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[Brunath] Die sich selbst erfüllende Prophezeiung über die eigene Niederlage des Westens

Bloged in Allgemein,Krise by friedi Montag März 4, 2024

2.3.2024, Essay von R. Brunath
Quelle: https://de.rt.com/international/198077-der-westen-verwandelt-die-niederlage-der-ukraine-in-seine-eigene/ 


Unfähig, falsche Prämissen zu überdenken und Abstand von der eigenen Propaganda zu nehmen, sind die USA samt NATO-Vasallen dabei, genau das zu befördern, was sie mit ihrem Krieg in der Ukraine abzuwenden vorgaben: den Verlust ihrer weltweiten Hegemonie und den eigenen Untergang.

Seit zwei Jahren hören wir im Westen immer wieder: Russland darf nicht siegen, darf nicht siegen, darf nicht siegen – egal wer es formuliert – Borell, Scholz ecc . Neulich kommentierte der ehemalige französische Premier Manuel Valls Macrons Erklärung über die mögliche Entsendung europäischer Truppen in die Ukraine: „Unsere Schicksale – das französische und das europäische – sind eng mit dem Schicksal der Ukraine verknüpft. Wir können nicht einmal den hypothetischen Sieg von Wladimir Putin akzeptieren, der das Ende der ukrainischen Demokratie und die strategische, militärische, politische und moralische Niederlage Europas und des Westens bedeuten würde.“ Wow!

Das heißt, ein russischer Sieg in der Ukraine wäre eine Niederlage für den Westen und daher kategorisch inakzeptabel. Aber warum solches? Wegen der Propaganda gegen das eigene Volk der EU! Ja, ja, es ist doch klar, dass die Unterstützung für die Ukraine langwierig und kostspielig sein wird, aber anders wären die Folgen einer Niederlage für den Westen viel schlimmer. Scholz hierzu: „Die Ukraine zu unterstützen ist billiger als sie nicht zu unterstützen!“ Da haben wir es. Wer aber rechnen und logisch denken kann, dem fällt sofort der darin enthaltene propagandistische Dreh auf. Aber viele Europäer glauben das und halten die Art der Beteiligung des Westens für richtig: Waffen aber keine eigenen Truppen.

Aber das ist eine Zwickmühle! Russlands Vormarsch würde mehr Einsatz erfordern, tönt man, wenn die baldige Niederlage der Ukraine verhindert werden soll. Und weiter auf gleicher Rille: Mehr und effektivere Waffen weil die Niederlage der Ukraine inakzeptabel ist. Wer von den westlichen Staats- und Regierungschefs ist bereit, seinen Völkern direkt zu sagen: „Wir haben verloren, Russland hat gewonnen, und das muss anerkannt werden„? Keiner von ihnen ist es, obwohl sie alle -von Washington bis Berlin – sich selbst in diese Lage manövriert haben. Man hat völlig willkürlich die Zukunft der eigenen Völker mit dem Schicksal der Ukraine verknüpft. Dem liegt die Tatsache zugrunde, dass der Westen unter Ausnutzung der Schwäche Russlands nach 1991 die Ukraine von Russland losreißen wollte, um die Grenzen der europäischen und der russischen Welt nach Osten zu verschieben. Aber noch nie hing das Schicksal des Westens von der Zukunft der Ukraine ab, sondern von seiner eigenen Vorstellung von seinem Platz auf der Welt. Wenn der Westen immer noch glaubt, dass er die Kraft für die Weltherrschaft im Allgemeinen hat, ist dies sein Hauptproblem – und die Ursache für seiner künftigen Niederlagen.

Die 500 Jahre Hegemonie des Westen über die Welt sind vorbei, der endgültige Niedergangs der westlichen-transatlantischen Weltordnung ist unumkehrbar. Der Kampf wird wohl noch ein paar Jahre dauern – aber je länger er dauert, desto steiler wir der Absturz des Westens. Der Konflikt mit Russland um die Ukraine ist nur ein Teil dieses Prozesses. Und wenn der Westen den Einsatz erhöhen will, wird das nur den Kampf verlängern. Am Ergebnis wird das nichts ändern.

Die künftige Niederlage der Ukraine mit seiner eigenen gleichzusetzen, ist für den Westen auch deshalb gefährlich, weil es ihn daran hindert, rechtzeitig innezuhalten und zu versuchen, zumindest etwas von der Ukraine in seinem Einflussbereich zu behalten. Das hiesse aber, der Westen wäre gut beraten, Kiew zu zwingen, mit Moskau zu verhandeln und auf jede erdenkliche Weise Zugeständnisse zu machen, anstatt darauf zu hoffen, dass künftige Siege der ukrainischen Streitkräfte wenn nicht zu den Grenzen von 2014, so doch zumindest zu einer besseren Verhandlungsposition für die Ukraine führen würden. Falls der Westen zu Beginn der Speziellen Militäroperation Russlands in der Ukraine begonnen hätte, mit Russland zu verhandeln, hätte er noch die Chance gehabt, einen Teil der Ukraine in seiner Einflusszone zu halten, aber stattdessen zog er es vor, auf die Erschöpfung Russlands zu setzen und zu hoffen, dass die russische Wirtschaft von innen heraus zusammenbrechen würde.

Und nun befindet sich der Westen in einer Situation, in der er eine Wahl treffen muss, die er nicht treffen will, aber muss: Truppen schicken oder die Ukraine aufgeben. Vor der Entsendung von offiziellen Truppen schreckt der Westen bislang wegen des Risikos einer raschen Eskalation bis hin zum weltweiten Atomkrieg noch zurück – andererseits will man Kiew nicht ausbluten lassen, da man selbst dies mit der Kapitulation von Washington bis Berlin gleichgesetzt hat. Das Einzige, was bleibt, ist, Zeit zu schinden, aber auch das funktioniert für den Westen nicht.

Diese Erkenntnis ist bei den vernünftigsten westlichen Analysten angekommen, die zunehmend die Alarmglocken läuten lassen. Hier zum Beispiel ein aktueller Artikel in der US-Zeitschrift Responsible Statecraft : „Europeans‘ last ditch clutch at Ukrainian victory“ (Letzter Versuch der Europäer, den ukrainischen Sieg zu erringen). Dort liest man: „Die militärische Situation in der Ukraine drängt die Vereinigten Staaten und die NATO in den schicksalhaften Moment der Entscheidungsfindung. Und dies geschieht schneller, als die meisten Analysten noch vor einem Monat vorausgesagt haben. Die Niederlage der Ukraine bei Awdejewka ist ein Indikator dafür, wie deutlich sich das Kräfteverhältnis zugunsten Russlands verschoben hat. Der Zusammenbruch der der Streitkräfte der Ukraine, die den russischen Streitkräften zahlenmäßig unterlegen und waffentechnisch von der russischen Armee dezimiert und überwältigt sind, ist nun eine sehr reale Möglichkeit.“

Ferner erörtert man die Möglichkeit, westliche Truppen in die Ukraine zu entsenden, und zwar nicht, um die russische Armee zu bekämpfen, sondern um die Kontrolle über einen Teil des ukrainischen Territoriums zu behalten: „Wenn die Russen einen Durchbruch schaffen, ist es denkbar, dass NATO-Truppen entsandt werden, um das zu bewahren, was von der Ukraine übrig geblieben ist, und Kiew und eine Linie zu halten, die weit genug im Osten gegen die russische Offensivfront liegt, um einen Waffenstillstand und Friedensgespräche ohne Vorbedingungen anzubieten.“

Dies würde bedeuten, dass man den Verlust von bedeutendem ukrainischem Territorium akzeptieren muss.

Und weiter: „Wenn solches funktionieren sollte, müsste man dafür sorgen, dass es eine breite entmilitarisierte Zone zwischen beiden Seiten gäbe, die von UN-Truppen patrouilliert wird.

Das wäre ein Plan, die Ukraine zu teilen und den westlichen Teil mit NATO-Truppen zu besetzen. Ist das realistisch? Absolut nicht, denn die Stationierung westlicher Truppen wird von Russland als Vorbereitung der NATO auf einen direkten Kampf gegen Russland auf ukrainischem Territorium angesehen werden.

Und solcher Perspektive sind sich die Autoren des zitierten Artikels wohl bewusst: „Sollte die begrenzte NATO-Präsenz zu einem ausgewachsenen Krieg mit Russland und dem Eingreifen der US-Streitkräfte führen, dann wird das Risiko einer Eskalation des Konflikts bis hin zum Einsatz von Atomwaffen dramatisch zunehmen und die Welt in ein nukleares Armageddon führen. Ein mögliches Szenario ist, dass Russland nach einer demonstrativen Atomexplosion z.B.über dem Schwarzen Meer damit droht, US-Militärstützpunkte anzugreifen. Wie lange werden mit dieser Aussicht die Nerven der europäischen Öffentlichkeit und der Regierungen noch durchhalten, bevor sie Frieden fordern?“

Mit dieser Erkenntnis schlagen die Autoren des Artikels umgehende Verhandlungen mit Russland vor: „Angesichts der möglichen Niederlage der Ukraine und dieser im wahrsten Sinne des Wortes existenziellen Risiken für die Ukraine ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Druck für weitere Hilfen für die Ukraine und Erklärungen wie die von Macron von einem ernsthaften und glaubwürdigen Wunsch nach einem Kompromissfrieden mit Russland begleitet werden, solange wir noch die Möglichkeit haben, die Ukraine zu Verhandlungen zu zwingen. Ein vollständiger ukrainischer Sieg ist heute eindeutig unmöglich. Daher wird jede Einstellung der Feindseligkeiten in einer Form von Kompromiss enden. Und je länger wir warten, desto schlechter werden die Bedingungen dieses Kompromisses für die Ukraine sein und desto größer wird die Gefahr für unsere Länder und die Welt.

Wahrlich offene Worte aus den USA. Aber wird der Westen – Europa – in der Lage sein, einen solchen Rat anzunehmen? Es sieht nicht danach aus, denn der hat bereits die eigene Propagandafiktion verinnerlicht, dass ein russischer Sieg seine Niederlage sein wird. Damit wandelt sich die eigene Prämisse in eine sich selbst erfüllende Prophezeiung für die eigene Niederlage, die für Europa katastrophaler ausfallen wird als für die USA, und die sogar aus einem Zusammenbruch Europas wirtschaftliche Vorteile ziehen könnten.

Das Essay als PDF: Die sich selbst erfüllende Prophezeiung über die eigene Niederlage des Westens

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