Israel-Palästina: Palästinensisches Leben ist anscheinend dem Westen nichts wert.
Während im Krieg in der Ukraine jeder getötete Zivilist im Westen heftige Reaktionen und Sanktionen nach sich zieht, ist dies im Krieg Israel gegen die Palästinenser anders: Stillschweigen, wenn israels Militär Zivilisten in Gaza tötet. Im Gegenteil: Israel ist eng mit der EU assoziiert (siehe etwa: Israel, 7.12.21)
Aktuell schlägt Israel wieder in Gaza zu: 44 Tote darunter 15 Kinder und 350 verwundete (siehe: +972 magazin, 8.8.2022; lt. Tagesschau, 7.8.22: 40 Tote, 203 Verletzte).
Die Antiimperialistische Koordination und das Gewerkschaftsforums Hannover hat dazu einige Informationen übersetzt:
- die Stellungnahme des Generalsekretärs des Allgemeinen Palästinensischen Gewerkschaftsbundes (PGFTU) Shaher Saad vom 6. August 2022 in deutscher Übersetzung;
- die Einschätzung des Chefredakteurs des linksalternativen, antizionistischen in Israel erscheinenden Magazins „+972 magazine“ Edo Konrad zu diesem „Gantz-Lapid-Krieg“ in deutscher, maschineller Übersetzung von deepl.com
Das englischsprachige Original findet Ihr unter folgender Adresse: https://www.972mag.com/edition/gaza-lapid-war/ - einen Artikel der ortsansässigen Journalistin Rasha Abou Jalal vom Onlineportal „al-Monitor“ über die ökonomischen Probleme und Maßnahmen der im Gaza-Sztreifen regierenden Hamas, die in starkem Maße Auswirkungen des Russland-Ukraine/ NATO-Krieges sind und den materiellen Hintergrund für die gegenwärtige Nichteinmischung der Hamas in die militärische Auseinandersetzung zwischen der israelischen Armee und des Palästinensischen Islamischen Jihad (PIJ) bilden, aber auch einiges über die Klassenkonflikte in Gaza verraten.
Diesen Text gibt es als deutsche Übersetzung des Gewerkschaftsforums Hannover und das Original unter dem folgenden Link: https://www.al-monitor.com/originals/2022/08/russia-ukraine-war-leaves-hamas-financial-crisis
Nachfolgend Auszüge der übersetzten Texte von Edo Konrad und Shaher Saad.
Edo Konrad: Was war der Zweck dieses Gaza Krieges?
Nach der gewaltsamen Festnahme von Bassam al-Saadi, einem ranghohen Führer der Zweigstelle der islamischen Dschihad-Bewegung im besetzten Westjordanland, riegelte die israelische Armee die Grenzgemeinden um den Gazastreifen fast eine halbe Woche lang ab, um einen angeblichen Vergeltungsangriff vorzubereiten.[…]
Der dreitägige Angriff erinnerte an eine andere israelische Operation im Jahr 2019: die Ermordung des Kommandanten des Islamischen Dschihad, Baha Abu al-Ata, der im Schlaf in seinem Haus getötet wurde. […]
Diesmal war es Lapid, der nach einem Siegesbild zu suchen schien, vielleicht um vor den israelischen Wahlen seine Legitimation als Falke aufzupolieren. Das Ergebnis war eine nicht provozierte Offensive gegen eine Zivilbevölkerung, deren Leben weitgehend von den Launen des israelischen Sicherheitsapparates bestimmt wird.
Shaher Saad: Die Welt muss den israelischen Besatzungsstaat boykottieren und seine brutale Aggression gegen Gaza anprangern.
Unser Volk hat die Nase voll von der ständigen Komplizenschaft westlicher Länder, ihrer Voreingenommenheit gegenüber dem israelischen Besatzungsstaat und ihrer Duldung seiner Willkür beim Töten und den verbrecherischen Handlungen, ohne dass die Einwohner etwas dafür können – dieses Verbrechen, diese tägliche Hölle des Drucks und der Probleme, unter denen unser Volk im belagerten Gazastreifen seit fünfzehn Jahren leidet. Es steht außer Frage, dass die Fortsetzung der israelischen Besatzung und ihrer rassistischen Praxis gegen unser Volk die Hauptursache für die wiederkehrenden Kriege und Spannungen in der Region ist, die Instabilität erhöht und den für Frieden und Sicherheit zerstörerischen Konflikt verlängert.
Es sei nur daran erinnert: Israel kämpft da nicht um seine Existenz. Gaza ist eine Stadt, so groß wie Wien, die von Israel völlig abgeriegelt wurde und in allen Nachschubgütern von Israel abhängig ist. Gaza kann sich auch nicht dagegen wehren, dass Israel die Gasfelder vor Gaza in Beschlag nimmt. Israel agiert in Gaza als brutale, menschenverachtende Institution: Nach belieben werden praktisch wehrlose Zivilisten getötet – angeblich um Israel vor der Vernichtung zu schützen. In Gaza gibt es Extremisten, die versuchen sich zu wehren – und selbstgebastelte Raketen als Reaktion von solchen israelischen Übergriffen auf Israel abfeuern. Diese Raketen sind aber kaum als militärische ‚Waffen‘ zu bezeichnen: Sie sind lediglich Zeichen planloser, ohnmächtiger Wut praktisch wehrloser Menschen. Dies ist allein aus der Opferbilanz zu ersehen. So wurden beim bisher schwersten Raketenangriff 2021 mit dem Beschuss mit etwa 130 Raketen in Israel etwa 3 Menschen getötet (2 Frauen und 1 Kind – ein alter Mann starb am Weg zum Schutzraum), während beim israelischen Gegenschlag 35 Menschen (darunter 3 Frauen und 12 Kinder) getötet wurden. (siehe GMX, 12.5.21)
Nach Angaben der FAZ wurden mehr als 1.000 Raketen auf Israel gefeuert (siehe: FAZ, 12.5.21). Die meisten wurden angeblich abgefangen – ‚angeblich‘ deshalb, weil die Raketen ungelenkt sind und ev. ohne Schaden anzurichten irgendwo nieder gegangen sind. Ob 130 oder 1.000 – allein an der erreichte Schadenszahl ist zu sehen, dass diese Raketen mehr Anzeichen einer hilflosen Wut als Waffen einer ernsthaften Bedrohung sind. Durch ihre mangelnde Treffergenauigkeit werden sie jedoch zu Terrorwaffen, die sich unspezifische auch gegen Zivilisten richtet. Das wiederum gibt der israelischen Seite die Möglichkeit, ihre punktgenauen Waffen als militärischen Gegenschlag gegen militärische Ziele zu deklarieren und die vielen toten Zivilisten die sie verursachen als Kollateralschaden einen berechtigten – ein schlitzohriger Trick!
Es handelt sich um Terror und Vergeltung mit einem „Vergeltungsschlüssel“ von 1:10. Dies ist der „Vergeltungsschlüssel“ eines inhumanen Staates. Der Gegenangriff ist keine militärisch sinnvolle Aktion, sondern pure Vergeltung und Terror.
Was im Falle Russlands zu Sanktionen führt, führt im Falle Israels zu Assoziierungsabkommen mit der EU! Ebenfalls eine Komponente einer schlitzohrigen Politik.
Oder ist es einfach so, dass Schwarze, Ukrainer oder Israelis etwas wert sind – Palästinenser jedoch nicht?
Graz, 10.8.22, W.Friedhuber
das tragische daran ist, dass der aussenminister österreichs, eines laut verfassung neutralen staates, nicht nur entsprechend neuer diktion nur militärisch, die attacken israels auch noch legitimiert.
Trackback by kurt strohmaier 10. August 2022 18:59