Umfrage zeigt: Wenn die Regierung schon was richtig machen will – ist die Bevölkerung dagegen.
Umfrage: 88 Prozent für dreispurigen A9-Ausbau
Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung unter 2.182 betroffenen Unternehmen sowie der Bevölkerung im Zentralraum Graz und in der Südsteiermark. Den von Bundesministerin Leonore Gewessler verordneten Planungsstopp für den dreispurigen Ausbau der A9 beurteilen demnach 83 Prozent negativ. „Anstatt von Wien aus eine weitere Stau-Zukunft zu verordnen, sollte die Ministerin endlich einmal mit den Betroffenen reden und ihre Sorgen ernst nehmen“, fordern WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg gemeinsam mit Vertretern des Gemeindebunds und der Region, den beiden Nationalräten Joachim Schnabel und Ernst Gödl.(https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20220113_OTS0103/umfrage-88-prozent-fuer-dreispurigen-a9-ausbau-bild )
Da scheinen viele noch in der Vergangenheit zu leben – etwa Josef Herk und Karl-Heinz Dernoscheg u.a. – aber leider auch anscheinend 83% der Nicht-Gewerbetreibenden.
So verständlich es für Lastwagenfahrer, Handlungsreisende und Pendler ist, dass sie für ihre Autos immer mehr Platz wollen, um zügig und mehr fahren zu können – wer braucht schon die blöden Felder und Wälder – nicht einmal die Bauern, sonst würden sie die ja nicht verkaufen. Es sollte sich aber auf Bürgermeister- und Gemeindbundeben – und auch in der WKO doch schon herumgesprochen habe, dass das mit dem Autoverkehr so nicht weiter gehen kann!
Dass anscheinend die Pendler und Zweithausbesitzer die übrige Gegend für wertlos halten, ist ein Armutszeugnis aber ihrem engen Horiziont geschuldet, der zumindest auf Gemeindebundeben ein weiterer sein sollte.
Es wird im APA-OTS-Artikel auch dargestellt, dass „bis 2035 im Süden von Graz abschnittsweise mit bis zu 92.000 Kfz pro Tag auf der A9 zu rechnen“ (ebd) ist – wobei 98 % der Befragten “ angeben, „dass die Autobahn an Werktagen hier häufig [jetzt schon] überlastet ist – von Reisewochenenden im Sommer ganz zu schweigen.“ (ebd)
Na super! Wer da – nach Herk und Dernoscheg „unideologisch“ ist – sollte daher gleich für einen fünf-spurigen Ausbau sein – weil: Wir hoffen ja, dass noch mehr Gäste kommen und der Lastwagenverkehr (=rollende Lagerhalle) wird, wenn Corona vorbei ist, ja auch wieder kräftig wachsen – und: Pendler in prekären Beschäftigungen werden ja auch mehr – und die BesitzerInnen von Zweitwohnsitzen nicht vergessen …
Es ist traurig! Da trifft eine Ministerin endlich auf einem Gebiet eine Entscheidung, welche die Zeichen der Zeit richtig deutet – und 83% wollen noch mehr Landschaft zubetonieren, damit sie ihren Individualverkehr haben.
Es wäre ja unzumutbar, den Schienenverkehr auszubauen (von Wildon nach Graz fährt ja ein Zug! Die Trasse könnte 4-gleisig ausgebaut werden) und die Landschaft zu schützen – wo kämen wir da hin? Wäre zwar billiger, aber da müsste das Gewerbe ja planen – könnten nicht „Delivery on Demand“ produzieren – und Gäste müssten mit dem Zug anreisen – und die Pendler müssten wie anno 1950 mit fremden Menschen im Zug sitzen – gar nicht zu reden, von der Zumutung zu gewissen Zeiten am Bahnhof zu sein – einfach unzumutbar! Da ist es schon viel besser alles zuzubetonieren – und jeder in seinem Wagen dahinzubrausen – hat man anno 1930 „Autowandern“ genannt (da hat es alllerdings noch mehr Grünflächen gegeben). Zukunft hat das allerdings keine mehr.
Gerne würde ich hier polemisch auf rückständige Steirerinnen und Steirer schimpfen – aber leider geht es anderswo – etwa in Linz – kaum anders zu (siehe etwa B139 Haid-Ansfelden; auch die wiener Stadtregierung mit ihren Straßenprojekten sei hier zu erwähnen).
Es ist zwar abzusehen, dass die Mobilität sich grundsätzlich wandeln muss – auch und gerade der Individualverkehr – und das rasch (die Energiepreise steigen rasant, Co2-Abgaben auch) – aber wenn es soweit ist, dass sich nur mehr die oberen 10.000 Autos leisten könne (das könnte schon sehr bald sein), reißen wir die Straßen halt wieder ab. Graz hat da schon Erfahrung mit sinnlosem Straßen-Auf und Abbau – ev. ist es ja ein Geschäftsmodell der Bauindustrie: Immer mehr Straßen bauen um sie dann wieder abzureißen – hat sich schon bei der Eisenbahn bewährt.
Merke lieber Wirtschaftstreibender, lieber Gemeindebund und Bürgermeister: Bei Geld und Bequemlichkeit ist das Hemd näher als der Rock! Und Umweltschutz – pha! Das ist doch etwas für Brasilien und so. Co2-Abgabe – die Zahlen doch eh die Konsumenten – also her mit neuen breiteren Autobahnen – und Eisenbahntrassen umwandeln zu Radfahrwegen – das ist Vernunft nach ökonomischer „Denke“.
Graz, 14.1.2022, W.Friedhuber
bei allem respekt, wenn ein nadelöhr in einer ansonsten exisiterenden 3-spurigen autobahn bleiben soll, dann kann das wohl nicht als progressiv und umweltschonend betrachtet werden.
dass künftige projekte im sinne der umwelt nicht angegangen werden ist ok………dass hingegen weitgehendst gediehene bauvorhaben nicht fertiggesetllt werden, ist net nachvollziehbar, wahrscheinlich haben die hardcore grünen und esoteriker aus dem flop mit zwentendorf nix gelernt………was soll die bahn im nadelöhr bringen ???? die öffis ? da sind ja vorrangig nicht die pendler betroffen, sondern der warenverkehr, welchen sinn ergibt es diesen lokal zu bremsen ??????? abgesehen davon, wenn die bahn bis spielfeld erst 2033 zweigleisig fertiggestellt wird werden (ob ein viergleisiger ausbau der strecke baulich derart umweltschonend auftreten kann, sei auch dahingestellt), dann könnte als übergangslösung das infrage gestellte autobahnstückerl fertiggestellt werden……..wenn die bahn derart einschlägt, kann ja problemlos zurückgebaut werden (siehe weiter unten ;-))……
vielleicht sollte man/frau sich erst einmal on location sachkundig machen um gewisse entscheidungen besser treffen zu können…….
n.b. ich hatte seinerzeit selbst gegen das akw gestimmt gehabt……bin auch ein umweltfreak, das schon immer, nur jegliche forderung vermeintlich alternativer ist für mich nicht nachvollziehbar.ja, und die polemisierenden oberösterreicher (vordergründiger klassenkampf bezüglich angeblicher zweitwohnsitze….), sollten wirklich zuerst einmal vor der eigenen türe kehren ;-) à propos geschäftsmodell der bauindustrie, das ist ja gang und gebe aktuell, ältere häuser werden bedingungslos vernichtet und abgetragen um betonkobel stattdessen aufbauen zu können (siehe die häuser der smart city). gag am rande, es werden dauernd die plattenbauten des ostens belächelt, ohne zu realisieren, dass die aktuellen betonbauten die qualität der plattenbauten aufweisen. die platten werden halt on location gegossen als fortschritt der technologie.
Trackback by kurt strohmaier 14. Januar 2022 19:35
Der Kommentar vom 14.1. zeigt die Problematik der Maßnahmen zur Krisenbewältigung gut auf: Am Bestehenden soll möglichst nichts geändert werden – wenn Änderungen, dann nur in der Zukunft.
Das Problem dabei ist nur, dass grundsätzliche Änderungen jetzt notwendig sind, um die Änderungen der Zukunft möglich zu machen.
Also: Stopp des Straßenausbaus sofort – Umschichten der Mobilität auf Massenverkehrsmittel sofort – sonst bleibt das Argument, dass ja nur Bestehendes fertig gebaut wird, auf alle Zeiten bestehe (auch neue Autobahnstücke sind ja „nur“ der Lückenschluss eines seit langem geplanten Autobahnnetzes).
… und um die Zukunft konzeptionell zu gestalten, ist es nicht unbedingt notwendig sich auf lokaler Ebene „sachkundig“ zu machen. Vor Ort gibt es immer Interessensgruppen, die Argumente haben, warum just für sie der Individualverkehr weiter ausgebaut (oder „fertig gebaut“) werden soll.
Die Änderung des Mobilitätskonzept ist eben nicht nur ein bautechnisches oder logistisches Problem – sondern ein Problem der gesellschaftlichen Zugänge – also ein höchst politisches.
Und ja: Wenn die Mehrheit der Bevölkerung am Individualverkehr und an der Art der Versorgung per LKW festhalten will, so ist das eine zu akzeptierende Tatsache – aber das Kritisieren dieser Haltung ist ebenfalls legitim.
Dass aktuell Straßenbauprojekte gestoppt werden ist aber Ausdruck eines Wählerwillens der Bundes-Bevölkerung – und in diesem Sinne konsequent.
Der Autoverkehr kann und soll nicht so weiter gehen – er muss abnehmen! Und wenn der Autoverkehr in den nächsten zwei- drei Jahre abnimmt, so reicht der Ausbauzustand der Autobahnen bei Weitem ….
Trackback by friedi 16. Januar 2022 07:12
ja,so kann man den klassenkampf auch führen……..
änderung,änderung, wie der wilde auf der maschin, nicht wissend wohin wir wollen, dafür sind wir schneller dort !
Trackback by kurt strohmaier 23. Januar 2022 17:08
da die polemik oberösterreicher und steirer anspricht, die aktuelle rodung von 18 hektar wald irgendwo im norden wurde aus umweltgründen nicht gestoppt. das wäre jedoch ein erster ernsthafter schritt gewesen…..
https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/aufregung-um-neues-betriebsansiedelungsgebiet-in-ohlsdorf;art4,3527596
Trackback by kurt strohmaier 23. Januar 2022 17:21
Kommentar 4 zeigt völlig zurecht auf, dass die Politik den Umweltschutz nur unter öffentlichen Druck ernst nimmt. Dort wo der öffentliche Druck (vor allem in der Bundeshauptstadt) nicht vorhanden ist – da herrschen lokale Interessen. Im Bsp oben in Oberösterreich – aber auch Tirol, Salzburg und Kärnten mit ihren Feriendörfern sollten nicht vergessen werden. Ich habe das Autobahnstück in meiner Polemik deswegen erwähnt, weil der Landschaftsverbau gerade für den Autoverkehr mehrere dieser Widersprüche vereint: Untragbarer Individualverkehr und Landschaftsvernichtung.
Natürlich gabe es noch 100te Beispiele – etwa auch der Schulbau in Umlandgemeinden – wo bestehende Schulen abgebrochen werden um Wohnsiedlungen zu errichten und anderseits Grünland mit eingeschossigen Schulgebäuden belegt wird und und und ….
aber eines ist überall das Gleiche: Die lokalen Interessen einiger zerstören die Umwelt für alle!
Trackback by friedi 24. Januar 2022 09:24
na, ja ,gerade lokal müßte entsprechend vorgegangen werden,wobei der gedanke einer umwelt für alle über eine virtuelle öffentlichkeit bestimmt, die davon profitieren will, in diesen fällen kontraproduktiv wirkt, da primär der tourismus damit angesprochen wird. wenn man heute in der kronezeitung liest, dass in schladming bodenpreise und wohnungspreise derart horrend sind, dass sich die bodenständige bevölkerung kein wohnen mehr leisten kann, dann ist das schon alarmierend. spekulation für zweitwohnungen von leuten, die dort urlaub machen, mehr nicht, net zweitwohnsitze von angestammten, die noch einen link zur familie oder so aufrechterhalten……..
klar ist dieser auswuchs an chaletdörfern eine katastrophe, die jedoch über lokale interessen hinweg durchgesetzt wird.
nur zerstören die lokalen interessen nicht die umwelt für alle, sondern die lokale umwelt, die natürlich ein anrecht auf schutz zu genießen hat.
subjektiv betrachtet ist mir wurscht ob in wien ein tunnel unter die donau gebaut wird, oder ob in mittersill eine chaletsiedlung errichtet wird, oder gar im kosovo die kelag bei der errichtung von flusskraftwerken strassen hinschludert, nämlich im naturschutzgebiet oder zumindest in unbeschädigten wäldern. ob mir das austrocknen des neusiedlersees zum denken gibt,ist eine andere sache, weil besonders das schicksal des aral sees als beispiel generell keine hoffnung verbreiten kann auch der tschadsee ladet kaum zum jubeln ein.
auch klar, dass der individualverkehr zu überdenken wäre, nur wenn der übergeordnet, z.b. in der eu, vom system aufoktroyiert wird, dann sollte auch dort der hebel angesetzt werden, die tiroler haben da genug probleme, dass sind nämlich die gleichen interessen jener minderheit, welche dann lokal ihrer zerstörungswut nachgeht, ohne die realen interessen der lokalen bevölkerung zu respektieren. wobei der individualverkehr unabhängig vom ausbau der straßen optimiert werden kann. n.b. von meinem wohnsitz ein paar kilometer ausserhalb von graz geht gerade noch am samstag in der früh ein bus in die stadt, der fährt dann am nachmittag wieder zurück. am sonntag ist nix, auch wenn an werktagen die verbindungen passabel sind. lösung ? zu fuß ? mit dem fahrrad ???? nun ja, praktisch besonders zum einkaufen…..ja,ja, anhänger und so…hatten wir schon alles in der guten alten zeit, da wurde als kompensation noch kohle verheizt oder technologisch hochstehender koks, ist es nicht ?
klaro wäre das angesprochene autobahnstück ernsthaft zu hinterfragen, da dieses auch ein zubringer zu den intendierten zubetonierungen im weinbaugebiet durch nicht lokale investoren und spekulanten auftritt…….primär als erster schritt muss eine unumstößliche raumordnung erarbeitet werden, danach können überflüssige bauten, wie straßen zurückgebaut werden, auch in der vergangenheit kanalisierte gewässer müßten in angriff genommen werden, wobei entlang der mur absolut schlechte beispiele gesetzt werden……..da haben die grünen umweltpropheten nix verhindert, da ja alles nicht unmittelbar co2 emmitierende als nachhaltig gilt. diese art nachhaltiger energie haben die grünen für das portfolio der evu’s durchgesetzt, damit für das profane volk die elktrizität massiv verteuert.. aus dieser spekulation heraus sollen jetzt pumpspeicherkraftwerke errichtet werden, die nur funktionieren,wenn billiger überschüssiger atomstrom zur vefügung steht, woher das wasser dazu kommt bleibt bis dato unbeantwortet, was wohl schwerwiegender auftritt als der gewinn durch den baustopp an einer autobahn.
Trackback by kurt strohmaier 24. Januar 2022 13:14