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Die Zeitungen jubeln über neues Schlossbergmuseum – mir treibt es die Tränen in die Augen

Bloged in Allgemein by friedi Sonntag Oktober 4, 2020

Graz hatte einst ein wirklich interessantes Museum am Schlossberg. Waffenraritäten waren zu sehen und in der Aufstellung der Kanonen in der Stallbastei konnte ein Hauch von Geschichte erahnt werden.

Nun: Weg damit! Der Event-Kultur geopfert. Das stimmige Flair musste einer neuen, dem Entfaltungswillen von Kreativkräften entsprechenden Gestaltung weichen.

Was die Taliban mit den Buddhastatuen vorzeigten, wird von Provinzgrößen auch bei uns umgesetzt: Weg mit dem alten Geraffel – wir wollen alles „unserer“ Weltsicht unterordnen – und diese Weltsicht ist – vor allem in Graz – eine Weltsicht der Gastronomen und Hoteliers – vulgo: Wirte.

Also die Stallbastei hat nun die Kanonen nach dem Geschmack eines kreativen Künstlers an der Wand aufgestapelt – ach wie kreativ – darauf muss man erst kommen! Dafür sind nun Rollstuhlrampen bis zum Geländer, damit auch Menschen mit Behinderung ohne Probleme den schönen Ausblick genießen können. Wohlgemerkt: Aussichtspunkte gibt es am Schlossberg zahlreiche – Museen, die die Zeit erfühlen lasse aber immer weniger (der Vorgang hat schon durch die Stadtvermarktung beim Zeughaus zuvor eingesetzt).

Erst wenn diese Schicki-Micki-Gasthaus-Kreativen ganz Graz in eine Open-Air-Gastgarten-Event-Zone verwandelt haben, wird man sich zu wundern beginnen, warum der Fremdenverkehr doch gleich die wirkliche Disney-World besucht, die so etwas wesentlich professioneller kann.

Wenn man sich frägt, wie so ein kulturvernichtendes Vorgehen möglich ist, so soll man sich nur die Exponenten der Stadt- und Landesregierung anschauen: Von sich überzeugte Klein-Potentaten, die, eingerahmt von Weinverkostungen und eingeflüstert von Nachwuchskreativen glauben, dass Kultur eben das wäre, was ihnen kurzfristig Umsatz bringt (etwa Bauspekulation usw.).

Auch hier ist zu sehen: Die neoliberale Gesinnung zerstört die Welt und vernichtet Kultur, ohne an die Stelle des Vernichteten etwas besseres zu setzen; dafür reicht nämlich weder das Interesse noch das ästhetische Empfinden. Welche Auswirkungen diese Haltung hat, ist in der Annenstraße massiv zu sehen und beginnt nun auch in der Herrengasse. Wenn alles nette, alltägliche durch die kreativen Macher vernichtet ist, kommen auch die Menschen nicht mehr. Wenn es kein historisches Feeling mehr gibt, alles nur mit Modeketten zugepflastert ist ansonsten aber kein Warenmix mehr existiert, kann man zwar, steuergeldfinanziert, noch ein paar Jahre seine Klinetel (UNI; Architekten, Stadtplanungsbürose) mit Aufträge versorgen – aber irgendwann ist auch damit schluss – dann bleibt nur mehr die große Verwunderung, wie das sein konnte.

Graz, 4.10.2010, W.Friedhuber

Ein paar Eckpunkte dieser Entwicklung in Graz zur Erinnerung:

– Kastnerdachausbau

– Hotel im Pfauengarten

– Abwanderung des Warenmix aus der Innenstadt

– Annenstraßenausbau, bei dem ein funktionierendes Konzept (Annenpassage) von der Stadt lahmgelegt wurde (selten wurde zuvor in Graz so viel Geld für die Vernichtung von Lebensraum ausgegeben – „danke“ Frau Stadträtin und Vizebürgermeisterin Rücker).

– Verlegung von Ämtern in die Peripherie

– Auflassung der Postinfrastruktur

– Vernichtung der innertädtischen Murauen

– Mißachtung des Bauverbots am Schossberg

– Ausuferned Schnigärten auf den Gehwege

– Abriss alter Bausubstanz (statt dessen wildwuchernde Wohnblocks – mit Leerstand)

– Forcierung der Bodenspekulation

– Vernichtung von innerstadtischen Grünraums

– Entzug des Künstlerhauses den steirischen Kunstschaffenden (wird nun vom Galeristen Sandro Droschl international „vermarktet“)

… die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen

Die Satiriksendung „Die Anstalt“ demaskiert die Kräfte, die hinter solchen Vorgängen stecken, an deutschen Beispielen deutlich. Siehe etwa: https://youtu.be/V49b13fYFik, oder https://youtu.be/AV_TXjFc5I8.

Auch bei uns in Österreich sind in der Bundes- und in den Ländesregierungen ähnliche Gesinnungen am Werk – gesteuert von Wirtschaftsgranden. Ein heftiger Widerstand dagegen wird immer notwendiger, da die Schäden, die diese „Macher“ verursachen, immer von der Masse der Bevölkerung bezahlt werden müssen, ohne dass diese auch davon profitieren könnten.

Kommentare	»
  1. wie wahr, wie wahr. das ehemalige garnisonsmuseum war charmant,der platz selber auch. zugebaut, umgestaltet, hat der ort die qualität der misslungenen gestaltungsversuche des jakominiplatzes und des griesplatzes erreicht. der horror am pfauengarten ist nicht zu beschreiben und die einheitsstandeln am hauptplatz werden nur durch die saufbuden zum advent in ihrer banalität getoppt. alles eiheitsnorm, wer will da noch über die plattenbauten des ostens lachen ????????
    wie war der slogan der kulturhauptstadt 2003 ? „graz darf alles „, nun ist das ganze zu „graz darf sich alles erlauben“ mutiert, wodurch der begriff „graz“ wohl durch „bürgermeister und freunde“ zu ersetzen wäre. leider ein horror und eine katastrophe !

    Trackback by kurt strohmaier 5. Oktober 2020 18:28

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