INDIEN HEUTE- MYTHEN UND REALITAET (2.Bericht )
In Oesterreich und international werden jede Menge Mythen ueber Indien produziert: gigantiches Wachstum, radikaler Rueckgang der Armut“, Verbesserung der Verteilungsverhaeltnisse“ und aehnliches mehr.
Auf der Wape-Konferenz in Patiala, auf der ein starkes Kontingent von bekannten indischen SozialwissenschaftlerInnen praesent ist, kommen ganz andere Aspekte des „ïndischen Wunders“ zu tage: es gibt zwar ein betraechtilches Steigen des Bruttosozialprodukts (heuer wahrscheinlich 6 Prozent), aber das allein sagt noch recht wenig ueber die reale oekonomische und soziale Lage des Landes aus.
In Indien ist nach wie vor die Haelfte der Bevoelkerung im landwirtschaftlichen Sektor taetig- bei voellig ungleichmaessiger Verteilung des Bodens. Es gibt einen extrem hoher Anteil von Klein- und Kleinstbauern. Deren Lage ist oft dermassen schlimm (Verschuldung!), dass es taeglich Berichte in den Medien ueber Selbstmorde gibt.
Die neoliberalen Reformen, die bereits vom buergerlichen „Kongress“ betrieben wurden, werden nun unter dem hindufundamentalistischen Premier Modi verstaerkt vorangetrieben. Die Folge: weitere Attacken gegen den oeffentlichen Sektor (Kohle; Vergabe von Bohrrechten im Erdoelbereich an Private:….); Expansion des privaten Bildungsbereichs; Anwachsen des ohnedies enormen „ïnformellen Sektors“ zulasten bestaendiger Beschaeftigungsverhaeltnisse etc. Was das den Organisierungsgrad der indischen ArbeiterInnenklasse bedeutet, kann man/ frau sich leicht ausmalen.
Zusaetzlich zu diesem riesigen Problemberg gibt es das, was hier „exclusion“ genannt wird: also all jene, die durch die nach wie vor allgegenwaertige Kastenstruktur von der Gesellschaft „ausgeschlossen “ sind: tribes (Staemme, Ureinwohner); dalits („Unberuehrbaren“). Hinsichtlich der tribes wurde auf der Konferenz die Zahl 8 Prozent der Bevoelkerung genannt!
Hermann Dworczak
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