[Arbeit&Los]: Armutskonferenz – so werden wir verarscht!
Zur groben Orientierung: Der Jahresumsatz des größten Mitglieds der Armutskonferenz, die Volkshilfe, beträgt vermutlich um die 1,5 MILLIARDEN Euro im Jahr. Aus Sicht der von Armut betroffenen, gibt es gegen die Art der Armutskonferenz Vorbehalte.
Kritikpunkte
Folgende Punkte sind für die von Armut betroffenen – wie etwa den „Aktiven Arbeitslosen“ bedenklich:
- Für die großen „Hilfsorganisationen“ wäre es fast aus der Portokassa zu finanzieren, die vielleicht 20 Armutsbetroffenen bei der Konferenz mitzufinanzieren …- was nicht passiert.
- Sozialarbeiter/Funktionäre wird die Teilnahme mitunter von deren Firma gezahlt – die Arbeitslosen müssen selbst bezahlen.
- Die Armutskonferenz reicht Projekte ein, bei denen dann etwa die „Aktiven Arbeitslosen“ gratis mit machen dürfen – aber die Betroffenenselbstorganisationen kommen nie an die Förderungen heran.
- Veranstaltungen wie „Sichtbar werden“ sind nur Feigenblätter, die Armutskonferenz bezieht uns Armutsbetroffenen ja nie wirklich mit ein wenn sie ihre Papiere erstellen, Presseaussendungen machen. Sie verwendet sogar ungefragt Fotos von „sichtbar werden“ um bei einem Konezptpapier für den (paternalistischen) Kampf gegen Armut, bei dem wir nie um unsere Meinung gefragt wurden, so zu tun, als sei das alles mit uns gemacht worden …
- Außerdem werden wir Betroffene als kritische Stimme bei der Armutskonferenz immer ausgebremst und diskriminiert.
Darstellung der finanziellen Verhältnisse
1998 vermeldete die Volkshilfe eine Umsatzsteigerung von 13% auf etwa 1,2 Milliarden Euro, aktuelle Zahlen sind seltsamerweise im Internet nicht so einfach zu finden http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/chronik/364067_Volkshilfe-erzielte-Rekord.html.
Aktive Arbeitslose als größter Arbeitslosenverein hat sicher nicht mehr als 4.000 Euro Umsatz. Sprich: Der Umsatz der Volkshilfe ist etwa 400.000 mal so groß … (ok ist etwas polemisch, wir könnten als „Umsatz“ auch das AMS-Geld der Mitglieder einrechnen)
Besonderes Schmankerl: Bei der Armutskonferenz ist auch der bdv – Bundesdachverband der sozialökonomischen Betriebe. Laut AMS Bundesrichtlinie zur Förderung der sozialökonomischen Betriebe (SÖB) und gemeinnützige Beschäfitgungsprojekte (GBP), dürfen diese 1% der AMS-Förderungen, die ja letzten Endes von uns als vormalige BeitragzahlerInnen stammen, an deren Dachverbände abliefern. 2009 wurden für SÖBs mit rund 80 Millionen Euro vom AMS gefördert, gemeinnützige Beschäftigungsprojekte, die ebenfalls 1% an bdv & Co abliefern dürfen, mit 56 Millionen Euro, also ingesamt ein Budget auf unsere Kosten von über 1 Millionen Euro fürs Lobbying von SÖB und GBP!
Aktive Arbeitslose Österreich bekommen vom Staat exakt NULL Euro Jahresförderung …
LG
Martin
Konkretes Beispiel: Weitergeleitete Anmeldung zur 10.Armutskonferenz
Hallo Martin
Wir haben deine/Ihre Anmeldung zur 10. Armutskonferenz erhalten. Wir freuen und über dein/Ihr Interesse.
Bzgl. TeilnehmerInnenbeitrag für Menschen mit Armutserfahrungen gilt folgende Regel.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf ca.
TeilnehmerInnenbeitrag 120 (incl. Verpflegung 2,5 Tage)
+ Fahrtkosten (z.B. Wien/Salzburg hin und retour 50,- Euro mit der Westbahn)
+ 2 Übernachtungen je 40,- Euro = 80,- Euro im Bildungshaus St. Virgil
In Summe sind das im Durchschnitt 250,- Euro für die Teilnahme einer
Person.
Bitte überlegen Sie / Überlege du wie viel Eigenanteil du aufbringen
kannst / Sie aufbringen können. Wir von der Armutskonferenz übernehmen
den anderen Anteil, den wir über Solidaritätsbeiträge finanzieren.
Wir brauchen die Entscheidung, damit wir Sie / dich in die
TeilnehmerInnenliste aufnehmen können und um eine Rechnung
auszustellen.
Liebe Grüße
Eugen Bierling-Wagner
Koordination DIE ARMUTSKONFERENZ
ZVR: 012358276
Wie zu sehen ist: Kein Wort einer Einladung mit Kostenübernahme; sehr wohl das Angebot, eine Restfinanzierung zu unterstützen. Der Armutsbetroffene soll überlegen, wieviel er von seinem unzureichenden Finanzmittel doch noch zu geben in der Lage ist, damit die millionenschwere Organisation dann helfend einspringen kann.
Die Armutskonferenz ist eher ein Charity-Treffen als eine Konferenz zur Lösungsfindung. Die Betroffenen sollten dabei möglichst wenig stören.
(Der Artikel beruht auf Info von Martin und wurde von Wolfgang angepasst)
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