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Bericht von der WAPE: Vietnam – Erste Eindrücke

Bloged in Allgemein by friedi Freitag Mai 23, 2014

Wie jedes Jahr nehme ich an der Jahreskonferenz der „World Association for Political Economy“ (WAPE) teil. Heuer findet sie in Hanoi statt. Eine wunderbare Gelegenheit – endlich! – das Land kennenzulernen, dessen Befreiungskampf für meine politische Prägung eine Schlüsselstellung einnahm.

Das Thema der WAPE-Konferenz (24./25.Mai) ist „Growth, Development and Social Justice“. Ich werde am Sonntag darüber referieren, dass der (neoliberale) Kapitalismus nicht imstande ist, nachhaltiges Wachstum zu schaffen – geschweige denn „soziale Gerechtigkeit“. Und welche strategischen Schlussfolgerungen die Linke daraus ziehen sollte. Josef Baum wird ebenfalls das Wort ergreifen. Da es erst am Samstag richtig losgeht, benütze ich die Zeit, um mich der Lage  in Vietnam und dem Leben der Menschen vertraut zu machen.

Horror-Mythen, dass Hanoi eine „graue“ Stadt wäre, entpuppen sich bald als purer Unsinn. Im Gegenteil: das viele Grün fällt auf – zumindest in den zentralen Stadtteilen. Die sprichwörtliche, nicht gekünstelte Freundlichkeit der VietnamesInnen erlebe ich bereits am ersten Tag am eigenen Leib: schon im Flugzeug erklärt man/frau mir genau, wie ich zur Vietnamesischen Akademie der Sozialwissenschaften (VASS), dem Tagungsort der Konferenz, komme. Als sich herausstellt, dass ich am Flughafen zu wenig Geld gewechselt habe, um am Nachmittag  zu einem Freund zu fahren, nehmen mich StudentInnen der VASS mit ihrem Taxi ein Stück mit und ich brauche nur die Reststrecke bezahlen…

Was einem unmittelbar in Hanoi auffällt, ist das Verkehrs-Tohuwabohu: wahre Kolonnen von MopedfahrerInnen sind unterwegs – nicht wenige mit Atemschutz! RadfahreInnen sehe ich hingegen kaum. Hanoi hat bis jetzt keine Metro – an einer Schnellbahn auf Stelzen wird (erst jetzt) gebaut.

Schlendert man/ frau im Zentrum herum (die Gegend um den wunderschönen Hoan Kiem See), sticht die Vielzahl renovierter Häuser aus der – französischen – Kolonialzeit ins Auge. Obwohl Hanoi von den Amis stark bombardiert wurde, ist von den Zerstörungen nichts mehr zu sehen.

Das Leben ist nach den „Wirtschaftsreformen“ von 1986 („doi moi“) extrem kommerzialisiert. Der Befreiungskampf ist – insbesonders für die Jugend – passé. Was heute zählt ist „Konsum“. Ein kleines, typisches Beispiel: ich versuche mit einem Taxler zu plaudern – das einzige, was ihn wirklich interessiert, ist der Ring an meiner rechten Hand (mein Grossvater schenkte ihn mir, als ich das Studium beendete): immer wieder fragt er mich, wieviel Dollar der wohl kostet…

Die Konferenz am Wochenende ist vor allem eine Koproduktion der Vietnamesischen und Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Angesichts der aktuellen „Spannungen“ zwischen den beiden Ländern dachte ich, dass es eine „diplomatische Ausblendung“ der Konflikte auf der Tagung geben wird. Aber nein: sie werden Thema sein – na das kann spannend werden!

22.5.2014, Hermann Dworczak

P.S. Weitere Berichte erfolgen – ich bleibe bis 2.Juni in Vietnam.

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