Bologna und was noch…?
Ein Warnhinweis an die Bürger von W.Friedhuber (LinkeStmk)
Aktuell wird das Schlagwort ‚Bologna‘ viel in den Medien genannt, was sich jedoch da genau dahinter verbirgt, wird in Österreich praktisch als Staatsgeheimnis behandelt.
Der Bologna-Prozess ist der Abschnitt der die österreichischen Hochschulen europaweit vergleichbar machen soll – soweit ist das ja auch nun endlich kommuniziert – aber:
Der Bologna-Prozess ist nur die Spitze des Eisbergs, der die gesamte österreichische Bildungslandschaft von bisherigen System einer Ausbildungszeit in der Jugend umwandeln soll in ein System lebenslangen Lernens!
Dieser Teil wird in Österreich kaum kolportiert und auch von der Gewerkschaft kaum aufgegriffen.
Warum?
Nun: In guter österreichischer Manier wollen die Systemprofiteure erst ihre Claims abstecken und dann nach Abschluss des Prozesses die Österreicher vor vollendete Tatsachen stellen und kassieren.
Dieser Prozess – den ich hier weiter unter dem Schlagwort ‚Bologna-Prozess‘ nennen will (obwohl das nicht ganz korrekt ist) hätte zahlreiche Vorteile auch für die Bevölkerung – wohlgemerkt: hätte!
Dadurch dass man die Bevölkerung nicht oder kaum oder halb informiert, kann sie natürlich ihre Position nicht einfordern – und bekommt so nur die Nachteile – hauptsächlich Kosten, da die Bildung großflächig privatisiert wird und dann was kosten wird!
Von der EU vorgegeben wäre dabei ein Modell, dass für den Einzelnen in seiner Lebenskarriere viele Vorteile hätte. Die EU will:
- den Zugang zu Bildung erleichtern
- den Bildungsweg flexibilisieren (man absolviert nur Module, die man im Moment auch braucht)
- die internationalen Vergleichbarkeit und die Transparenz der Lerninhalte erreichen
- die Qualität der Bildung erhöhen
- Abschlüsse verteilt über das gesamte Leben kumulierend ermöglichen
Die Nachteile sind:
- dadurch geht das System, dass Ausbildung spätestens mit 27 endet – also die Finanzierung per Stipendien und Familienbeihilfe verloren
- die Lernmodule werden am freien Markt angeboten und sind entsprechend teuer (auch die Universität – siehe Donau UNI).
- Summenqualifikationen wie bisher werden nicht mehr in den Löhnen abgegolten werden (Lohneinbußen für Absolventen von Höheren Schulen mit dem Argument, dass die Qualifikation nicht gebraucht wird)
- Da zukünftigen Bildungsmodule werden von Betroffenen selbst finanziert werden müssen
- Unter dem Stichwort ‚Flexibilisierung‘ werden vermutlich die Arbeitnehmer vom Betrieb gekündigt und in dieser Kündigungszeit sich ‚höher qualifizieren‘ zu können (in AMS-Programmen oder auf eigene Kosten)
Warum wird in Österreich das von den ‚Machthabern‘ als ‚Geheimsache‘ behandelt?
Nun: Durch das Aufbrechen der geblockten Ausbildung spart man Stipendien und Falmilienbeihilfe. Das Thema, wer die späteren Blöcke finanziert, will man lieber nicht in der Diskussion haben – da kann man später sagen, das habe man nicht gewusst.
Die UNI und andere Bildungsinstitute kochen ihr eigenes ‚Süppchen‘ und denken gar nicht daran, die EU-Vorgaben nach freieren Zugang so ohne weiteres zu erlauben – im Gegenteil: man nutze ‚Bologna‘ um weitere Hürden und Restriktionen in den Studienweg einzubauen (Stichwort: Voraussetzungen für Lehrveranstaltungen). Was als Kennzeichnung dafür gedacht ist, dass jeder, der die Qualifikation im Laufe seines Lebens erworben hat, auch Zugang zu weiterführenden Ausbildungsveranstaltungen hat, degeneriert in Österreich zu Zugansrestriktionen, die man nur hat, wenn man genau eine Lehrveranstaltungsprüfung am jeweiligen Institut abgelegt hat.
Leider kümmert sich in Österreich auch die Gewerkschaft kaum um das Thema (wäre ihre Pflicht, die Finanzierung der Lebenslangen Ausbildung in die Kollektiv-Verträge aufzunehmen) – in Deutschland hat der DGB die Sachlage wenigstens klar analysiert und verständlich dargestellt – siehe: http://www.bernd-lange.de/imperia/md/content/bezirkhannover/berndlange/inhaltsseiten/berufliche_bildung_und_eu.pdf (10.3.2010).
Der DGB hat auch zahlreiche andere Analysen und Einsprüche erstellt (siehe Internet, Stichwort EQR, DGB).
Diese Beschäftigung mit dem Kommenden fehlt in Österreich fast vollständig! (ein Beitrag wäre: http://www.bmukk.gv.at/medienpool/17118/nqr_sn_and_262.pdf (10.3.2010). ÖGB und Regierung arbeiten hier eng zusammen. Im obig genannte Beitrag bedankt sich der ÖGB wortreich für die freundliche Einladung der Regierung am NQR mitzuarbeiten – aber es ist in bester Konsensbereitschaft kaum ein kritisches Wort zu finden. Der ÖGB merkt zwar kurz an, dass eine Meinungsbildung zu dem Thema noch nicht stattgefunden hat, betreibt diese Meinungsbildung aber nicht. Der Umbau des Schulsystems läuft indess weiter…..
Das wird für die Bevölkerung den schweren Nachteil haben, dass – wie in Österreich eben häufig – das Kapital profitieren wird und der ‚einfache Mann‘ die Zeche zahlen wird…..
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