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Inwiefern ist Antisemitismus Teil des jüdischen Selbstverständnis?

Bloged in Allgemein,Krise by friedi Sonntag Oktober 29, 2023

Die Medien berichten: In Deutschland und Österreich nimmt der Antisemitismus stark zu. Teilweise wird diese Zunahme eingewanderten Muslimen zugeschrieben, teilweise aber auch den stärker werdenden Rechtsruck in der Politik. (siehe: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20231022_OTS0031/antisemitismus-meldestelle-signifikante-zunahme-antisemitischer-vorfaelle-in-oesterreich-seit-hamas-massaker )

Nachfolgend versuche ich aus sehr persönlicher Sicht eine Analyse der gemeldeten Zunahme an Antisemitismus in Österreich.

Zu aller erst ist festzuhalten, dass Antisemitismus ein breiter Begriff ist (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus ). Die Antisemitismusmeldestelle definiert Antisemitismus wie folgt:

„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort und Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und / oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen und religiöse Einrichtungen.“ (https://www.antisemitismus-meldestelle.at/berichte)

Als antisemitische Vorfälle rechnet die Antisemitismusstelle 5 Kategorien (siehe: ebd. ) :

  1. Physische Angriffe
  2. Bedrohungen
  3. Sachbeschädigungen
  4. Verletzendes Verhalten
  5. Massenzuschriften

Ein erstes Problem ist, dass in der Meldung über Antisemitismus leider nicht klargelegt welche Vorfälle betroffen sind. Sind es Angriffe auf jüdische Personen? Sind es Parolen bei Demonstrationen? Sind es Wandschmierereien? Oder ist es alles zusammen? Ich vermute, dass die Meldestelle in der Meldung alle 5 Kategorien zusammen meint, dass also  als antisemitisch jegliche negative Äußerung Juden oder Israel betreffend gewertet wird. Der Löenanteil der Meldungen dürfte daher den Parolen der Demonstrationen betreffen –  also die Kategorien 4 und 5 betreffem. Die letzte Statistik der Antisemitismusmeldestelle stammt aus dem Jahr 2022. Da haben sich die Vorfälle wie folgt verteilt (siehe: Antisemitische Vorfälle Jänner – Juni, 2022 ):

Von den 381 gemeldeteb Vorfällen waren:
7 physische Angriffe (1. Halbjahr 2021: 8)
12 Bedrohungen (1. Halbjahr 2021: 11)
61 Sachbeschädigungen (1. Halbjahr 2021: 58)
82 Massenzuschriften (1. Halbjahr 2021: 154)
219 Fälle von verletzendem Verhalten (1. Halbjahr 2021: 331)

Dabei sehe ich als zweites Problem die Wertung an: Bei Sachbeschädigung – ist das die dumme Schmiererei von jugendlichen – etwa Hakenkreuze an der Wand – gemeint oder tatsächlich gegen Juden gerichtete Sachbeschädigung wie eingeworfene Fenster?  Ähnlich verhält es sich für micht bei den Fällen verletzenden Verhaltens: Sind das Beschimpfungen im Streit oder tatsächlich rassistisch gemeinte Diskriminierungen. Ich glaube tatsächlich, dass es wichtig wäre, hier zu unterscheiden. Zwar könnte man argumentieren, dass auch eine im betrunkenen Zustand angeschmierte Hausmauer im Kern die Gesinnung wieder gibt – für mich ist das aber etwas anderes wie eine nüchtern aufgemalte Hassparole.

Das generelle Problem in der Zuordnung von Vorfällen ist: Der Antisemitismus im klassischen Sinn richtet sich gegen Juden per se und wäre besser mit Judenhass zu benennen. Die Stelle des Antisemitismusbeauftragen in Deutschland hält fest:

„Dabei hat Antisemitismus mit realen jüdischen Menschen nichts zu tun, er entsteht unabhängig von ihrem tatsächlichen Verhalten.“ (Antisemitismusbeauftragter.de)

Dies scheint aber bei der aktuellen Antisemitismuswelle so nicht der Fall zu sein. Diese Aversion gegen die israelische Politik – der gemeldete Antisemitismus – ist, wie die Meldestelle auch ausweist, ereignisgetrieben.

“ In den ersten 13 Tagen seit Beginn des Kriegs wurden insgesamt 76 antisemitische Vorfälle gemeldet“ (OTS, 22.10.23)

Es bleibt bei der  Zuschreibungen aber meist unberücksichtigt, wie das Verhalten der jüdischen Gemeinden oder die Politik Israels im Allgemeinen war – also ob der gemeldete Antisemitismus nicht die Protestreaktion auf als untragbar empfundene Vorgänge waren – also nicht unabhängig vom realen Verhalten von jüdischen/israelischen Personen oder Institutionen.

Die Zuschreibung von Antisemitismus ist eigentlich für die Menschen aus Palästina, Syrien usw. sowieso unpassend, da sie selbst großteils Semiten sind – nur eben keine Juden. Aber sei es wie es sei – ich verstehe hier im Allgemeinen unter Antisemitismus ein Verhalten, das von Juden oder Israelis als Aversion empfunden wird.

Die Frage ist also: Woher kommt die Aversion? Woher kommt der gemeldete Antisemitismus der importiert ist und woher kommt der autochthone Antisemitismus.

Der „importierte“ Antisemitismus

Dass gerade Menschen, die mit inhumanen Mitteln von jüdischen Siedlern aus ihrer Heimat gedrängt werden, dass Menschen, die von israelischer Politik terrorisiert werden, keine Freunde Israels sind, ist nachzuvollziehen – aber sind sie deshalb auch schon Antisemiten im klassischen Sinn, also Menschen, die andere Menschen hassen, weil sie Juden sind? Ist es nicht verständlich, dass Menschen, denen jüdische Siedler das Land geraubt haben, denen der Staat Israel die Kinder einsperrt und die unter den rassistischen Vorgehen gegen sie zu leiden haben, keine Freunde von Israel sind. Da Israel sich als Staat der Juden versteht, fällt hier also der Zorn auf das Vorgehen des Staates Israel mit dem Zorn auf Juden zusammen. Das ist zwar nicht der klassische Antisemitismus, der ja mehr oder minder grundlos auf einen Hass gegen Juden gründet. In der Alltagspolitik wird dieser Zorn auf Israel – auch von Israel selbst – gern als Antisemitismus gewertet. Dieser Zorn auf unmenschliches Vorgehen des Staates Israel etwa gegen Palästinenser wird medial, auch und gerade von jüdischen Gemeinden, zu einem historischen Antisemitismus erklärt. Das muss Menschen, denen man gerade das Land geraubt hat erst recht wütend machen. Da wird ein berechtigter Protest zum Antismitismus gemacht. Der Zorn gegen Zuständen wird instrumentalisiert. Je brutaler Israel etwa gegen die Palästinenser vorgeht, desto mehr nimmt auch der Hass gegen Israel zu – der dann als Antisemitismus ausgwiesen wird. Leider ist es ja so, dass dieses Vorgehen dann tatsächlich zum Antisemitismus wird und sich manifestiert. Leider arbeiten hier die meisten österreichischen Istitutionen, geleitet vom Narrativ der Judenverfolgung – die es längst nicht mehr gibt – mit. Wenn diese Politik so weiterverfolgt wird, ist die Eskalation im Nahen Osten gewiss – dann werden die Unterdrückten in Palästina, Gaza, Syrien usw. vermutlich unter dem Titel des Antisemitismus zur Schlachtbank geführt – unf der Antisemitismus wird auch bei uns weiter steigen.

Wie ist es nun aber mit den angeblich steigenden Antisemitismus der autochtonen Österreicher?

Nun: Die jüdischen Gemeinden sind recht aktiv in der österreichischen Innenpolitik. Als Beispiel bringe ich hier einen Vorfall in Graz aus der jüngsten Zeit.

„Grazer Bürgermeisterin kann Ausladung durch jüdische Gemeinde zur Gedenkfeierlichkeit nicht nachvollziehen.“ (Kornen Zeitung, Samstag, 28. Oktober 2023, S. 18f.)

Da hat Herr MMg. Elie Rosen, „Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Mandatare der KPÖ mittels öffentlichen Brief“ (ebd.) von der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht ausgeladen. Aus meiner Sicht ein schwerer Affront gegen die Stadtregierung. MMg Rosen nennt als Begründung, dass die KPÖ in ihrem Volkshaus propalästinensische Veranstaltungen abhält (siehe ebd.). Aus meiner Sicht, scheint das aber die Rache dafür zu sein, dass die KPÖ im Gemeinderat gegen das Anbringen der Fahne Israels am Rathaus gestimmt hat. Sei es wie es sei: Hier ist zu sehen, dass sich eine Religionsgemeinschaft das Recht herausnimmt, nach ihren Gutdünken in die Politik einzugreifen indem er die Ausladung in einem öffentlichen Brief tätigt. Solche Eingriffe in die Politi tut Herr MMg. Rosen gerne für seine Religionsgemeinde. Er sorgt dafür, dass die kleine jüdische Gemeinde in Graz – ca. 150 Gemeindemitglieder (siehe: https://nunu.at/artikel/klein-aber-aktiv-die-juedische-gemeinde-in-der-steiermark/) in der Politik ein überproportionales Maß an Eifluss hat. Ein Vorgehen, das zwar der jüdischen Gemeinde nützt, die Solidarität der nichtjüdischen Grazer aber schwächt. So hat vermutlich auch auf Intervention von Herrn MMg. Rosen das Land Steiermark die Saalmieter für eine Diskussionsveranstaltung der Steirischen Friedensplattform gekündigt (siehe auch: https://www.linkestmk.at/archive/26475 ) um eine Diskussion über Meinungsfreiheit im Zusammenhang mit BDS zu verhindern. Es ist von Seiten der jüdischen Gemeinde – bzw. ihrer Vertreter – eben kein offenes Willkommen und keine Toleranz gegen andere gegeben. Es wird meinungslenkend, meinungsunterdrückend Einfluss genommen – wie ja auch das Argument von MMg. Rosen als Begründung für das Ausladen der KPÖ bei der Gedenkfeier zeigt. Natürlich kann jeder Verein zu seinen Veranstaltungen ein- und ausladen wen er will – aber ein Akt der Versöhnung ist es nicht, wenn man die Bürgermeisterin einer Stadt auslädt, weil die Partei in ihrem Volkshaus auch Palästinenser zu Wort kommen lässt. Dass als Reaktion auf solche Einflussnahme dann an Stammtischen oder in Diskussionen abfällige Bemerkungen bezüglich der jüdischen Gemeinde folgen können, sehe ich als verständlich an.

Für mich stellt sich in Summe schon die Frage: Braucht Israel, braucht das Judentum den Antisemitismus als Identitätsnarrativ?

Ich für mich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass autochthone Österreicher 70 Jahre nach dem Krieg und der Judenverfolgung, 70 Jahre Umerziehung und Wiedergutmachung noch wirkliche Antisemiten sind. Dass auch autochtone Österreicher die Politik Israels kritisieren – ja; dass das Vorgehen von jüdischen Exponenten in manchen Punkten kritikwürdig ist – ja; aber ist es wirklich so, dass jede Kritik an jüdischen Aktionen gleich Antisemitismus ist?

Umgekehrt: Ist der Protest und der Zorn der aus Palästina Vertrieben wirklich Antisemitismus?

Ich komme immer mehr zu Schluss, dass der Antisemitismus zum guten Teil konstruiert wird, um eine gewisse Art der Politik gegen Kritik zu immunisieren bzw. politische Forderungen stellen zu können, die sonst haltlos wären.

Aus meiner Sicht wäre es für eine friedliche Welt sehr wünschenswert, wenn die jüdische Gemeinde, wenn Israel nicht nur die anderen kritisieren und sich als Opfer darstellen, sondern das eigene Verhalten überdenken würde.

Graz, 29.10.23, W.Friedhuber

Kommentare	»
  1. die angestammten sepahrdischen juden sind in israel mittlerweile eine minderheit. die mehrheit kommt aus europa und ist nicht semitisch, die palästinenser in israel und umgebung hingegen schon, das nur zur absurden semantik.

    ich hege das gefühl schon lange, dass sich der mmag.rosen einiges herausnimmt, was ihm als vermeintlicher bürger der stadt graz nicht zusteht. dass er jude ist hat demnach die qualität des jiddisch pokers beim ephraim kishon, wenn dort „ben gurion“ ausgesprochen wird, dann gilt das als ultimativer trumpf, dagegen gibt es nichts. so, ist aktuell keine kontroverse möglich, es hat das vorgegebene zu gelten, alles andere ist eben antisemitismus………

    Trackback by kurt strohmaier 29. Oktober 2023 16:10

  2. ;-)

    https://unser-mitteleuropa.com/musk-provoziert-us-kriegstreiberei-iran-will-krieg/

    Trackback by kurt strohmaier 29. Oktober 2023 16:27

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