[R. Brunath] Der Kalte Krieg hat nie wirklich geendet …
Er wird so lange weitergehen, wie die NATO fortbesteht.
Essay aus https://strategic-culture.org/news/2023/07/14/cold-war-returns-with-vengeance-it-never-really-ended/
von Rainer Brunath, 18.7.2023
Die feindseligen Erklärungen der NATO gegenüber Russland der letzten Woche sind Erklärungen des Kalten Krieges, der bei den westlichen Führern mehr denn je verankert ist.
Immer noch werden die US-Amerikaner als die Guten dargestellt, die nichts Böses planen. Aber das ist klischeehaft. Die Welt aber glaubt das, und das ist auch der Grund für den Erfolg von Allem, was nach 1945 aus den USA kam und immer noch kommt. Aber im Geheimen hat der Kalte Krieg seine Fortsetzung gefunden. Nur – diese Bigotterie hat die Öffentlichkeit im Westen den USA nie zugetraut.
Das Militärbündnis NATO traf sich vom 11. bis 12. Juli zu seinem jährlichen Gipfel in Vilnius, der Hauptstadt Litauens, im Land des giftigsten der drei baltischen Giftzwerge. Staats- und Regierungschefs von 30 Mitgliedsstaaten hofierten US-Präsident Joe Biden ebenso wie das neu aufgenommene Finnland und wie Schweden, dessen Beitritt ratifiziert wurde.
Das Abschlusskommuniqué des Treffens geriet zu einem globalen Kriegsplan.
Es begann mit der schrillen Floskel Russland führe einen „einen unprovozierten Angriffskrieg gegen die Ukraine“. Dann aber gab es Stoff: Notstand und Militarismus wurden beschworen. Der gesamte europäische Kontinent befinde sich in einem Kriegszustand, wie es ihn seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben habe. Und wer ist Schuld? Putin!
Diplomatie? Wer will das denn? Es geht um „Gut-gegen-Böse“- in der Ukraine. Und der muss von den USA wie auch den europäischen Stiefelleckern der USA geholfen werden, denn die sind von angeblicher russischer Bosheit und angeblichen Invasionsplänen bedroht. Das erinnert an Reagans „Reich des Bösen“.
Der ukrainische Komiker Wladimir Zelenskij, der Präsident genannt wird, trat in seinem Markenzeichen, der Militäruniform, auf und plapperte seine ermüdenden Forderungen nach mehr Waffen aus dem NATO-Block und die auch prompt mit weiteren solchen Zusagen beantwortet wurden. Der Waffenbasar für die Ukraine wird trotz des schrecklichen Gemetzels in diesem Land in den vergangenen 17 Monaten aufrechthalten. Aber sein unablässiges Gejammer über den Zugang der Ukraine zur NATO-Mitgliedschaft ließ hinter der Fassade der „Bündniseinheit“ Schwächen erkennen.
Präsident Biden und andere seiner Lakaien in Europa schlossen eine endgültige Mitgliedschaft der Ukraine aus und wiederholten lediglich vage Zusagen. Sie ahnten vielleicht, dass eine Aufnahme des Kiewer Regimes in das Bündnis zum jetzigen Zeitpunkt einen Dritten Weltkrieg mit dem atomar bewaffneten Russland auslösen würde. So schmetterten Biden und die Briten, die sich über die ins Rampenlicht gerückten Eskapaden des ehemaligen Komikers ärgerten sein übertriebenes Betteln und Schmeicheln ab. Dahinter steckt, dass die Amerikaner zwar einen Flächenbrand mit Russland vermeiden wollen, aber sie möchten eine kriegsähnliche Konfrontation auf Stellvertreterebene. Das ist ein waghalsiger Drahtseilakt.
Die NATO-Erklärung dieser Woche hat außerdem gezeigt, dass sich der Pakt eine globale Vollstreckerrolle angemaßt hat. Die zynische Rhetorik zur Verteidigung der Demokratie und der auf US-Regeln basierenden Ordnung richtete sich nicht nur gegen Russland, sondern auch gegen China und den Iran. Jeder Winkel des Globus wird nun als Mission für die „Sicherheit“ der NATO bezeichnet.
Das Kommuniqué, das diese Woche in Vilnius veröffentlicht wurde, liest sich wie eine obsessive Kriegsführung – wenn auch durchwirkt von Orwellscher Rhetorik über die Verteidigung von Demokratie, Frieden, der Charta der Vereinten Nationen und der Rechtsstaatlichkeit. Und das von westlichen Mächten, die Jahrhunderte lang mit zahllosen illegalen Kriegen und Unterwanderungen rund um den Globus Völkerrecht zum Gespött gemacht haben.
Der verstorbene amerikanische Diplomat und Stratege George Kennan warnte 1997, dass die NATO-Erweiterung zur „Rückkehr des Kalten Krieges“ führen würde. Welch weiser Mann. Und ausgerechnet Kennan war der Erfinder des Kalten Krieges gegenüber der Sowjetunion und der Volksrepublik China. Aber er hatte im Alter Weisheit gewonnen. Würde er heute noch leben, würde Kennan im Wesentlichen die Argumente Russlands bestätigen.
Leider kam es anders. Der Kalte Krieg wurde durch die unkluge Politik aufeinanderfolgender US-Administrationen, die Russland und China mutwillig gegeneinander aufbringen wollten, fortgeführt und erweitert. Der Kalte Krieg hat 1991, nach dem Zusammenbruch der SU nie wirklich geendet.
Seit Russland seine Unabhängigkeit und militärische Macht (unter Putin) wiedererlangt hat, insbesondere durch die Vereitelung des Angriffskriegs der USA und der NATO gegen das Regime in Syrien im Jahr 2015, hat diese feindliche Entwicklung Moskau ins Fadenkreuz Washingtons als Hindernis für dessen Ambitionen auf globale Vorherrschaft gebracht. Auch China, der Iran und andere werden von den Vereinigten Staaten als „Feinde“ eingestuft, d. h. als Hindernisse für ihre angestrebte hegemoniale Oberherrschaft. Mit dem Unterordnungs-Diktat des westlichen Kapitalismus kann es keine Gegenseitigkeit, Kooperation oder Parität geben.
Der Krieg in der Ukraine ist der vorläufige Höhepunkt dieser Kriege des Westens gegen den Rest der Welt, und nicht die Rückkehr der Feindseligkeit gegen Russland, denn die war vorübergehend nur verborgen, und wurde durch das täuschende Gerede über „Partnerschaften“ verschleiert.
Die Ursprünge des Kalten Krieges gehen auf weitgehend verborgene Nuancen des Zweiten Weltkriegs zurück. Als das NATO-Bündnis 1949 gegründet wurde, wurde es offen als ein von den USA, den selbst ernannten ritterlichen „Beschützern“ und Verteidigern Europas, gegen die „sowjetische Aggression“ deklariert. Das war alles nur Finte und die gleiche Finte des edlen Amerikanismus wird heute gegenüber der Ukraine und dem Rest Europas betrieben. „Ihr habt mit uns zu tun“, scherzte Biden während des NATO-Gipfels in einem vorgetäuschten Versuch, großmütig und selbstlos zu wirken.
Als der Zweite Weltkrieg endete, bedeutete dies nicht nur die Niederlage Nazideutschlands und des europäischen Faschismus – dank des Mutes und der Opferbereitschaft des sowjetischen Volkes. Aber das Ende dieses Krieges legte bereits die Saat für einen neuen Krieg der westlichen imperialistischen Interessen gegen die Sowjetunion. Diese nachfolgende Phase des Konflikts wurde der Kalte Krieg, der zur Verteidigung der Demokratie und der „freien Welt“ verkauft wurde. In Wirklichkeit rekrutierten die Amerikaner und ihre britischen Verbündeten Überreste der Altnazis und andere Vertreter des europäischen Faschismus, um die nächste Phase der Feindseligkeiten gegen die Sowjetunion unter dem scheinheiligen Deckmantel der Behauptung einer „sowjetischen Aggression“ zu eröffnen. Diese faschistischen Überreste1 in ganz Europa bildeten das Fundament der heutigen NATO.
Die Wahrheit ist, dass Nazideutschland und der europäische Faschismus in den 1930er-Jahren vom amerikanischen und britischen Kapital als Bollwerk gegen die Sowjetunion unterstützend finanziert und bewaffnet wurde. Das war, bevor der Zweite Weltkrieg 1939 überhaupt begonnen hatte. Als Hitlers Diktatur 1945 besiegt wurde, bedeutete dieses Ereignis also nicht das Ende des unerklärten langen Krieges zur „Sicherung“ westlicher imperialistischer Interessen. Das erklärt, warum 1945 sofort der Kalte Krieg oder hybride Krieg begonnen wurde.
Als die Sowjetunion 1991 aufgelöst wurde, hörte der lange Krieg nicht auf. Die unaufhaltsame und betrügerische Expansion der NATO ist der Beweis dafür. So erlebt die Welt heute nicht die „Rückkehr“ des Kalten Krieges. Sondern vielmehr dessen verstärkte Fortsetzung, um die totale Herrschaft des Westens über den Planeten durchzusetzen. Russland, China, der Iran und andere sind nicht bereit, sich gefügig zu machen.
Solange die USA und ihre westlichen Schoßhündchen nicht von der restlichen Welt zum Frieden gezwungen werden, wird es keinen Weltfrieden geben. Solange die kriminellen Westmächte nicht zur Rechenschaft gezogen werden und solange sie unter ihrer grotesken Maske als „Verteidiger der Demokratie und des Friedens“ ihre Raubzüge fortsetzen dürfen, wird der Frieden immer eine Illusion bleiben.
1z.B. nahm Adenauer, der erste Kanzler der BRD Globke, der die „Nürnberger Rassengesetze der Nazis formuliert hatte, mit in seine Regierung.
Das Essay als PDF: Der Kalte Krieg hat nie wirklich geendet
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