HAMBURG G 20: ZUR BILANZ DER GEGENAKTIVITÄTEN (5. und letzter Bericht)
Es ich unmöglich, daß ein einzelner eine „Gesamtbilanz“ der Gegenaktivitäten in Hamburg macht. Meine Zeilen sind ein -bescheidener- Beitrag ZU solch einer -notwendigen- umfassenden Bilanz.
Die deutsche Regierung und der SPD-geführte Senat in Hamburg hatten alles unternommen, um die Proteste gegen den G 20 Gipfel („Gipfel der Gier“) möglichst klein zu halten: eine Unmenge an „Auflagen“ (z.B für Protestcamps), Schikanen, Abdrehen von Buslinien, Zwangsurlaube, Aufforderung an die BewohnerInnen die Stadt zu verlassen, Hetze in den mainstream-Medien und ein Maximum an Repressionskräften (20 000- auch Leute von der WEGA aus Österreich!).
Trotzdem war in Hamburg irr viel los und es war geil dabei gewesen zu sein. Eine griechische, in Hamburg lebende Genossin formulierte euphorisch: „Wir haben ein Stück Geschichte mitgeschrieben“. Es gab eine Unmenge von Veranstaltungen, Gegenkongressen, Blockaden, sit-ins,… und vor allem eine faszinierende, linke Demo am Samstag den 8. Juli mit 76 000( sic!) TelmehmerInnen!!! Zu einem Zeitpunkt , wo weltweit Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit/ Rassismus, Abschottung, Aufrüstung, Kriege und die extreme Rechte in all ihren Schattierungen sich im Vormarsch befinden, wurde hier ein beindruckendes Zeichen gegen Kapitalismus/Imperialismus und für grenzenlose internationale Solidarität gesetzt.
Wie stark dieses Zeichen in die Zukunft wirkt, wird sich weisen. Manche Seminare waren super, es gab fundierte Analysen und konkrete Aktionspläne für die weitere Arbeit. Aber es gab ebenso oberflächlichen BlaBla und man/frau ging auseinander ohne auch nur irgendetwas Verbindliches gemeinsam beschlossen zu haben.
Nun zu den -gewaltsamen- Auseinandsersetzungen. Ich denke (einer) der springende Punkt/e war Donnerstag 6.Juli am Abend bei der „go to hell“- Demo. 12 000 kamen- an der Spitze formierte sich eine Block von ca. 1000 weitgehend „vermummten“ Autonomen. Die Polizei, die selbst wie ein „schwarzer Block“ aussah, forderte die Vermummten auf die „Verkleidung “ abzulegen, was eine politische Chuzpe ist, denn die Autonomen marschieren zumeist in dieser Form. Deren Weigerung nahm die Polizei zum Anlaß, um massivst gegen die gesamte Demo vorzugehen. Was folgte ist bekannt: schwere Auseinansersetzungen die ganze Nacht und deren Fortsetzung am Freitag.
Die Polizei (und die „große Politik“ dahinter) wollte offenkundig die Konfrontation, um Proteste generell zu diffamieren. Trotzdem gilt es kritisch festzuhalten, daß Teile der Autonomen bewußt den clash suchten (z. B. Anzünden von Autos, diverse andere Verwüstungen). Das bringt politisch nicht nur nix (wir sind in keiner revolutionären Situation, wo es zu recht darum geht, das „Winterpalais“ zu stürmen), sondern ist konterproduktiv. Es erleichert den Herrschenden und den ihnen verpflichteten Medien Desinfomation ( fast ausschließlich Berichte von „Gewaltexzessen“) und politische Vernebelung.
Hermann Dworczak („Prague Spring 2“);
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