[Brunath] Das Afrikatreffen in St. Petersburg aus der Sicht der Westmedien
Essay eines Artikels bei RT.DE von Rainer Brunath
Bei der Berichterstattung über den Russisch-Afrikanischen Gipfel in Sankt-Petersburg scheut die deutsche Medienlandschaft nicht vor Manipulationen und Fakes zurück. Ihr Fazit: mehr Sanktionen, diesmal auch für Afrika.
Der deutsche Medienkonsument konnte sich über die Welle an Publikationen, mit denen die westlichen Medien diesen Gipfel begleiteten, nur wundern. Die eigenen Probleme traten vor dem Hintergrund des Gipfeltreffens in Sankt-Petersburg in den Hintergrund.
Überraschend zierte das Treffen tagelang die Titelseiten von Leitzeitungen. Aber was erfuhren wir? Nichts! Die Veranstaltung wurde bombastisch kleingeredet. Ganze Doppelseiten widmeten sich Analysen über die Zusammensetzung der Teilnehmer. Kein Teilnehmer wurde ausgelassen, nur um zu beweisen, dass es dort nicht genug von ihnen gab. Hat man so etwas schon über ähnliche Veranstaltungen, an denen die USA oder die EU teilgenommen haben, gelesen?
Man musste sich automatisch fragen: Wenn der Russisch-Afrikanische Gipfel so unbedeutend und nicht repräsentativ war, warum erhielt er mehr Beachtung als etwa das „schicksalhafte“ Treffen zwischen dem US-Präsidenten und der italienischen Ministerpräsidentin, das zur gleichen Zeit stattfand?
Die britische Zeitung The Times wiederum versuchte, gegen jeden einzelnen von ihnen [die Gipfelteilnehmer sind gemeint] zu sticheln. So gefiel es dem Blatt nicht, dass „der greise Diktator von Uganda„, Yoweri Museveni, nach Russland gekommen war. Umgekehrt hat diese Zeitung niemals ihre Artikel über Bidens Reisen mit dem Adjektiv „greis“ begleitet hat, obwohl der [Biden ist gemeint] älter als Ugandas Präsident ist. Als sich der besagte Museveni mit dem US-Präsidenten traf, wurde er aus irgendeinem Grund auch nicht als „Diktator“ bezeichnet. Möglicherweise ist es eine Besonderheit des russischen Bodens – sobald ihn ein Afrikaner betritt, verwandelt er sich augenblicklich in einen „Greis“ und einen „Diktator“.
Und die Financial Times greift zu primitiven Manipulationen! Sie zitiert richtig den kenianischen Präsident William Ruto:
„Wir alle werden durch Erpressung gezwungen, zu einem Treffen zu gehen, das keine bedeutenden Ergebnisse hat.“
Aber das Zitat ist aus dem Zusammenhang gerissen. Ruto hatte diese Aussage im Mai gemacht und sich dabei auf den damaligen US-Afrika-Gipfel bezogen hatte. Das ist nicht schlampig, das ist Manipulation.
Zu noch erbärmlicheren Mitteln greifen die westlichen Medien bei der Berichterstattung über Positionen von „Russlands Marionetten“ die nach Sankt-Petersburg gekommen sind, in Bezug auf den Krieg in der Ukraine und das Getreideabkommen, und die sich von Russland etwas „diktieren“ ließen.
Eines der niederträchtigen Kunstgriffe der westlichen Journalie sei hier angeführt. Reuters brachte unter dem Titel „Simbabwes Präsident sagt, dass sein Land über Lebensmittel verfügt, ist aber für Putins Getreideangebot dankbar“. Dort wird Präsident Emmerson Mnangagwa durchaus korrekt zitiert:
„Wir sind dankbar. Wir haben jetzt keinen Getreidemangel. Wir sind mit Lebensmitteln versorgt, er [Putin] gibt einfach zu dem, was wir haben, dazu.“
Daraus wurde in Euronews das Fake:
„Simbabwe verzichtet auf kostenloses Getreide.“
Mnangagwas Zitat ist keine Absage. Er ist nur ehrlich! Doch das schert die antirussische Propaganda überhaupt nicht. Aus der Meldung bei Euronews wurde woanders: „Wollen es nicht einmal umsonst“; „Simbabwes Präsident deutet gegenüber Putin an, dass Russlands Hilfe nicht benötigt wird“; „Kein Getreidemangel: Simbabwes Präsident lehnt Putins Vorschlag ab“ usw. usf.
Jetzt haben die westlichen Politiker ihre gesamten Bemühungen auf die „Schadensbegrenzung im öffentlichen Bewusstsein“ des Russisch-Afrikanischen Gipfels geworfen. Und im Bewusstsein der […] Nutzlosigkeit ihrer Lügen, schalten die westlichen Propagandisten nunmehr den einzig wirksamen Mechanismus ein – Diktat und Erpressung. Die USA haben bereits eine Drohkampagne gegen diejenigen Länder gestartet, deren Staatschefs „Ungehorsam“ zeigten und sich zum russischen Gipfel begeben hatten. CNN lässt wissen:
„Die Anwesenheit des [südafrikanischen Präsidenten] Ramaphosa und anderer afrikanischer Staatschefs auf dem Gipfel in Sankt-Petersburg unterstreicht Russlands Bedeutung für den Kontinent und das Versagen der westlichen Mächte bei dem Versuch, Putin zu isolieren.“
Daraus folgt, man müsse nun auch die Republik Südafrika mit harten Sanktionen belegen. Das ist alles, worauf die westliche Afrikapolitik seit Langem hinausläuft: auf die Methode der Peitsche, sogar ohne Zuckerbrot. Die Kolonialherren konnten es niemals anders und wollen es auch nicht.
Das Essay als PDF: Das Afrikatreffen in St. Petersburg aus westlicher Sicht
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