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Suedafrika: POLITISCHE LANDSCHAFT DES LANDES (3. u. 4.Bericht)

Bloged in Allgemein by friedi Dienstag Juni 30, 2015
Die politische Landschaft des Landes wird von einer „Dreier-Koalition“ bestimmt: ANC, Cosatu und die KP Suedafrikas (SACP) bilden die Zentralregierung.
Deren oekonomische Ausrichtung seit 1994 ist weitgehend neoliberal: niedrige Loehne, um billig zu exportieren und auslaendisches Kapital anzulocken. Dieser Kurs, der die Armut und die strukturellen Probleme des Landes nicht loeste,  hat in letzter Zeit zu einigen politischen Auffaecherungen gefuehrt- insbesonders nach dem Massaker von Marikana, bei dem einige Dutzend MinenarbeiterInnen von der Polizei erschossen wurden.
Die SACP, deren strategische Orientierung auf dem -stalinistischen- 2 Etappen-Modell basiert, hat in einem juengst veroeffentlichen Dokument fuer eine zweite „radikalere Phase der nationaldemokratischen Revolution“ optiert. Deren  „Radikalitaet“ erschoepft sich jedoch in Forderungen wie mehr Kontrolle des privaten Sektors und mehr Veredelung der Produkte der extraktiven Industrien- nach wie vor wird um deren Ueberfuehrung in oeffentliche Hand ein Umweg gemacht- obwohl diese selbst in der Freedom-Charta des ANC vorgesehen ist.
Demgegenueber gibt es eine Linke, die  fuer einen strategischen Bruch mit dem Kurs des Landes seit 1994 eintritt. Wichtigster Akteur in dieser Hinsicht ist die Metallarbeitergewerkschaft NUMSA, die im Vorjahr aus dem Cosatu ausgeschlossen wurde/ausgetreten ist. Die NUMSA hatte im Vorjahr 350 000 Mitglieder und wird heute auf ueber 400 000 Mitglieder geschaetzt.  Sie vertritt nicht nur in Gewerkschaftsfragen eine feste Klassenlinie, sondern wirkt im Rahmen der linken „United Front“ dafuer, dass auch auf politischer Ebene eine Bewegung/ in Perspektive eine Partei entsteht, die unabhaengig von der (klein)buergerlichen Fuehrung des ANC agiert.
Auf der Wape-Konferenz liess einer ihrer Sprecher, Azwell Banda, nichts an Deutlichkeit missen. Sich auf Marx und Lenin beziehend (insbesonders „Staat und Revolution“) unterstrich er, dass seit  1994 sich zwar die Regierung, aber nicht die Macht im Land  geaendert hat.
Hermann Dworczak
Armut- Kriminalitaet- Xenophobie (3.Bericht)
Der Armut in Sudafrika begegnet man/ frau ueberall. Nicht „nur“ in den Townships, ebenso in den Staedten. Im Zentrum Johannesburgs wird gebettelt: vor den meisten fast food shops, vor Hotels, aber auch direkt vor der landesweiten Zentrale des Gewerkschaftsbunds Cosatu. Im zentral gelegenen  Stadtteil Braamfontein begegne ich den ganzen Tag ueber „Stirlern“, also Armen, die die Mistkuebel nach fuer sie brauchbaren Resten durchsuchen.
Auch fuer viele, die einen relativ fixen Job haben, ist die Lage trist: in dem kleinen Hotel, in dem ich wohne, bekommt der Rezeptionist 4500 Rand monatlich also knapp 300 Euro. Er erzaehlt  mir, dass es „in der Monatsmitte sehr eng wird. Ich muss mich dann um zusaetzliche Arbeiten umschauen.“
Bei einem Besuch des historisch interessanten Friedhofs von Johannesburg (er hat auch einen eigenen juedischen Teil) mache ich eine aehnliche Erfahrung. Der dortige -private- Sicherheitsbeamte  verdient im Rahmen einer 5-Tage-Woche  monatlich 3000 Rand( bei zusaetzlichen Sonntags- oder Feiertagsdiensten etwa 3500 Rand). Dem Ort angepasst liesse sich sagen: zuwenig zum Leben, zuviel zum Sterben.
Das Elend fuehrt dazu, dass Suedafrika weltweit ganz oben in der Tabelle der Kriminalitaetsrate liegt. Donnerstag erlebte ich eine typische Szene live. Die nach jahrelanger Internierung in den USA freigelassenen „Cuban 5“ besuchen als erstes Land  Suedafrika. Auf meinem Weg zu der Soli-Veranstaltung mit ihnen in den wegen seiner „Modernitaet“ und „Entwicklung“ hochstilisierten Stadtteil Newtown umringt am spaeteren Nachmittag ein Gruppe juenger Maenner einen schwarzen, etwas besser gekeideten Mann, der mit einem Koffer Richtung Bahnhof geht, um ihn auszurauben. Nur weil zuviele Passanten da sind  und einige dem Bedrohten helfen, kann dieser entfliehen…
Die strukturelle Armut liess auch massenhaft Xenophobie ins Kraut schiessen. Sowohl auf der WAPE- Konferenz als auch in Seminaren in der Cosatu oder den Bildungszentren der Gewerkschaften wird der Hass auf den „anderen“ Schwarzen zur Sprache gebracht: Suedafrikaner gegen Menschen etwa aus Tansania, verschiedene Provinzen gegeneinander, ja eine Stadt, ein Dorf gegen die/das andere!
In einem Gewerkschaftsseminar, in dem es insbesonders um Ausbildungsprobleme fuer junge, weibliche Schwarze geht, sagt ein Diskussionsteilnehmer treffend hinsichtlich der hier angerissen Probleme: “ Ja, es hat nach 1994 einige Verbesserungen gegeben. Aber nach wie vor wird unser Land von 4 Familien kontrolliert“.
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