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[Reiterer] Die Kosten der COVID-Politik

Bloged in Allgemein,Krise by friedi Mittwoch Dezember 15, 2021

Die Covid-Pandemie und die von der expertengetriebenen Politik dagegen hat katastrophale Nebenwirkungen. Damit meine ich nicht, dass Radiojournalisten und Experten nicht einmal mehr wissen, wie man Quarantäne ausspricht – sondern die Kosten der Maßnahmen für das Individuum und die Wirtschaft.

Albert F. Reiter widmed sich in seinem dritten Analyseversuch der Vorgänge um Corona diesem Thema: Wie können die Auswirkugen auf der Basis von sozio-ökonomischen Grundlagen bewertet werden. Diese Bewertung ist naturgemäß etwas abstrakt, will heißen, sie setzt nicht beim subjektiven Leid an, sondern bei demographisch- wirtschaftlichen Zahlenmaterial. Aber gerade durch diese Abstraktheit wird ein Blick auf Facetten der Politik frei, der sonst verborgen bleibt.

Der Text der Analyse (für die PDF-Datei die auch die referenzierten Bilder enthält ist ein Link am Ende).

COVID 19: Was läuft wirklich ab, 3

Die Kosten der COVID-Politik 1: Österreich – ein hoch entwickeltes Land

Bereits seit einem guten Jahr gibt es eine Reihe von Studien über die Kosten der Politik um Covid. Nicht in Österreich – bewahre. Es sind in der Regel Leute aus internationalen Organi­sationen, welche da versuchen, abzuschätzen, welche Schäden wir derzeit erleiden. Bevor wir aber diesen Experten aus der Weltbank, der BIZ, etc., Beifall klatschen, muss sofort nachge­schoben werden: Es sind eben Experten. Das heißt: Sie versuchen, die oft sehr klaren Aus­sagen ins Gegenteil zu drehen. Überdies sind die meisten von ihnen mainstream-Ökonomen. Und das heißt: Sie fangen nicht selten mit so verrückten und völlig wertlosen Konzepten wie dem kardinalen Nutzen an, präsentieren pseudo-exakte Gleichungen (weil eben „Nutzen“ keine bisher kardinalisierbare, d. h. exakt quantifizierbare Größe ist); usw. Trotzdem lassen sich auch aus diesen Beiträgen mit einiger Mühe nützliche Informationen herausfiltern.

Ich will keineswegs mit dem Nutzen beginnen. Ich möchte eine andere „Währung“ benützen. Ich habe in den Beiträgen [gemeint sind die vorhergehenden Analysen – etwa https://www.linkestmk.at/archive/21057 ] nicht zufällig solchen Wert auf die verlorenen Lebensjahre gelegt. Sie ermöglichen uns nämlich, den möglichen Vorteilen der bisher verfolgten Politik in ver­gleichbarer Weise Schäden gegenüber zu stellen. Erst dann werden wir auf weitere Kosten zu besprechen [kommen], die nicht so unmittelbar abzuwiegen sind.

Verstehen wir uns richtig: Auf keinen Fall will ich in die dumme Klage über die Trivialisierung des Tods durch Kosten-Überlegungen einstimmen. Ich halte z. B. die für viele [ab]stoßende Sprache des Gary Becker („Preis von Qualitäts-Kindern“, …) sogar für einen Vorteil. Sie erinnert an das Fakt, dass unsere „letzten Sinnziele“ (das Gute Leben, etc.) eines Aufwands bedürfen. Die menschliche Praxis und Aktivität verbraucht Ressourcen, die erarbeitet werden müssen. Meine Kritik geht gegen die ideologische Verwendung wolkiger Konzepte in einer Schein-Arithmetrisierung. Sie dient nur der Vernebelung der realen Verhältnisse.

Bevor wir einsteigen, ist noch ein ganz wesentlicher Punkt hervorzuheben: Im folgenden Bei­trag ist von Österreich die Rede, also von einem hoch entwickelten Land. Wir wissen inzwi­schen – und alle internationalen Institutionen geben dies zu – , dass die Schäden dieser Politik viel stärker die schlecht entwickelten Länder treffen, die auf Grund ihrer Alters-Struktur von COVID eher wenig betroffen sind, umso mehr aber vom Hunger in Folge der Wirt­schaftskrise.

Beginnen wir mit einem wesentlichen Interessensfeld der Demographie in den letzten Jahren. Es geht um die sozial differenzierte Lebenserwartung, d. h. die Unterschiede in der Lebenser­wartung nach Klasse / sozialer Schicht. Das ist ein seit vielen Jahren und Jahrzehnten bekann­ter Sachverhalt. Menschen aus der Unterschicht, Arbeiter, solche mit niedrigem Einkommen, mit geringer formaler Bildung (also z. B. solche, die nur einen Grundschul-Abschluss haben), leben deutlich kürzer. Sie haben, technisch gesprochen, in einem Alter von z. B. 35 Jahren, eine um viele Jahre geringere fernere Lebenserwartung.

Doch neben dieser Tatsache gibt es seit noch nicht so langer Zeit Untersuchungen zur Frage: Was bewirkt Arbeitslosigkeit? Die Antwort aus einer ganzen Reihe von Ländern ist ganz klar: Arbeitslosigkeit senkt die fernere Lebenserwartung deutlich. In Österreich wurden solche Untersuchungen nie gemacht. Hier untersuchte dagegen das von der Akademie der Wissen­schaften gegründete und geführte Institut für Demographie die höhere Lebenserwartung ihrer „ordentlichen“ Mitglieder, der alten Professoren. Kein Witz: Dies war ein teures Projekt. Ja die Wissenschaft! Die weiß eben, auf was es ankommt.

Nach den vorliegenden Untersuchungen (Laditka 2016, Halliday 2014, Scholz u. a. 2009 und 2010, Moser u. a. 2003) über den Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Lebenserwartung kostet Arbeitslosigkeit einen erheblichen Lebenszeitraum: In den USA sind es drei bis vier Lebensjahre. In anderen Ländern wurden ähnliche Größenordnungen erhoben. Selbst in der BRD, wo es ja einen Großversuch soziale Differenzierung (d. h. gesteigerte Ungleichheit) durch den Anschluss der Ex-DDR gibt, findet sich eine Untersuchung mit der Überschrift: „Lebenserwartung sinkt durch Arbeitslosigkeit um ein Jahr“ (Demographische Forschungen 3 / 2010). Längere Arbeitslosigkeit kostet auch in Europa mit besser als in den USA ausgebau­ter Absicherung (? Hartz IV!) der Arbeitslosen mindestens ein Lebensjahr.

Laditka, James N., u. a. (2016), Unemployment, disability and life expectancy in the United States: A life course study. In: Disability and Health Journal 9, 46 – 53.

Life expectancy in years

low unemployment high unemployment
African-American, male 71,4 68,5
African-American, female 77,1 73,7
„white“, male 76,9 73,7
„white“, female 80,6 77,5

Die Forschung schreibt die mit der Arbeitslosigkeit verbundene geringere Gesundheit meist dem Stress zu. Man hat Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und Arthritis, Demenz, Depression, Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Fettleibigkeit, Schlaganfällen, geringerer Selbsteinschätzung und Selbstmord hergestellt. Weiters wurde ein Zusammenhang mit Beeinträchtigungen im täglichen Leben genannt. … Arbeitslosigkeit mindert die Effizienz in der Selbstorganisierung . … Solche Personen werden körperlich träge und neigen zum Alkohol. … Schließlich beeinträchtigt sie soziale Kontakte und Beziehungen…“ (47) [Stress ist natürlich ein ziemlich inhaltsleeres Wort]

Ende April 2020 waren in Österreich offiziell 571.477 Menschen arbeitslos. Wir sprechen noch gar nicht von der versteckten Arbeitslosigkeit durch Kurzarbeit. Genau ein Jahr zuvor waren es 296.275 Arbeitslose gewesen. Wir können diese zusätzlichen 275.202 Arbeitslosen alle ohne Umstände der „Corona-Politik“ zuschreiben. Vorher war es nämlich mit einer endlich aufkommenden wirtschaftlichen Erholung zu einer gewissen Abnahme der seit Jahren hohen Arbeitslosigkeit gekommen. Können wir nun einfach alle 275 Tausend mit 3 Jahren multiplizieren? Das wäre unseriös. Hier sind viele kurzfristige Arbeitslose drinnen, welche einige Wochen der Arbeitslosigkeit manchmal sogar als Erholung empfinden konnten. Aber vergessen wir nie: Auch die erleiden einen Einkommensverlust.

Gut. Dann sehen wir uns die Langzeit-Arbeitslosigkeit an! Die Betroffenen empfinden dies ganz sicher nicht als Erholung, sondern als existenzielle Bedrohung.

Es gab im November 2020 um knapp 35.000 mehr Langzeitarbeitslose als ein Jahr zuvor. Ich wähle November, weil heuer die letzten Zahlen verfügbar sind. Im Übrigen ist das Monat weitgehend belanglos. Saison-Effekte existieren bei Langzeit-Arbeitslosen nicht oder kaum. Wir könnten jeden anderen Monat auch nehmen. Bei diesen Personen sind wir sehr wohl berechtigt, die oben genannten Zahlen zu verwenden. Allein aus dem Effekt der Langzeit-Arbeitslosigkeit können wir ersehen, dass die „Maßnahmen“, insbesondere das Zusam­menschlagen der Wirtschaft, wahrscheinlich 95.000 Lebensjahre kosten werden. Und was steht dem gegenüber? Das ist schwieriger zu sagen. Vergleichen wir mit Schweden, wo diese „Maßnahmen“ nicht getroffen wurden, so müssen wir sagen: Wahrscheinlich haben sie fast nichts gebracht. Doch seien wir einen Moment entgegenkommend. Sagen wir, es hätte ohne sie doppelt so viele „Tote“ gegeben. Nach den bisherigen statistischen Darlegungen wäre dies ein zusätzlicher Verlust von 6.466 Lebensjahren gewesen. Es stehen also jetzt hypothetisch 6.500 gerettete gegen 95.000 durch die Maßnahmen verlorene Lebensjahre. Und nun müssten wir doch auch die kurzfristige Arbeitslosigkeit in Betracht ziehen. Denn diese verursacht erhebliche Einkommens-Einbußen; auch sie erzeugt Existenz-Ängste, usw. Im Jahresschnitt 2020 gibt das AMS 410.000 Arbeitslose an gegen 301.000 ein Jahr zuvor. Dabei war dieser Wert 2019 hoch. Selbst im Krisenjahr 2008 waren es nur 212.000 gewesen.

Schweden steht allerdings als ein nicht besonders großes Land mitten in der Weltwirtschaft und kann sich nicht von dieser abschirmen. Damit wurde auch Schweden von der Wirtschaftskrise der Corona-Politik getroffen. Überdies dürfen wir nicht vergessen, dass der Druck der anderen auf Schweden enorm ist. Aber die Schäden waren wesentlich niedriger. Das BIP ging nur um -2,8 % zurück gegen -6,7 % in Österreich. Das laufende Defizit – eines der Heiligen Kühe der EU – machte unglaublich niedrige -2,8 % (Österreich: -8,3 %) aus.

Damit dürfte klar sein, warum ich soviel Wert auf die Lebensjahre anstelle der „Toten“ lege. Die „Toten“ täuschen einen moralischen Nutzen vor, den es nicht gibt. Vielmehr ist der Schaden dieser COVID-Bekämpfung um ein Vielfaches höher als ihr Nutzen.

Aber das ist erst der einfache Anfang. Einfach deswegen, weil wir in der gleichen Dimension argumentieren können: Lebensjahr gegen Lebensjahr. Es gibt Effekte der Covid-Politik und der „Maßnahmen“, die wir zwar aufzählen, aber nicht sogleich auf dieselbe Ebene der Schäden an Lebenserwartung umrechnen können.

Hier kommen wir leider wegen der Fülle der Schäden in Verlegenheit. Sollen wir von den Kindern sprechen? Sie bekommen diese durch die ständige Panikmache von Politik und Medien geschürten Ängste ihrer Eltern mit. Sollen wir von den Schülern sprechen? Es ist allgemein bekannt, dass es die Kinder der Unterschichten und der Unteren Mittelschichten sind, welche Langzeit-Verluste erleiden. Bei aller Kritik gegenüber der Schule dürfen wir nicht vergessen: Diese ist heute keineswegs nur Vermittlerin von Kenntnissen. Das ist ver­mutlich ihre unwichtigste Rolle. Schulen sind unabdingbare Teile der Lebensstruktur der jungen Leute. Darüber hinaus verleihen sie die Hunde-Marken des Bildungs-Erfolgs. Ohne den geht im Berufs-Leben nichts. Oder fast nichts, wenn man an einzelne Studien-Abbrecher denkt, die es immerhin zum Bundeskanzler geschafft haben.

Doch präsentieren wir noch eine Zahl, weil man sie gegenwärtig wegargumentieren will.

Im Jahr 2919 betrug das österreichische BIP 397 1/2 Mrd. €. Laut Angabe der Statistik betrug der Absturz 2020 -6,7 %. Rechnet man das von den Preisen 2019, so sind das 27 Mr. €. Das ist eine Globalzahl. Sie ist schwierig mit anschaulichem Inhalt zu füllen. Aber, wie alle wissen, gibt es verschiedene Aspekte bei der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Es gibt die Erzeugung, die Verwendung und die Verteilung. Aber bei Verwendung und Verteilung müssen wir aufpassen. Das hat noch so gut wie nichts mit der Ungleichheit zu tun, sondern will nur sagen: Das Gesamtprodukt kann für Konsum, oder Investition, oder Export usw. genutzt werden. Und die Unternehmer erhalten so viel insgesamt, und die Abhängigen soviel. Über die wirkliche Verteilung wissen wir blutwenig, in Österreich scheint sich in der Politik niemand dafür zu interessieren.

Die amtliche Statistik ist ein sehr langsamer Tanker. Sie fährt dem Geschehen mit ihren Zahlen immer gewaltig nach. Die Schätzungen (z. B. des WIFO) sind aber nicht nur unsicher und oft wenig verlässlich. Es werden erst recht nur die Globalzahlen veröffentlicht. Die Verteilung ist offenbar uninteressant. Insbesondere gilt dies für die persönliche Verteilung. Die ist aber auf Grund der wenig aussagekräftigen Definition der funktionalen Verteilung (nach „Produktionsfaktoren“, also nach Kapital und Arbeit) das eigentlich Interessante. Nur ein Detail: In Konjunkturabschwüngen sinkt in der Regel der offizielle Profit, weil die Un­tenehmen nicht so schnell reagieren. Damit nimmt der relative Anteil der Lohneinkommen zu, selbst wenn die realen Löhne sinken. Diesmal, im mit Abstand stärksten Rückgang des BIP seit dem Zweiten Weltkrieg, nahm der Unternehmer-Anteil etwas zu, auf Kosten der Abgaben, die drastisch zurückgingen, gleich um ein Drittel. Das lässt Ominöses erwarten. Tatsächlich wird rundum geschätzt, dass die Ungleichheit stark ansteigen wird. Dazu kommt, dass die zusätzliche Staatsschuld ja irgendwann rückzuzahlen sein wird. Wer wird dies wohl finanzieren müssen?

Es müssten nun eine ganze Reihe von Folgeschäden dieser Politik angesprochen werden. Dazu ist hier gar nicht der Platz.

Wiener Zeitung, 5. Juni 2020

Thomas Dorner und Christian Lackinger von der Österreichischen Gesellschaft für Public Health an der MedUni Wien am Donnerstag vor Journalisten:

Die Menschen nahmen im Shutdown zuhause um durchschnittlich zwei Kilogramm zu. … Es sei der Wegfall der Alltagsaktivitäten wie der Fußweg ins Büro oder von den U-Bahnen zu Bus oder Stra­ßenbahn dafür verantwortlich…. Das Mortalitätsrisiko aufgrund der damit verbundenen Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck [steige] bei einem Plus von mehr als einem Kilogramm im Jahr bei den 20- bis 69-Jährigen um 4.364 Todesfälle …, sagte Dorner – „sofern man nicht gegensteuert“. Am meisten erhöhe sich die Sterberate dadurch bei den 18- bis 35-Jährigen, und zwar um 66 %.

Im Übrigen gehen sogar manche Presse-Organe ein wenig auf Distanz zu der verfolgten Politik, welche sich bisher als Scharfmacher betätigt haben: Im „Kurier“, inoffizielles ÖVP-Organ, schreibt die Chefredakteurin:

Rückblickend wäre es besser gewesen, die Pflicht nur für das Medizin-, Pflege- und Schulpersonal einzuführen…“ (8. Dezember 2021)

Was passiert normaler Weise, wenn ganz plötzlich nicht mehr produziert wird, aber die Geldmenge gleich bleibt und damit die Nachfrage eigentlich nicht sinken sollte? Richtig: Inflation. Ich war einigermaßen erstaunt, dass im Sommer und Herbst 2020 die Preise nicht stärker stiegen und keine Inflation auftrat.

Jetzt haben wir den Anfang der Inflation. Ähnlich wie nach Krisen und Nachkriegszeiten gibt es ein (kurzes?) Strohfeuer der Konjunktur. Die 4 % sind mit Sicherheit unterschätzt. Lang­sam beginnen sich die Nebel zu lichten. In Ansätzen wird eine ökonomische Erklärung möglich. Sie besteht aus mehreren Komponenten.

(1) Die Inflations-Erwartung ergibt sich aus der Fisher’schen Geldgleichung M x V = P x T. M Geldmenge; V Umlaufgeschwindigkeit; P Preisniveau; T Zahl der Transaktionen / Käufe. Diese Gleichung gilt definitorisch. Aber sie besteht eben nicht nur aus der Geldmenge. Links steht auch die Umlaufgeschwindigkeit V: Ich erhalte meine Pension heute und gebe sie sofort aus; oder ich bin vorsichtig und kaufe weniger ein als bisher. Die Zahl der Transaktionen rechts sinkt also. Genau das ist passiert. Die Geschäfte waren ja zu („Lockdown“). Überhaupt mussten sich manche einschränken. Jetzt gibt es den Nachhol-Bedarf.

(2) Aber es gäbe noch eine Möglichkeit, die ich derzeit nicht nachweisen kann: Wir wissen, dass es seit vielen Jahren wegen steigender Ungleichheit Unterkonsum = Überproduktion gibt. Im Sommer 2020 könnten schlicht Lager abgebaut worden sein. Dafür spricht auch, dass es jetzt „Lieferketten-Probleme“ gibt, welche mit an der sich entwickelnden Inflation beteiligt sind.

Mit anderen Worten: Das gesamte Wirtschaftssystem ist derzeit im Chaos und im Umbruch. Die Folgen können wir noch nicht wirklich absehen. Zur Hegemonie-Krise – den weitgehen­dem Vertrauens-Verlust in Politik und Eliten – zeichnet sich also eine ökonomische Krise ab, welche wir noch nicht recht beurteilen und analysieren können.

Tatsächlich ist das Wachstum der Geldmenge M3 unauffällig; aber es fängt im Feber 2020, mit Beginn der COVID-Politik, etwas stärker zu wachsen an. Das Problem besteht darin, dass M3 zwar generell als Maß der Geldmenge in der EU verwendet wird, aber alle wissen, dass diese Geldmenge nicht mehr aussagekräftig ist. Man müsste andere Vermögenswerte („Geldanlagen“) einbeziehen.

Ich möchte einen letzten Aspekt, der bisher völlig vernachlässigt wurde, noch benennen.

Seit vielen Jahren versuchen die harten Konservativen an die Stelle des Klassenkampfs, den sie verdecken wollen, einen Generationenkampf einzuführen: die Jüngeren gegen die Älteren. Es war eigentlich immer klar: Haben sie dabei Erfolg, so kann dies sehr schnell umschlagen. Denn die Älteren haben das Vermögen in den Händen. Die Älteren überwiegen zahlenmäßig auch inzwischen die Jüngeren: Das Medianalter – die Hälfte ist jünger, die Hälfte älter – liegt derzeit bei 42 ½ Jahren, und 2,3 Mill. sind 60 und älter, nur 1,8 Mill. 20 und jünger. Wenn wir die „Covid-Krise“ ansehen, dann passiert im Moment genau das: Um die Pensionisten, die sich sowieso fürchten, einzukaufen, hat man ihnen Einiges gegeben. Wir Pensionisten sind bislang recht gut durchgekommen. Nicht nur, dass wir es uns bisher erlauben konnten, uns dem Impfzwang zu verweigern (nicht besonders viele haben es getan), ohne in der Existenz vernichtet zu werden; die Pensionen wurden sogar noch erhöht. Es ist ganz unwahrscheinlich, dass dies so bleibt. Aber die Jungen [haben] mehr gelitten, am Arbeitsmarkt und in der privaten Isolierung. Es ist eine Warnung an die Jüngeren. Das ist der reale Alterskampf, der Euch auch in Hinkunft treffen wird.

Brauner, Jan M., u. a. (2021), Inferring the effectiveness of government interventions against COVID-19. In: Science 371, 19 February, doi.org/10.1126/scienceabd9338.

Brülhart, Markus/ Klotzbücher, Valentin / Lalive, Rafael / Reich, Stephanie K. (2021), Mental health concerns during the COVID-19 pandemic as revealed by helpline calls. In: Nature 600 (2 Dec), 121 – 126.

Furceri, Davide / Loungani, Prakash / Ostry, Jonathan D. / Pizzuto, Pietro (2021), Will COVID-19 Have Long-Lasting Effects on Inequality? Evidence from Past Pandemics. IMF Working Paper.

Halliday, T. J. (2014), Unemployment and Mortality. Evidence from the PSID. In: Social Science and Medicine 113, 15 – 22.

Iversen, Lars, u. a. (1987), Unemployment and mortality in Denmark, 1970 – 89. In: Brit. Medical J. 295, 879 – 884.

Liu, Cindy H. / Tsai, Alexander C. (2021), Helpline data used to monitor population distress in a pandemic. In: Nature (17 Nov).

Moser, K. A., u. a. (1986), Unemployment and mortality. Lancet

Scholz, Rembrandt / Schulz, Anne (2009), Haben Arbeitslosigkeit und Arbeitsunfähigkeit einen Ein­fluss auf die Höhe der Lebenserwartung? In: Bevölkerungsforschung 2009/1, 9 – 22.

Scholz, Rembrandt / Schulz, Anne / Stegmann, M. (2010), Die ostdeutsche Übersterblichkeit der Män­ner im arbeitsfähigen Alter: Eine Analyse auf Grundlage der Aktiv-Versicherten … Deutsche Rentenversicherung, Hg., Berlin, 105 – 115.

Der Beitrag als PDF: COVID 3

Anm. Friedi:

Dass – aus welchen Gründen auch immer – in Bezug auf Covid eine gelenkte, faktenferne Kampagne abläuft, ist inzwischen klar ersichtlich: Es werden alle kritischen Stimmen mit diktatorischen Mitteln zum verstummen gebracht. Es wird so getan, als würden die Experten klar die Notwendigkeiten vorgeben die alternativlos umzusetzen sind.

Dabei wird mit allen anderen als wissenschaftlichen Daten gearbeitet – mit Emotion, mit Unterstellung, mit Diffamierung und mit Zensur.

Dieses Konzept folgt dem Vorschlägen der „Gesundheitspsychologie“, die empfielt, die Menschen durch Ansprechen ihrer Ängste zu einer medizinisch vernünftigen Lebensweise zu bringen (siehe etwa die Kampagnen gegen das Rauchen mit Karzinom-Bildern auf der Zigarettenschachtel).

Diese Panikmache hat bei der Mehrheit der Menschen auch zum gewünschten Erfolg geführt – aber für immer mehr Menschen wurde und wird dadurch das Vertrauen in Politik und Wissenschaft schwer gestört. In der Folge versuchen immer mehr Menschen, die offiziellen Daten und Aussagen für sich zu verifizieren – was als ein Schritt in Richtung selbstermächtigte Aufklärung gesehen werden kann. Der Glaube an Experten wird durch selbst erarbeitetes Wissen ersetzt, das zwar ev. keine schlüssigen Ergebnisse bringt, aber den blinden Gehorsam an Kampagnen beendet.

Und ehrlich gesagt: Journalisten, die nicht einmal das Wort Quarantäne gemäß der deutschen Sprachregeln aussprechen können, denen ist ohnedies nicht wirklich zu trauen – und Politikern zu glauben, wie etwa dem Wiener Gesundheitsstadtrat, der mit sonorer Stimme nun das vertritt, was er vor 1 1/2 Jahren mit ebenso sonorer Stimme als Unsinn abqualifiziert hat, ist eine Sache des Parteibuchs und nicht der Wissenschaft oder der Risikobewertung.

In diesem Sinne sind die Analysen Reiterers eine fundierte Basis der Meinungsbildung.

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