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Zur Inflationsdebatte

Bloged in Allgemein,Geld by friedi Samstag Januar 29, 2022

Die Inflationsdynamik im Diskurs zugunsten der Austerität auszuklammern, ist halt ziemlicher bullshit der einem Narrativ des Radikal-Keynesianismus namens MMT [Modern Monetary Theory] geschuldet it. Es genügt nicht, die Inflationsrealität als Propaganda der „Ordoliberalen“ zu diffamieren.

Mit Corona wurde nicht nur eine Gelddruckorgie (QE = quantitive easing) ausgelöst, wie es sie zuvor noch nie gegeben und die Bilanzsummen der Nationalbanken in schwindelerregende Höhen getrieben hat. Diese Maßnahme war zu Beginn der Pandemie unbestreitbar die richtige Reaktion um einen wirtschaftlichen Kollaps durch einen Rezessionsschock zu vermeiden. Doch wurden viel zu lange die Anleihekäufe fortgesetzt, als die Wirtschaftsdaten längst deutlich Entspannungsdaten lieferten. Alle Warnungen bzgl. drohender Inflation und der daraus danach viel härteren Reaktion wurden in den Wind geschlagen.
Es ergaben sich aus dieser vermeintlichen Abkehr von der „neoliberalen Austerität“ folgende Konsequenzen:

Größte Umverteilung von Unten nach Oben, die alles Bisherige in den Schatten stellte. 9 von 10 gedruckten US$ gingen in die Finanzmärkte (dadurch mögliche buypacks führten auch zu enormen Kursanstiegen bzw. IPO-boom). Auch das Helikoptergeld wurde bei der zu großen Teilen ohne Rücklagen ausgestatteten US-Bevölkerung zu Investitionsexzessen im Privatsektor für die besonders die von Redditboards über Neo-broker gedealten Zocks mit meme-stocks zu absurden Verwerfungen führten, die fast eine neue Finanzkrise ausgelöst hätten. Dieses für Europäer zumeist befremdliche mind-set ist auch dem kapitalmarkt-orientierten Pensionssystem in den USA geschuldet.
Aber auch durch das Helikoptergeld plötzlich vorhandene „üppige“ Haushaltsbudget hielt viele US-Bürger davon ab sich am Arbeitsmarkt um eine Stelle zu bemühen. Verstärkt wurde der Arbeitskräftemangel im Niedriglohnsektor auch durch den Ausfall des lohndämpfenden Migrationsnachschub, der den strengen Corona-Regulatorien geschuldet war.
Das Werben mit Sonderprämien von so klassischen Arbeitgebern im Niedriglohnsektor wie Mc Donalds führte zu einem [Lohn-] Anstieg in diesem Sektor, wie er in Europa mit völlig anderem Bedeutungsgrad der Gewerkschaften bei weitem nicht erreicht werden konnte – womit die These, dass diese [die Gewerkschaften] immer mehr zu einem mit starken Selbsterhaltungstrieb ausgestatteten Funktionärsverein mutiert sind, bestätigt.
Zudem war auch die Zerstörung der optimierten „just in time“ Produktions- und Logistikprozesse, die zu den oft zitierten Lieferengpässen und dadurch markttypisch massiven Anstieg der Erzeugungspreise führte, an den Verwerfungen beteiligt. Der Chipmangel zeigt auch wie stark die Digitalisierung in fast allen Produkten und Herstellungsprozessen sich sofort fatal auswirken.
Wurde lange auch von der FED das Mantra behauptet, dass die bereits erkennbare Inflation nur „transitory“ wäre, rückt gerade diese jetzt umso stärker davon ab. Nicht nur das mit Ende März der Anleihekauf ein Ende findet, zur Inflationsbekämpfung wird auch der „Klassiker“ Zinsanhebung angewendet, und die Börsen preisen bereits eine 4x-ige Erhöhung von 2022-2023 ein, wobei die Höhe noch ungewiss ist. Trotz bereits stark rückgängiger Aktienkurse (NASDAQ seit Jahresbeginn ca. 15%) was in den USA aus den bereits erwähnten Gründen auch breitenwirksam sehr unpopulär ist, hat Jeromy Powell sogar eine Reduktion der Bilanzsumme der FED angekündigt, was dem offensichtlichen klaren politischen Auftrag der Biden-Administration als Bedingung für seine Wiederbestellung geschuldet ist, auf jeden Fall die Inflation in den Griff zu bekommen, die als größte Herausforderung angesehen wird.
Während nicht nur Schwellenländer wie Russland und Brasilien längst durch entsprechende Zinsanhebungen analog vorgehen, und dies auch europäische Nicht-€ Länder wie Polen und UK gleichfalls tun, ist die EZB wieder weit hinter der Kurve.
Da wird das Inflationsthema kategorisch ausgeblendet, wobei das französische Interesse als höchstverschuldetes Land im €-Raum (Gesamtsumme von Staat, Unternehmen und Private) wohl mit La Garde eine gute Lobbyistin besitzt, die hier deshalb nicht die größte Eile besitzt. Die Abwertung des € schreitet rasch voran, womit der vermeintliche Exportvorteil sehr rasch durch die importierte Inflation und den enormen Anstieg der Energiepreise mehr als kompensiert wird. Verstärkt wird dies durch die sich auch immer stärker werdenden Kapitalabflüsse, welche die ohnedies innovationsschwache EU-Wirtschaft belastet. Ja es wird bereits von der Gefahr des carry trade gesprochen, bei dem nur durch den risikolosen spread-deal der tlw. noch immer mit Negativzinsen ausgegebenen Staatsanleihen besonders der BRD zugunsten mit nunmehr steigenden Zinsen in die Weltleitwährung US$ riesige Gewinne erzielen lassen.
Es ist mit der Tatsache dass 7 US$ neuer Geldschöpfung nur 1 US$ Wirtschaftswachstum erzeugt werden können, auch hinlänglich der Beweis erbracht, dass die keynesianischen Rezepte eben für das stark industriedominierte Zeitalter sinnvoll waren – natürlich auch gepaart mit der politischen Bereitschaft damit Infrastruktur und breitenwirksame Wertschöpfung zu generieren – im digitalen Dienstleisungszeitalter mit übermächtigen Riesenmonopolkonzernen zu oligopolischen Verhältnissen führen.
Politisch ist dies auch gewünscht, und lässt sich besonders im Corona-Regime deutlich festmachen, da werden die vorher nie zur Verfügung gestandenen und für den Gesundheitsbereich noch immer dringend benötigten Mittel zu Gunsten von Pharmaindustrie und Co. verwendet.
Viel zu wenig beachtet wird aber auch die Tatsache, dass neben der hohen Inflation durch die gleichzeitige Niedrigzinspolitik der Trend zur „Enteignung“ großer Teil der Mittelschichten und damit Vergrößerung des stark von staatlichen Subventionen abhängigen Bevölkerungsteiles mit seinen demokratiepolitischen Konsequenzen ergibt. Ebenso wie die Tatsache, dass Vermögensaufbau/Altersvorsorge nur mehr mit Partizipation an besonders margenstarken Unternehmen und damit zu deren noch stärkerer Dominanz führt, mit all seinen sozial- und letztendlich auch machtpolitischen Verhältnissen.
Man kauft bei Amazon und man investiert bei Amazon, man kommuniziert und man investiert bei google und facebook und tut dies mittels ipad od. PC, also mit Apple, Microsoft und Nvidia, AMD und Intel und schaut auch dort Aktien od. vielleicht sogar gehebelte Finanzderrivate bei einem Rückgang günstig zu bekommen.

29.1.2021, A. Almeder

Kommentare	»
  1. betrachtet man die „kriegstreiberei“ der biden politik, dann ist auch klar, dass zur bekämpfung der krise und zur abfederung künftiger arbeitslosigkeit die rüstungsbetriebe massiv gestützt werden, als konjunkturstütze.

    Trackback by kurt strohmaier 29. Januar 2022 19:41

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