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KLEIST, KAFKA UND DER EROS – eine Reflexion über Zusammenhänge

Bloged in Allgemein by friedi Samstag November 29, 2014
Eine kürzlich ausgestrahlte, aüßerst interessante Sendung im Fernsehen über Kleist anläßlich seines Todestags  brachte mich auf die Idee einigen Parallelen im Leben und Schaffen von Kleist und Kafka nachzugehen- die in der Literaturgeschichte ziemlich unterbelichtet bleiben.
Die Sendung war kurzweilig-  wie ein Krimi aufgebaut. Sie behandelte die letzten Stunden des Selbstmöders Kleist am Wannsee 1811: Kleist erschoß zuerst seine adelige, verheiratete  Begleiterein- dann sich selbst.
Alle Zeugen des schließlich letalen Vorgangs berichten: das Paar ging lachend, geradezu vergnügt in den Tod.
Der TV-Beitrag schilderte die damaligen bedrückenden gesellschaftlichen Verhältnisse in Preußen wie die psychische Verfassung, besser Zerrüttetheit von Kleist. „Nur im Tod“ glaubte er die Transzendierung seiner „grenzenlosen Einsamkeit“ bzw. Erfüllung der gemeinsamen Liebe zu finden.
Die in Deutschland  gemachte Sendung läßt einem in Österreich natürlich gleich an  Kronprinz Rudolf und die Vecera denken- auch der Thronfolger drehte sich bekanntlich nicht „nur“ wegen seiner verwirrten Psyche heim…-
Kafka beging nicht Selbstmord-  es zeigen sich dennoch viele Ähnlichkeiten mit dem Autor von „Prinz von Homburg“ oder „Käthchen von Heilbronn“.
Beide sind große Einsame, sprachgewaltig schreiben sie gegen ihre- zum Teil selbstgewollte- Isolation an.  Und beide haben – um es vorsichtig zu formulieren-  ein gebrochenes Verhältnis zur Sexualität.  Kleist und seine Geliebte schlafen -aller Wahrscheinlichkeit nach- nicht miteinander. Nur in „geistiger Höhe“ findet die Verbindung statt. Nichtdestotrotz oder gerade deswegen gibt es im Werk von Kleist brutalen Passagen zum Thema Eros. In einer seiner bekanntesten Novellen,   „Die Marquise von O.“,  geht es um Vergewaltigung.
Auch Kafka stand mit dem Eros weitgehend auf Kriegsfuß, ihm graute geradezu vor dem Koitus! UND – so die Kehrseite – er schilderte mit Akribie Gewalt und Folter,  bis ins (verliebte?) Detail hinein – etwa in der „Strafkolonie“.
En passant sei erwähnt, daß auch Nietzsche seine Unfähigkeit Frauen gegenüber (etwa der späteren Psychoanalytikerin Lou Salome) zu einem Gutteil in machistischen Gewalt-Phantasien kompensierte.
Warum Beschäftigung mit all dem? Um auch heute den Epochenumbruch, eine Art zweite kopernikanische Wende zu unterstreichen, die mit Freud in der Wissenschaft und in der Literatur etwa mit Schnitzler erfolgte: die „Heimholung “ der bislang abgepaltenen Teile der menschlichen Persönlichkeit und all das in der Einsicht der gesellschaftlichen Bedingtheit dieser Entfremdung.
Nicht wenige deutschschreibende Geistesriesen hatten für ihren körperlichen Unterbau kein -ausreichendes- Verständnis.  Aber die Kräfte „unten“ bahnten sich ihren Weg und gingen oft unerkannt von ihnen und verdreht in ihr BEDEUTSAMES Schaffen ein- wie eben bei Kleist oder Kafka.
Hermann Dworczak
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