Geschichtewissenschaftliches – von A.Rosenberger
Ich für meinen Teil sehe keine wesentliche Schwierigkeiten, daß Problem mit Moritz Csaky – so schwierig es auch sein mag – zu regeln. Ihm kann man nicht nachsagen, daß er keine Kultur hätte, und sein in meinen Augen freilich niedriges geschichtewissenschaftliches Erkenntnisvermögen ist nicht schlechter als anderswo. Er ist ganz einfach mehr Geschichtenerzähler und als solcher Schriftsteller als Forscher gewesen. Die eigentliche Gutmachungslüge entstand im Wesentlichen erst durch dessen Bestellung zum Forschungsfondspräsidenten, was für die Geisteswissenschaften so viel wie der eigentliche Wissenschaftsministerfunktion bedeutet hat und anscheinend alles Aussortieren ließ, was ihm nicht gefallen hat. So könnten wir aus der Hölle allerdings wieder herausfinden.
Ein mir nicht überblickbares Glaubwürdigkeitskatastrophenproblem hat sich allerdings im Fall Hausmann zusammengebraut. Ich weiß nicht, wie ich solche Machinationen, ganz einfach Nutznießer von Naziraubgütern mit generationenalten österreichischen Erben zusammenzuwürfeln und in von der öffentlichen Hand subventionierten Ortschroniken – um es bildsam auszudrücken – wie einen einzigen Sauhaufen zu publizieren, darlegen soll. Dies ist ganz einfach noch zu sehr und unmittelbar mit aktueller Politik durchflochten und es nun so aussieht, daß die quasi-anarchistische Abteilung für Wirtschafts- und Sozialgeschichte den Arisierungsnutznießern in typischer Aufarbeitungsmanier nun auch noch die Erbschaftssteuer ersparen lassen möchte. Im Unterschied zu allen anderen Themen würde ich nicht in der Lage sein, heftige Emotionen vorzubeugen oder zu kanalisieren: Ich bin zwar im Zuge der Bewältigungsjahre meiner charakteristischen Prügelknabenintroversion frech und vorlaut geworden, ich tu mich jedoch schwer, wild zu werden und zornig werden kann ich schon gar nicht. Bei zu heftigen, als übergriffig empfundenen Emotionen bekomme ich auch heutzutage noch das Gefühl, daß es mir die Kehle zuschnürt und es meinen Magen zusammenzieht. Außerdem ist das prinzipiell nicht mein Rechtfertigungsproblem, sondern dasjenige des Verfassungsdienstes und Verfassungsschutzes bei Bund und Land – und selbstverständlich sind dafür auch die Dienstaufsichtsbehörden der damaligen Alliierten mitinvolviert oder sollten es jedenfalls bis zum Abschluß des endgültigen Friedensvertrages nach österreichischem Staatsvertrag sein. Im vorläufigen Wiedervereinigungsvertrag zwischen Gorbatschow und Kohl wird darin mit der wechselseitigen nachrichtendienstlichen Dienstaufsichtspflicht substantiell Bezug genommen.
Ich weiß ganz einfach nicht, wie ich mich dazu verhalten soll: Schreibe ich auch darüber, fürchte ich mich vor einer Problemeskalation wie oben beschrieben in einem Ausmaß, dem ich nicht gewachsen sein könnte; schweige ich in dem Fall darüber, handle ich mir wahrscheinlich automatisch Vorwürfe ein, selber den Nachkriegszeitkonsens, die Kultur und die Würde des einfachen Soldaten des jeweils anderen zu respektieren und zu schätzen, zu verletzen. Jetzt ist auch für mich persönlich guter Rat teuer.
Wäre damals an Stelle Robert F. Hausmanns der nunmehrige Diözesanarchivar i. R. Alois Ruhri – auch er ist wie Hausmann Assistent Othmar Pickls gewesen – und meine Wenigkeit miteinander gefördert worden, wäre diese Schwierigkeit gewiß nicht aufgetreten.
Herzliche Grüße
Alois Rosenberger
(Graz, 27.4.2017)
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