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[R.Brunath] Was hat Trump vor?

Bloged in Allgemein,Krise by friedi Dienstag Juli 23, 2024

Essay eines Artikels bei rt.de von Rainer Brunath
Hamburg 22.7.2024

Donald Trump will angeblich Friedensgespräche über die Ukraine mit Russland führen. Was hat das auf sich? Kann man sich darüber freuen?

Der wundersame Fehlschuss, der dem Ex-Präsidenten den Wahlsieg scheinbar frei Haus liefert, wie auch die Ernennung von J. D. Vance zum Vizepräsidentenkandidaten, der gegen die Ukraine und gegen Selenskij persönlich eingestellt ist, passt zum Bild. Aber ist das alles nicht zu idyllisch?

Wir wissen aus der Vergangenheit, Donald Trump schert sich nicht das Schwarze unter dem Fingernagel um die Ukraine oder um Russland. Donezker und Belgoroder Kinder, die durch US-Raketen sterben, rühren ihn wenig. Stattdessen hegen viele US-Amerikaner, so auch gegenwärtig viele Republikaner schlicht die Ansicht, dass der osteuropäische Kriegsschauplatz den USA nicht die gleichen Profite einbringt wie zuvor. Die Lasten müsste man deswegen auf Europa abwälzen um die Hände frei zu bekommen für den Krieg gegen China, das man ohnehin schon viel zu lange aufgeschoben habe, weil alle Ressourcen – ob finanziell, militärisch oder propagandistisch – an die Ukraine-Front gingen.

Und die Politkabale in Europa weiß das! Trump wird hier eben deswegen so gefürchtet und geschmäht, weil man versteht: Er wird die EU bis zu deren völligen Untergang in den ukrainischen Fleischwolf werfen. Europa fürchtet nicht, dass er die Ukraine fallen lässt, sondern dass er die Lasten ganz auf die Europäer abwälzen wird. Und man erkennt genau: er wird Europa mit dem US-Nuklearschirm erpressen.

Trump wird also mit solch einer Absicht und solch einer Trumpfkarte Russland Verhandlungen anbieten, was dann lauten wird: entweder Frieden mit Kiew oder ich überlasse den Konflikt den Europäern und werde ihnen gegen euch Waffen liefern. Mit Waffenlieferungen drohte Trump offen, und das sollte man ernst nehmen.

Trump wird mögliche Verhandlungen mit Russland nicht wegen gut gemeinter Absichten einleiten wollen und wegen eines weltweiten Friedens. Nein, er hat was anderes im Sinn: er will, wie die Republikaner schon versprochen hatten gegen China rüsten. Sie wollen den militärisch-industriellen Komplex fördern, den „Rust Belt“ neu industrialisieren, Importe mit Zöllen erwürgen, eigene Produzenten subventionieren und schließlich Chinas Märkte für sich selbst einnehmen.

Und Trump schätzt die Lage realistisch ein: in einen Konflikt mit Peking zu treten wird selbstmörderisch, wenn hinter China Moskau steht, das logistisch und auch militärisch zu Hilfe kommt. Das bedeutet, die Republikaner wollen Moskau von Peking losreißen. Daher will Trump den Eskalationsgrad mit Russland reduzieren und daher kommt all seine unerhörte Großmäuligkeit – den Krieg „binnen 24 Stunden“ zu beenden usw.

Diese Rhetorik könnte für Russland verführerisch klingen: aber man fragt sich, wieso solche Worte zu Russland von einem von der Idee der Wiederherstellung der Macht der USA besessenen US-Politiker? Solche Schmeicheleien?

Ja, er kennt den Preis, der hoch ist, nämlich zumindest die Neutralität Russlands, wenn die USA ihren großangelegten Angriff auf China starten werden.

Indessen, die Uhr tickt. Die US-Strategen haben nicht mehr viel Zeit. In wenigen Jahren wird nur noch ein Selbstmörder gegen China auftreten wollen. Und Trump weiß auch, es wäre der letzte Versuch, die US-amerikanische Industrie noch irgendwie wiederzubeleben und ihren „Rust Belt“ vor dem Aussterben zu retten. Eine weitere Gelegenheit werden die USA nicht mehr bekommen, denn Ersatz für die eigene Reindustrialisierung ist verbraucht: Europa haben sie bereits ausgeplündert, ihren „Hinterhof“ in Lateinamerika erst recht. China ist der letzte fette Bissen des Weltmarkts. Die Alternative für die Vereinigten Staaten ist nur noch Stagnation und Zerfall – wenn nicht grundlegend etwas in den USA passiert….

Aber das ist nicht geplant. Die Republikaner haben keine besseren Ideen, nein sie wollen an China das gleiche Schema ausprobieren wie die Demokraten es an Russland probiert haben: ein beschränkter militärischer Konflikt um Taiwan: Sanktionen, um China um seine Absatzmärkte und Ressourcenquellen zu bringen, Versuche, die Bevölkerung zu demoralisieren und zu verärgern, um sie zum Aufruhr zu bewegen – das hat doch in Hongkong so gut geklappt – und damit das Land so weit zu schwächen, dass es selbst klein bei gibt.

Doch mit Russland an der Seite Chinas ist solch ein Abenteuer lebensgefährlich. Deswegen spielt Trump sich als Wohltäter auf. Er will die USA mit Moskau versöhnen, um ein weiteres neokoloniales Abenteuer anzutreten, das der verarmenden US-Bevölkerung zumindest ein wenig Linderung verschafft und Trump ist intelligent genug, um zu erkennen, dass ansonsten die USA vor einer immens großen Zerreißprobe stehen und der Zerfall der USA droht.

Nein, ein neuer Präsident der USA mit Namen Trump wird nicht vernünftiger sein als der alte. Auch Trump wird wie der alte Präsident von den gleichen Rüstungskonzernen finanziert, die von Kriegen auf der ganzen Welt profitieren. Es sind Konzerne, die fleißig sämtliche US-amerikanischen Politiker, ungeachtet ihrer politischen Orientierung, finanziell bedienen und abhängig machen.

Wird solch eine Perspektive für die Welt vorteilhaft sein? Wohl kaum.

Das Essay als PDF: Trump als Präsident der USA

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