LINKEstmk 

  LinkeStmk | YouTube | Stmk gemeinsam | Grazer BI | Volksbegehren | Petitionen

2. Reisebericht aus Mexico

Bloged in Allgemein by friedi Dienstag Mai 22, 2012

PANCHO VILLA, THEODOR HERZL UND IGNATIUS VON LOYOLA (2.REISEBERICHT AUS MEXICO)

Mein zweiter Tag in Mexico City, am sonntaeglichen „Tag des Herrn“, verlief ziemlich durchwachsen: Besuch im Revolutionsmuseum, Buchpraesentation uber Theodor Herzl, den oesterreichischen Stammvater des Zionismus und Besichtigung des historischen Zentrums.

Ich wohne gleich neben der Plaza de la Revolucion, in einem sehr gemuetlichen Haus der Quaeker. Man/frau verschafft hier nicht nur ein preisguenstiges Quartier, sondern ist auch aktiv in den Bereichen Emmigrtion, Menschenrechte und solidarische Oekonomie. Da mich ein Freund erst um 11h abholt, habe ich Zeit eine erste Runde im Museum fuer die mexikanischen Revolution, das unterhalb des Revolutions-Monuments liegt , zu drehen. Das Monument ist doppelt von Interesse: architektonisch, weil es sich um eine „Umwandlung“ handelt: eine historische Vorlage fuer einen anderen Bau um die Jahrhundertwende (Stahlkonstruktion a la Eiffelturm) wurde umfunktioniert; und zweitens , wegen des Umstands WER dort begraben ist: die buergerlichen Fuehrer ebenso wie Pancho Villa!.

Die Ausstellung ist spannend – nicht zuletzt wehgen ihrer tollen Exponate-, analytisch gibt sie nur begrenzt etwas her. Sehr moderat heisst es an ihrem Ende zu der Frage “ Hat die Revolution das Land veraendert?“: Ja- vor allem kuturell“…

Die Buchpraesentation ueber Theodor Herzl im – durch strengste Sicherheitskontrollen abgeschirmten „Israelischen Sportzentrumm“ ist ein wahrer Hammer. Die PraesentatorInnen schaffen es, in fast 2 Stunden in keiner Weise den Zionismus auch nur leise zu problematisieren- das Wort „PalastinesterInnen“ faellt hoechstens ein-, zweimal! Thematisiert wird vor allem der persoenlich widerspruchsvolle Charakter Herzls. Der Autor selbst sieht die Dinge etwas kritischer. Weil keine Publikumsdiskussion vorgesehen ist, wende ich mich beim Buffet direkt an ihn. Wir fachsimplen ueber Luegers „funktionalen“ Antisemitismus („Wer a Jud is, bestimm ich“) , ob Herzl ein zureichendes Versteandnis des Antisemtismus hatte bzw. ueber die tatsaechlichen Resultate des Zionismus. Da die Zeit fehlt, vereinbaren wir schriftlich unsere Debatte fortzusetzen.

Das hervorragende Mittagesen, zu dem mich mein Freund einlaedt, ist auch soziologisch von Intersse. Waehrend wir am Vortag abends in einem sehr populaeren Lokal gegessen hatten („La Cita“), wo auch „skandaloese Lieder“ gesungen wurden, handelt es sich diesnmal um ein nmittelstaendisches Lokal. Ganze Familien- nicht selten mit etlichen Kindern- kommen, schmausen hier und lassen sich in keiner Weise anmerken, was rundherum an sozialen und sonstigen Katastrofen ueber die Buehne geht. Nur mit dem -politisch versierten- Ober gibt es eine kurze Diskussion- auch er meint, dass es „mit Lopez Obrador nur besser gehen kann“.

Ich lasse den Tag mit einem langen Spaziergang ausklingen. Beim Palacio de las Bellas Artes mache ich -fuer mich- eine interessante Entdeckung. Wahrend er aussen fin de siecle ist – der Bau wurde um 1900 begonnen, aber waehrend der Revolution eingestellt- offenbart sich Inneren art deco der Dreissiger Jahre vom Feinsten!

Ich schlendere weiter , mach kurz Rast bei Sanborns, wo auch Zapata und Pancho Villa – zum Schrecken der „feinen Gesellschaft“- diniert hatten und lande schlussendlich auf dem Hauptplatz Zocalo. In der monstroesen Kathedrale, die der Eroberer Hernan Cortez nicht zuletzt mit den Materialien des geschliffenenen Haupttempels der Azteken erbauen liess, registriere ich mit Schrecken , dass auch der entsetzliche Ignatius von Loyola, der Gruender des militanten Jesuitenordens, unter die „Heiligen“ eingereiht wurde…

Unter solchen Vorzeichen begebe ich mich zur Nacht“ruhe“…

Hermann Dworczak (0043/ 676 / 972 31 10 )

Keine Kommentare	»

No comments yet.

Leave a comment


RSS feed for comments on this post. TrackBack URI

Powered by Wordpress, theme by Dimension 2k