Der öffentliche Raum als Melkkuh
Nachdem nun auch der Gehsteigbereich rund um das Rathaus endlich weiter der freien Nutzung entzogen wird (siehe etwa: Cuisino) und die Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes immer weitere Blüten treibt (Hauptsache die Schickeria hat a‘ Freud), stehen schon die nächsten Vermarktungsobjekte – die Murufer – im Visier der „Tüchtigen“
Über die Propagandakanäle der Wirtschaft (Gratiszeitungen etwa „meine Woche“) wird die Nutzung der Murufer schon vorbereitet – wohlgemerkt: Nicht die Nutzung wie sie momentan ist, als Laufweg, als Spazierweg oder so – nein eine Nutzung die Innovativ ist: Bootsverleich, Gastgarten, Planschbecken usw.
Die Menschen werden eben schon darauf vorbereitet, dass die Murufer gastronomisch und touristisch genutzt werden sollen. Zuerst, wie etwa beim aktuellen Sandstrand mit Murwelle, vermutlich gratis und dann immer mehr kostenpflichtig – bzw. zur gastronomischen Nutzung vermietet.
Aus meiner Sicht: Die öffentlichen Plätze sollen öffentlich und ohne Kosten nutzbar bleiben!
Nicht wie aktuell beim Cuisino: Die sogenannten Sandler beim Billa-Eck müssen weg, die bekommen keine Sitzgelegenheit – die zahlungskräftige Schickeria darf natürlich in Sesseln am Trottoir sitzen und trinken (für die gilt Nagls Alkoholverbot nicht).
Ich war, als ich jünger war, auch in Graz. Am Hauptplatzbrunnen zu sitzen und ein Bier zu trinken, war kein Problem. Man war ja Bürger dieser Stadt und hatte natürlich Bürgerrechte. Heute muss man zur Schickeria gehören, bzw. das Bier teuer im Lokal kaufen, um von Herrn Nagl das Recht zugesprochen zu bekommen, ein Bierchen in Graz zu trinken. Merke: Wer Geld hat, darf auf öffentlichen Plätzen, die an private Gastronomen vergeben werden, natürlich saufen! Aber nicht der eigentliche „Eigentümer“ dieser öffentlichen Räume, der nicht in der Gastwirtschaft kaufen will – der wird vertrieben.
Die Stadt wird immer mehr zur Touristik- und Gastro- Zone für eine Schickeria.
Meinungsvorbereitende Artikel wie etwa in der Zeitung „meine Woche“, welch die öffentlichen Plätze als „Experimentierlabor“, als Raum für Kreativ-Projekte „Kinderbecken an der Mur“ darstellen, leisten hier dem Vorschub, was schlussendlich zur Zerstörung der Möglichkeit zur Nutzung für alle führt. Wenn dann das Murufer voll ist, mit zahlungspflichtigen Planschbecken, Gastgärten und Grafiti-Sprayer ist der ruhige, kostenfreie Erholungswert beim Teufel.
Darum: Hände weg von den Grünoasen der Stadt! Keine Kommerzialisierung der kleinen Murufer-Au!
Auch wenn ich hier eventuell zu schwarz sehe, die Vorgänge um die Pfauengartenverbauung, das Kastner-Dach, die Zerstörung des Joanneums (hinterer Eingang, Bürgerstube, begrünter Hof) und nun dieses idiotische Murkraftwerk hat mein Vertrauen in die Stadtregierung ziemlich restlos vernichtet.
Die Stadt wird von Pfeffersäcken regiert und die kennen nur ihre kurzsichtigen Profitinteressen.
21.7.2017, W.Friedhuber
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