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Bildungsreform: Das Spiel mit gezinkten Karten

Bloged in Allgemein by friedi Samstag März 18, 2017

Nun wurde die Schulreform in Österreich vorgestellt. Die einen bemängeln, dass es keine Reform ist, die anderen, dass die pädagogischen Komponenten fehlen. Nun beide haben recht und gleichzeitig unrecht: das was die Regenten da vorstellen ist eben ein Spiel mit gezinkten Karten und daher schwer zu durchschauen.

Wie man recht und gleichzeitig unrecht haben kann, ergibt sich eben aus der Art, wie die Karten ausgeteilt wurden. Die Betroffenen werden mit Information versorgt, welche die Kritik, dass hier eigentlich keine Schul- oder Bildungsreform erfolgt, sondern nur das bestehenden Konzept mit neuen Schildern versehen wird, berechtigt erscheinen lassen. Die Agitateure, wissen aber genau, dass nur die Argumente falsch gestreut wurden, um den wahren Kern zu verdecken.

Wird dieses Reformpaket beschlossen, dann ist dies tatsächlich die gravierendste Bildungsreform in Österreich, die man sich vorstellen kann. Sie öffnet den Schulsektor der Privatwirtschaft. Ähnlich wie auch in der gleichzeitig laufenden Kampagne der Erstversorgungszentren im Gesundheitswesen, werden hier Strukturen geschaffen, die es erlauben, die Schulen in all ihren Teilkomponenten (Gebäude, Kurse, Betreuung) vollständig zu kommerzialisieren. Schulstandorte werden dann Standortbetreibern – also praktisch Immobilienverwaltungen – geöffnet. Hier kann dann eine Immobilien- und Angebotsverwaltung an mehreren Standorten Gebäude und Kurse anbieten – je nachdem wie es lukrativ ist. Die Clusterverwaltung bietet dann den Ländern oder Gemeinden die Nutzung der Kurse an den unterschiedlichen Standorten an und wird von diesen bezahlt.

Die Schuldirektionen werden, aus Gründen der Tarnung und Täuschung noch Schuldirektoren oder Schuldirektorin genannt, um den Eindruck zu erwecken, es würde sich nichts an der Schülerbetreuung ändern. Praktisch gibt es dann aber keine Schuldirektoren im pädagogischem Sinn mehr, sondern Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen der Dienstleistungen Raum- Betreuungs- und Kursangebot. Die Betriebsleitung kann dann eben Kurse zu Großveranstaltungen bündeln, oder Blockveranstaltungen beschließen – wie es eben kosteneffizienter ist – oder besser gesagt: Ausbildung kann dann gewinnorientiert angeboten werden – qualitätsgesichert – eh klar!

Das ganze wurde im universitären Bereich bereits durchgespielt. Auch hier mit dem Schlagwort der Selbstverwaltung und dem Endergebnis, des kommerzialisierten Raum- und Kurs- Management. Der Grundschulsektor ist nun einfach die nächste Institution, die der Kommerzialisierung übergeben wird.

Der Vorgang hat natürlich mit pädagogischer Fürsorge für die Auszubildenden wenig zu tun. Darum kommen auch keine pädagogischen Komponenten in dem Konzept direkt vor. Es hat aber viel mit Educational Gouvernance zu tun – mit dem Umbau des Bildungssektors bis hinunter zum Kindergarten auf anglo-amerikanische Richtlinien (siehe etwa: Educational Gouvernance und Regimetheorie).

Der Umbau unseres Schulwesen in eine Art Ausbildungsindustrie mit vermarktbaren Komponenten ist zwar nicht prinzipiell abzulehnen – was aber mich so bedenklich stimmt, ist, dass es verdeckt – eben mit gezinkten Karten – erfolgt.

In der öffentlichen Diskussion tauchen die Widersprüche in den Argumentationskonzepten der Regierung zwar auf – sie werden aber, nach bewährten Muster den Betonköpfen der Gewerkschaft in die Schuhe geschoben. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: einerseits wird das Schulsystem kommerzialisiert (CETA lässt grüßen) und anderseits wird der berechtigte Widerstand der Betroffenen desavouiert. Streng nach dem Spruch aus Per Anhalter durch die Galaxis: „Widerstand ist zwecklos“.

Ich hoffe also, dass die Gewerkschaft noch die Stärke hat, dieses Reformpaket zu Fall zu bringen, denn es ist, wie so vieles in der neueren Politik, ein trojanisches Pferd – und ich hoffe, dass wir wieder einmal eine Regierung bekommen, die für die Bevölkerungsinteressen arbeitet, anstatt nur für die Kapitalinvestoren.

 

Graz, 18.3.2017, W.Friedhuber

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