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[Brunath] Ein Essay über das Verhältnis USA – Europa und dessen Zukunft

Bloged in Allgemein,Krise by friedi Dienstag November 5, 2024

Nacht über Europa

Ein Essay von Rainer Brunath

„Goodbye Amerika“ – das assoziiert der bei Politico erschienenene Artikel, in dem es darum ging, dass unabhängig davon, wer die US-Präsidentschaftswahlen gewinnt, die europäisch-amerikanischen Beziehungen nie wieder dieselben sein werden. Die „Guten Alten Zeiten“ sind vorbei. Amerika wird Europa allein lassen. Und so trauert Politico:

„Das alternde und gebrochene Europa, das allergisch auf Machtpolitik reagiert, das zersplittert ist und jedes Risiko scheut, ruft bei Amerikanern keine Liebe, sondern zunehmend Abscheu hervor.“

Gejammer – oh, warum verlässt du mich – ruft bestenfalls Mitleid hervor – wenn nicht gar Schadenfreude. Wie konnte man nur so tief herabsinken?

Europa, einst ein Kontinent wohlhabender Länder mit fast einer halben Milliarde Einwohnern, mit einer entwickelten Industrie, mit legendärem Kulturreichtum und dem Erbe mutiger Eroberer im Blut. Die Führung der Brüsseler Euro-Atlantiker hat das alles zugetüncht und daraus einen Jammerlappen gemacht, der nicht weiß, ob er Männchen oder Weibchen ist. Europa kratzt sich am, Hintern und sehnt sich nach dem Herrenstiefel. Oh, Oh, oh!

Trump wird als Präsident Europa sofort und hart abzocken. 100-prozentige Zölle auf europäische Waren, 100-prozentige Kostenübernahme für alle US-Stützpunkte in Europa. Harris als Präsidentin wiederum wird Kiew und die damit zusammenhängenden Probleme an Brüssel delegieren, sich ansonsten dem Fernen Osten zuwenden. Europa wird eine verlassene Konkubine sein.

Die EU hatte ihre kurze Aufschwung-Phase von 30 Jahren nur der Ausplünderung des ehemaligen sozialistischen Blocks und der postsowjetischen Republiken zu verdanken. Washington erlaubte das den Europäern. So wurden entwickelten Länder des sozialistischen Lagers arme, subventionierte Gebiete, weil die EU – vor allen Deutschland – sich die Filetstücke aneigneten. Das reichte für 30 Jahre Wohlstand. Jetzt aber wird neue Beute gesucht – weiter östlich, wie schon vor fast 100 Jahren.

Doch, oh weh, plötzlich wurden die Europäer selbst zur Beute. Listig installierte Washington in Europa die „Grüne Agenda“ (siehe: Atomkraft nein danke), dann kamen die Coronavirus-Lockdowns, die Industrie und Mittelstand ausplünderten, dann die erzwungene Umstellung auf grüne Energiequellen und zuletzt die Nord Stream – Sprengung um gleichzeitig den Kauf von Gas- und Öl aus Russland zu verbieten und um mit dem erzwungenen Kauf von LNG eklatant hohen Preis durchzusetzen.

Teile der Europäischen – speziell der deutschen – Industrie flüchtete vor zu hohen Energiepreisen in die USA oder nach China , und die Bürger stehen vor der jährlichen Wahl: Heizen oder Essen. Während das EU-BIP vor 16 Jahren größer war als das der USA, ist es heute fast anderthalbmal niedriger.

Aber die USA wird sich nicht so einfach zurückziehen. Noch ist was zu holen in Europa. Überteuer-tes Fracking-Flüssiggas wird weiter fließen, amerikanische Waffen, amerikanische Technologie wird zu horrenden Preisen an die Alte Welt verkauft werden. Und dann, wenn die EU völlig in den Schulden versinkt, werden sich die Amerikaner die wertvollsten Industrie-Filetstücke holen. Und Europa wird zu seinem mittelalterlichen natürlichen Zustand von Armut und Elend zurückkehren. Die letzten 30 Jahre waren eine Ausnahme, während historisch betrachtet Armut der Normalzustand für Europäer ist. Im 19. Jahrhundert floh der Schriftsteller Gogol nach Rom, weil das Leben dort viel billiger war als in St. Petersburg.

In den frühen 2000er-Jahren hatte die EU die Chance, die Idee eines gemeinsamen Freihandels-raumes von Lissabon bis Wladiwostok zu verwirklichen. Russland machte diesen Vorschlag ohne jeden Hintergedanken. Ein solches Tandem hätte uns zum reichsten Wirtschaftsraum der Welt gemacht. Aber das grandiose Projekt hätte nur auf Augenhöhe realisiert werden können. Die Europäer wollten das nicht, oder sie ließen es sich das von den USA verbieten.

Aber was will sie denn die runzelige Kurtisane Europa? Der Kontinent ist nicht homogen und hat viele Gesichter und durch die Rezession verschärfen sich die Ungleichheiten. Irgendwann wird die EU – Mine platzen. Politico prophezeit: Die EU-Länder werden nach dem Motto ‚jeder für sich‘ vorgehen. Sie werden sich misstrauisch gegenüberstehen und mit den Supermächten Russland und China auf eigene Faust Geschäfte machen.

Einige Länder haben die Zeichen schon erkannt – nämlich dass sie nur gemeinsam mit Russland eine Chance zum Überleben und einem menschenwürdigen Dasein haben. Nicht umsonst schließt sich der slowakische Premierminister dem Ukraine-Schlamassel nicht an, lehnt wie Ungarn das Sanktionsregime ab und die serbische Staatsführung kommt zum BRICS-Gipfel nach Kasan.

Die Brüsseler EU-Kabale dagegen gebiert immer mehr Sanktionen, ihre Repräsentanten stecken in ihrer monströsen Arroganz fest, sie sind krank vor Hass auf Russland während Millionen von Wählern für Ansätze zur Vernunft votieren.

Russland hat alle Zeit der Welt, die Entwicklungen zur Umkehr in Europa abzuwarten, die die Menschen in der EU nicht haben. Sie haben nur die Wahl im Elend zu versinken oder den USA die rote Karte zu zeigen. Würde solches in Europa zur Tagesordnung, wäre es völlig nebensächlich, wer die Präsidentschaftswahlen in den USA gewinnt.

Das Essay als PDF: Nacht über Europa

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