwei Gründen:
- Er enthält eigentlich keine politische Aussage
- Er verherrlicht das Scharfschützenkonzept – eine tötende Polizei halte ich nicht für wünschenswert.
Nach Maildiskussion mit Alois habe ich jedoch erkennen müssen, dass mir die, eigentlich offen liegende, Dimension dieser Stellungsnahme entging: der erzeugte Zeitgeist.
Die Gründe für die aktuelle Terrorwelle liegen in politischen Zuständen, die immer mehr Menschen ins „Out“ treiben, immer mehr Menschen in die Hoffnungslosigkeit führen. Die Gründe liegen in einer Politik, welche den Kreis jener, für die die Welt ein lebenswerter Ort mit Zukunftshoffnungen ist, immer kleiner macht. Immer mehr können sich nur mehr Eliten entfalten, während die Massen entmündigt werden und ihre Lebenswelt zerstört wird.
Wäre es anders, wäre der Terror nicht möglich. Jemand der gerne lebt, jemand der seine Lebensziele verwirklichen kann, der macht keine Terroranschläge – schon gar nicht, wenn sie zu seinem Tod führen. Dies ist eine so einfache und klare Wahrheit, dass sie eigentlich jedem einleuchten müsste.
Um diesen Zusammenhang von Aneignung der Welt durch Eliten (Privatisierung) und zunehmender Verzweiflungstaten der Beraubten zu verdecken, wird Angst geschürt. Angst die darauf basiert, Gruppen gegeneinander aufzuhetzen: Muslime gegen Christen, Syrer gegen Afghanen, Sympathisanten gegen Interessenlose. Zusammen mit der Botschaft, dass diejenigen, die noch glauben ein gewisses Verwirklichungspotential zu haben, also noch nicht völlig in der Hoffnungslosigkeit angekommen sind, von Terroristen (sind meist Männer) der jeweilig konstruierten Konfliktpartei dieser Zukunft beraubt werden. Die tatsächlichen Räuber bleiben dabei schön im Dunklen (frei nach Brecht).
Natürlich ist bei allen Anschlägen für jeden zu sehen, dass hier nicht einfach komplett Verrückte plötzlich in kollektiver Gleichschaltung durchdrehen. Natürlich ist zu sehen, dass in einer total überwachten Stadt wie Nizza nicht einfach ein Kleinkrimineller ungehindert agieren kann. Natürlich ist das alles zu sehen.
Und hier beginnt dann der Zeitgeist zu wirken. Die vorbereiteten Programme, die auf Angst basieren, beginnen das persönliche Denken einzunehmen. Medial und kollektiv und alternativlos wird nach mehr, nach brutalerer Polizei gerufen; Bürgerrechte zurückgedrängt; Schuldzuschreibungen an Ethnien und Religionsgemeinschaften bestätigt – wohl wissend, dass hier alte Vorurteile bedient werden – anstatt zu verlangen, die unseligen Hegemonialbestrebungen zu beenden, anstatt zu Verlangen, statt Rüstungsgüter Wohlstandsgüter herzustellen, anstatt berechtigte Mitsprache zuzulassen, anstatt die Kriegshetze zu beenden.
Der obig zitierte Beitrag zeigt für mich diese Charakteristik sehr deutlich: der Schreiber ist dem links-sozialen Lage zuzurechen, sieht aber hauptsächlich die Terror-Bedrohung und sucht nach Lösungen die die als gegeben betrachtete Bedrohung eindämmen und zwar radikal: mit Tod, mit einer Scharfschützenpolizei nach rechtsextremen Stickmuster.
Er glaubt, dass die Polizei in Frankreich nicht genügend brutal ausgebildet ist, er glaubt, dass die überwachenden Kräfte an den Videokameras und auf der Straße von einem nackten Oberarm abgelenkt würden und verlangt daher eine Ausbildung nach Serbenart (was immer das ist).
Für mich ist hier gut zu erkennen, dass Angst das Denken abschaltet und dass die mediale Inszenierung des Terrors die abstrusesten Erklärungen hervorbringt.
Anstatt hier – auch in unseren Medien – zu verlangen, die Hintergründe dafür aufzuklären, warum es auf einer Straße, auf der auch ohne Veranstaltung ein Lastwagenfahrverbot galt – gegen einen einfahrenden Lastwagen nichts unternommen wurde, obwohl angeblich der Lastwagen seine Amokfahrt schon Tage vorher erprobt hatte und dabei auch auf den Überwachungsvideos zu sehen war.
Angeblich läuft in Frankreich dazu eine Untersuchung – in unseren Medien ist davon nicht viel zu lesen oder zu hören. Es würde vermutlich vom „Wesentlichen“ ablenken – vom Erzeugen von Angst und Schrecken.
So bleiben die Menschen zurück, ohne Information – zurückgeworfen auf Erklärungsbilder die, gelenkt von der Berichterstattung, mühsam aus den eigenen Lebenserfahrungen konstruiert werden müssen und damit dem gelenkten Zeitgeist entsprechen.
Graz, 31.7.2016 W.Friedhuber
Ergänzung/Antwort per Mail von A. Rosenberger:
"In Deinen an sich den schwierigen Sachverhalt genau treffenden Kommentar hat sich jedoch eine Sünde wider den Geist eingeschlichen: Niemals und nirgends habe ich eine brutale Polzei, geschweige denn eine brutalere Polizei gewünscht. Je exakter, präziser und im Fall des Falles schärfer ein Polizist vorzugehen versteht, desto weniger können Brutalitäten entstehen und solche bereits im Ansatz verhindert werden. An der Brutalität des Terroranschlags in Nizza trägt die Polizei insofern Mitschuld, als sie nicht ausreichend auf Draht gewesen ist und anscheinend sogar um Minuten zu spät gezielt geschossen hat. Ich habe diesen Artikel auch deshalb geschrieben, weil ich es für ein Sicherheitsrisiko halte, daß in Graz bei Veranstaltungen zu heiklen Themen keine Ganzkörperscanner verpflichtend für die gesamte Gästeschaft eingesetzt werden, um das Einschmuggeln von versteckten Terroristenwaffen absolut unmöglich zu machen.
General de Gaulle und der französische Gendarmencharakterdarsteller Louis de Funes würden sich im Grab umdrehen und kotzen müssen, wenn sie von der schwachen soldatischen Einsatzbereitschaft der Polizei von Nizza erführen, die nun ein Terrormassaker zu verarbeiten hat, wie es nur mit solchen der Hitlerterrorismusquislingszeit Petains vergleichbar ist. Die serbische Polizei hat jene Zeit offenbar besser in ihrer kollektiven Erinnerung behalten, denn ich wurde zu einem zeitparallel zum Anschlag in Nizza in der „Politika“ erschienen Beitrag über die umsichtige Ausbildungspraxis der serbischen Polizeipatriarchen für ihren jung-dynamischen Nachwuchs zu dieser Analogieassotiation in meinem Leserbrief zum Blutbad in Nizza angeregt.
Der französischen Polizei scheint es ebensowenig ausreichend wie der österreichischen Polizei bewußt zu sein, daß der preussische Nationalismus von der hohenzollerischen Reichsgründung bis Hitler entsetzlich eng mit dem ottomanischen Islamismus verknüpft war. Erst nach dem Hinauswurf der preussischen Militärinstruktoren und ähnlichen gefährlichen Zeitgenossen durch die Diplomatie Merry Old Englands nach dem Ersten Weltkrieg vermochte in der Türkei die durchgängige Entwicklung zu einer Gesellschaft europäischen Formats entstehen konnte. Im Zweiten Weltkrieg vermochte Churchill nur mit großer diplomatischer Mühe die Entstehung einer gemeinsamen nationalsozialistischen und islamistischen Front verhindern, zu der Hitler durch die übergroßen Mobilisierungserfolge der SS und Ustascha in den islamischen Bevölkerungskernzonen Jugoslawiens angereizt worden war und Erwin Rommel bereits zum langen Marsch nach Rußland nach Ägypten abkommandieren hat lassen. Nichts liegt näher, als daß die genuin alten islamistischen Extremistenverbindungen Kontakt zu den Netzwerken herstellen möchten, zu welchen sie generationenlang beste politische und kommerzielle Erfahrungen hatten. Der österreichische Verteidigungsminister wolle sich von den Streichungen auf dem vorigen SPÖ-Parteitag nicht einschüchtern lassen und so etwas wie eine österreichische Firewall gegen die neutralitätsverletzende nichtösterreichische sogenannte „Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit“ wegen derer unausgewogenen Frankfurt- und neuerdings auch Berlinlastigkeit installieren lassen und der Innenminister seine Polizeischüler die antiterroristische Grundausbildung in Serbien absolvieren lassen – das würde das österreichische Terrorismusbekämpfungswesen durch echte Effizienzniveausteigerung enorm glaubwürdiger machen. - Timeo Bush & Kohl et dona ferentes!"
No comments yet.