[Wien][Frauen in Schwarz] Sa., 11.03.2017, „Israeli Apartheid Week 2017 – Geisterstadt Al Khalil / Hebron“
Mahnwache von Frauen in Schwarz (Wien)
Samstag, 11. März 2017, von 14.00 – 16.00 Uhr
Graben / Ecke Kohlmarkt
1010 Wien
Israeli Apartheid Week 2017 – Israelische Apartheid Woche 2017
Al Khalil / Hebron – von Israel erzwungene Geisterstadt
Israels Apartheid am Beispiel von Hebron / Al Khalil:
- 800 israelische Siedler haben die Stadt von ca.200.000 Einwohnern in eine Geisterstadt verwandelt. Ein Teil der Stadt (inkl. Altstadt, mit Shuhada Straße), genannt Zone H2, steht unter voller israelischer Militärkontrolle
- 42% der palästinensischen Häuser wurden enteignet
- 77% der Geschäfte wurden zwangsweise geschlossen
- Die israelische Armee verbietet seit 1994 Palästinensern die wichtigste Nord-Süd-Straße die historische Shuhada Straße zu benutzen (früher zugleich wichtigste Einkaufsstraße)
- Israels Behörden versagen systematisch dabei, gewalttätige Angriffe der Siedler auf Palästinenser zu verhindern. Etliche der Soldaten sind selbst Siedler oder Söhne /Töchter von Siedlern.
- Kein Schutz der Palästinenser durch israelische Soldaten und Polizei – sie sehen den Siedlerangriffen schweigend zu. Sie schützen nicht einmal die palästinensischen Kinder auf ihrem Schulweg vor den Attacken der Siedler. Der einzige Schutz sind die Menschen der freiwilligen Friedensgruppe Christian Peacemaker Teams, die die Kinder täglich begleiten.
- Von Anfang Oktober bis Ende Dezember 2015 wurden in Israel und den besetzten Palästinensischen Gebieten (inkl. Gaza) mehr als 136 PalästinenserInnen in der Welle der Gewalt getötet. Ca. ein Drittel dieser Vorfälle passierte in Al Khalil (Hebron), wo im Durchschnitt von Anfang Oktober bis Ende Dezember 2015 alle 3 Stunden ein Palästinenser verwundet oder getötet wurde.
- Im Jahr 2016 wurden in der Provinz Hebron durch israelische Soldaten und israelische Siedler 36 Palästinenser getötet, darunter 13 Kinder; 341 wurden verletzt, darunter 126 Kinder. Im selben Zeitraum wurden in der Provinz Hebron durch Palästinenser 4 Israelis getötet (einer davon von eigenen Soldaten), und 25 verletzt.
Die Altstadt von Al Khalil / Hebron, die sich in der „Zone H2“ befindet, d.h. unter voller israelischer Militärkontrolle, ist seit Mitte November 2015 Gegenstand neuer dramatischer Restriktionen. Israelische Soldaten konfiszierten etliche Häuser im Tel Rumeida Stadtteil und hindern die Einwohner daran, die Gegend zu verlassen oder zu betreten. Sie erklärten das Gebiet zur Militärzone, ähnlich wie auch in Teilen Ost Jerusalems.
Die 50 Familien, die in Tel Rumeida leben, mussten sich bei den israelischen Behörden registrieren. Die neuen Vorschriften sind ein schwerwiegender Einschnitt ihrer Bewegungsfreiheit. Sie müssen strenge Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen, bei jedem Verlassen von oder Eintreten in ihre Häuser.
Die israelische Menschenrechtsgruppe B’Tselem erklärte „diese Entwicklung als unmoralisch, drakonisch und realitätsfern“, und „sie erzeugt eine kollektive Bestrafung der Einwohner Hebrons, welche unschuldig verdächtigt, und gezwungen werden, ernsthafte Beeinträchtigungen ihres Alltagslebens zu erleiden.“
Ein Militärsprecher erklärte, die Maßnahmen seien eine Reaktion auf die zunehmende Gewalt, und zielen auf die Trennung der jüdischen und palästinensischen Bevölkerung der Stadt ab. Wie bei Operation „Breathing Closure“ wurden die Pläne als unbestimmte „Vorsichtsmaßnahmen“ verordnet, um „potenzielle Attacken in Zukunft in Grenzen zu halten und die Sicherheit und das Wohlbefinden der Israelis aufrecht zu erhalten“.
„Junge Palästinenser sind ständig ein Angriffsziel“
Dass in der Altstadt der am 26. Oktober 2015 von 7 Schüssen abgefeuert von israelischen Soldaten verwundete Saad al-Atrash, 19, 40 Minuten liegen gelassen wurde, und zu Tode blutete, nennt Amnesty International einen „speziellen ungeheuerlichen Fall, der mehr einer außergerichtlichen Hinrichtung als einem Akt der Selbstverteidigung gleicht.“
Issa Amro, Leiter der lokalen NGO “Youth Against Settlements“ (https://www.facebook.com/media.yas/) sagte vor 1 Jahr: “Es war schon davor schlimm, aber die neue Anordnung ist schießen um zu töten, und dann die Tötung zu bestätigen. Sie schießen und stellen dann Fragen. In der Vergangenheit nahmen die Soldaten Mitglieder des Widerstands ins Visier. Heute haben die Leute das Gefühl, sie werden jeden töten.“
Ebenfalls unter den Getöteten war Houmam Adnan Isied, 23. Sein Cousin Motasem sagte über das Geschehene: „All dies passiert jungen Leuten. Sie sind Ziel von kaltblütigen Tötungen, wie mein Cousin. Er wurde an einem Platz mit vielen CCTV Kameras erschossen. Sie behaupteten, er versuchte einen Soldaten zu erstechen. Wir forderten, die Aufzeichnungen zu sehen. Natürlich verweigerten sie dies, wir konnten ihn noch nicht einmal beerdigen. Diese Woche sollte uns sein Leichnam übergeben werden. Sie machten zur Bedingung, sie würden ihn nur um Mitternacht freigeben, und wir hätten bis 3.00 Uhr morgens Zeit ihn zu begraben.“
Al Khalils / Hebrons Altstadt – eine Geisterstadt
Die Statistiken können kaum die harte Realität des täglichen Lebens der Einwohner wiedergeben. Seit Jahren sind die Geschäfte und meisten Häuser der Shuhada Straße, des alten Basars und der unmittelbaren Umgebung per israelischer Zwangsverordnung geschlossen, viele längst dem Verfall preisgegeben. Tausenden Familien ist das Einkommen entzogen. Seit 1 ½ Jahren fühlen sich die Menschen unsicherer als je zuvor. Sie wissen nicht wann, wo oder was die Soldaten ihnen antun. Vor allem junge Palästinenser können jederzeit und an jedem Ort in Hebron angegriffen werden.Al Khalil / Hebron ist ein Einzelfall verglichen mit anderen Städten der Westbank, durch die Präsenz von ca. 800 zionistischen Siedlern, die in konfiszierten Häusern leben und von der doppelten Anzahl israelischer Soldaten unterstützt und beschützt werden, basiert an 18 Militärsperren. 30.000 palästinensischen Einwohnern (Zone H2, Altstadt) wird dadurch das Leben vehement erschwert. Obwohl die Stadt an Repression, Gewalt und Militärkontrollen gewöhnt ist, erlebte sie keine solch extremen Maßnahmen seit dem Goldstein Massaker *), als Israel danach Gebiete abriegelte und für 6 Monate eine 24stündige Ausgangssperre verordnete. Die neuen Militärrestriktionen dauern nun bereits 1 ½ Jahre.
Dieser Text basiert auf Berichten der Journalistin Megan Hanna auf „Mondoweiss“, einer unabhängigen Internetseite der Journalisten Philip Weiss und Adam Horowitz; sowie auf Statistiken des „UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs“ OCHA oPt.(www.ochaopt.org)
*) Die Ibrahimi (Abraham) Moschee ist ein für Juden wie Moslems heiliger Ort. Der Überlieferung nach ist hier die Grabstätte der Stammväter Abraham, Isaak und Jakob. 1994 verübte der jüdische Siedler Baruch Goldstein einen Terroranschlag, bei dem er 29 betende Palästinenser erschoss, bevor er von Überlebenden erschlagen wurde. Sein Grab wird von jüdischen Siedlern verehrt, wie das eines Heiligen. Der damalige Präsident Yitzhak Rabin hätte die Siedlung Kiryat Arba, aus der Goldstein kam, schließen können, verhängte aber stattdessen eine monatelange Ausgangssperre über die palästinensischen Bewohner Hebrons.
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Empfehlenswerte Webseiten
www.pacbi.org – Palestinian Campaign for the Academic & Cultural Boycott of Israel
www.imemc.org – International Middle East Media Centre
http://palsolidarity.org/ – International Solidarity Movement
www.ochaopt.org – Office for the Co-ordination of Humanitarian Affairs in the Occupied Palestinian Territories
www.jewishvoiceforpeace.org – Jewish Voice for Peace
www.palestinemission.at – Die Vertretung des Staates Palästina in Österreich
www.btselem.org – The Israeli Information Center for Human Rights in the Occupied Territories
www.kibush.co.il – Israeli Website mit Nachrichten und Kommentaren über die Besatzung
www.mondoweiss.net – Independent website about developments in Israel/Palestine & related US foreign policy
https://electronicintifada.net/ – Independent online news publication focusing on Palestine
www.dci-pal.org – Defence for Children International-Palestine Section
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