[R. Brunath] Essay: „60 Jahre später“
Der 22.11.1963 war der Anfang vom Ende des US-Imperialismus
Essay von Rainer Brunath auf Basis eines Aufsatzes von Hans-Jürgen Geese
Am 6. August 1945, an Bord des Kreuzers „Augusta“, auf der Fahrt zur Potsdamer Konferenz, wurde dem amerikanischen Präsidenten Harry Truman eine Botschaft überreicht. Darin stand, dass die Amerikaner erfolgreich eine Atombombe über Hiroshima abgeworfen hatten.
Die Militärs in Amerika erkannten daran, dass sie mittels dieser Wunderwaffe überall auf der Welt die Kontrolle hatten. Und sie verfielen auf die Idee, diesen Zustand per Gesetz festzuschreiben. Per Gesetz. In Amerika! Im Jahre 1947. Es folgte der „National Security Act of 1947“, mit dem neue Institutionen der Macht geschaffen wurden, und die angeblich der nationalen Sicherheit dienen sollten. Die bekannteste Behörde, die diesem Monstergesetz entsprang, war die CIA.
Es gab warnende Stimmen, dass das Gesetz dem CIA quasi unbegrenzte Macht geben würde. Truman überhörte das – später erst, zu spät – erkannte er in einem Interview: „Ich denke, es war ein Fehler. Und wenn ich gewusst hätte, was passieren würde, ich hätte es niemals getan.“
Aber der Geist war aus der Flasche und nicht mehr zu bändigen. Im Juni 1948 bewilligte Trumans Sicherheitsrat die hoch geheime Direktive NSC 10/2, die es der CIA bis heute gestattet, verdeckte Operationen durchzuführen: Propaganda, Wirtschaftskrieg, präventive Aktionen, Sabotage, Gegensabotage, Unterwanderung von Staaten, Unterstützung von Widerstandsbewegungen, Guerillakrieg, Mord, bunte Putsche, ecc. Es war ein Freibrief für die Ausübung von unbegrenztem Terror. Weltweit. Der Diplomat und Historiker George Kennan, der diese Direktive damals unterstützte, sagte später: „NSC 10/2 war der größte Fehler meines Lebens.“
Nicht nur Harry Truman erkannte Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, welche Hydra losgelassen war. Präsident Eisenhower sagte in seiner Abschiedsrede am 17. Januar 1961: „Wir müssen auf der Hut sein vor unberechtigten Einflüssen des militärisch-industriellen Komplexes, ob diese gewollt oder ungewollt sind. Die Gefahr für ein katastrophales Anwachsen unbefugter Macht besteht und wird weiter bestehen. Wir dürfen niemals zulassen, dass das Gewicht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unseren demokratischen Prozess bedroht.“
Eisenhowers Warnung war geradezu prophetisch. Denn am 22. November im Jahre 1963 ermordete diese neue Macht den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Es war ein Putsch.
Es folgten weitere Warner, die ermordet wurden: Martin Luther King, Malcolm X, Robert Kennedy. Und das Volk in seiner Unschuld und Ignoranz schlief und schläft. Bis heute. Aber jetzt wacht es langsam auf, weil allgemeine Not sich ausbreitet. Nicht nur in den USA hat dieser Wandel begonnen – sogar in den U.S. Kolonien macht er sich bemerkbar. Selbst in der Bundesrepublik Deutschland regt sich der Unmut, obwohl der Statthalter Olaf Scholz, brav und gehorsam jede gewünschte Schweinerei der US-Amerikaner, ohne Protest, in grausame Realität umsetzt.
Was am 22. November 1963 geschah läutete eine Zeitenwende ein Am 20. Juli 1961 präsentierten die obersten Militärs der USA, nebst CIA Direktor Allan Dulles, dem Präsidenten den Plan, im Spätjahr 1963 die Sowjetunion mit einem präventiven nuklearen Angriff zu vernichten. Präsident Kennedy stand auf und verließ den Saal. Seine Worte gegenüber Außenminister Dean Rusk: „Und wir nennen uns die menschliche Rasse.“
Den Kommunismus galt es auszurotten, so argumentierten Männer wie Allen W. Dulles, Außenminister oder J. Edgar Hoover, Chef des FBI von 1924 bis 1972. Sage und schreibe 48 Jahre lang. Wer hat wohl mehr Macht, ein Präsident, der 4 oder höchstens 8 Jahre sein Amt ausfüllt oder ein J. Edgar Hoover, der Boss vom FBI?
Beide Männer hassten den Präsidenten John F. Kennedy. Warum? Weil Kennedy Frieden wollte. Aber mit Frieden kann man seine Machtposition im eigenen Lande und weltweit nicht ausbauen. Übrigens, Allan Dulles war der CIA Direktor von 1953 bis 1961. Was geschah 1961? Kennedy schmiss ihn hinaus. Warum? Weil Dulles einen Fehler gemacht hatte, als er Kuba erobern wollte und jämmerlich gescheitert war.
Das war damals – heute wäre er im Amt geblieben. Warum? Man betrachte Victoria Nuland im U.S. Außenministerium, die einen Krieg in der Ukraine anzettelte und in dem hunderttausende von unschuldigen Menschen ums Leben kommen, für nichts und wieder nichts für einen Krieg, der schon verloren ist. Welche Konsequenzen hat das für die Frau? Null. Im Gegenteil: Die Frau wurde sogar befördert. Fragen Sie Scholz und Baerbock und all die anderen „gekauften“ Gestalten. Denen kann keiner. Weil sie US-loyal sind. Weil sie, wie Victoria Nuland, von dieser großen Macht geschützt sind. Glauben Sie noch an Demokratie? Wie naiv!
Präsident Kennedy musste 1963 sterben. Und er ahnte das. Denn er hatte dieser Macht den Krieg erklärt und wollte sie zerstören. Mit Hilfe seines Freundes Nikita Chruschtschow, dem Präsidenten der Sowjetunion. Obwohl der Kommunismus angeblich der Hauptfeind der USA war und als Rechtfertigung für die gigantische Aufrüstung herhalten musste. Kennedy hatte sich mit seiner Absicht Feinde geschaffen. Auch mit seiner Korrespondenz mit Chruschtschow, die im Juli 1993 endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Sie unterhielten eine intensive, geheime Korrespondenz.
Als es während der Kubakrise 1962 um das Überleben der Menschheit ging und Kennedy dem Druck zum Kriege seiner kriegsbesessenen Militärs kaum noch standhalten konnte, da wandte er sich an Chruschtschow, erklärte seine Situation und bat um Hilfe. Und Chruschtschow half ihm. Und daher leben wir noch heute.
Nach der Kuba-Krise beschlossen der russische und der amerikanische Präsident, Frieden zu schaffen. Für immer. Den Anfang machte Chruschtschow und redete mit dem damaligen Erzfeind der Amerikaner, mit dem Präsidenten von Kuba, Fidel Castro. Er schlug Castro vor, dass er mit den Amerikanern Frieden schließen solle. Er könne Kennedy vertrauen. Nun, das ist leicht gesagt aber schwer gemacht. Vor dieser Frage stand Castro damals. Aber er war bereit, sich auf den vorgeschlagenen Friedensprozess einzulassen und Jean Daniel als vorläufigen Vermittler zu benutzen. Jean Daniel war Chefredakteur der französischen, sozialistischen Zeitung „L’Observateur“ den Kennedy als Botschafter geschickt hatte. Als die beiden sich zu einem abschließenden Gespräch am 22. November trafen kam die Nachricht, Kennedy sei einem Attentat erlegen. Castro stand auf, schaute Daniel in die Augen und sagte: „Alles ändert sich jetzt. Alles wird sich ändern.“
Am diesem 22. November 1963 zerbrach vorläufig die Hoffnung auf eine bessere Welt, die mit Kennedy verbunden war. Und auch Chruschtschow verschwand im Jahr darauf von der internationalen Bühne. Es folgten nach dem kalten Krieg viele heiße Kriege. Der Frieden hatte bis heute keine Chance. Denn Krieg ist ein Geschäftsmodell. Und Ausdruck von Macht. Und im Kapitalismus ist Krieg das größte und wichtigste und profitabelste Geschäftsmodell.
Und die US-Machtstrukturen, die bisher die eigentliche Macht auf Erden ausüben, haben uns Lakaien als Politiker geschenkt, die uns die Illusion von Demokratie vorgaukeln und uns mit törichten Nichtigkeiten ablenken – LGBT, Klimawandel, Grüne Spinner.
Die Geschichte von John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow ist die Geschichte zweier Männer, die durch die eigenen Erfahrungen des Krieges geprägt, zu der Erkenntnis kamen, dass Krieg nur in den Untergang führen könne. Zwei Männer, die den Mut aufbrachten, zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit, dem Frieden eine realistische Chance zu geben.
Das heutige Russland ist wieder an dem Punkt wie damals Nikita Chruschtschow. Zusammen mit China, Indien, dem Iran, Südafrika, Brasilien und anderen Ländern des globalen Südens erzwingen sie gegen die Psychopaten des Westens den Weg zu globalem Frieden. Das ist das Vermächtnis von John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow, die den Mut hatten, dem Wahnsinn jener entgegenzutreten, denen die Gier nach Macht wichtiger ist als das Leben von Millionen Menschen.
Das Essay als PDF: 60 Jahre später
klingt gut !
Trackback by kurt strohmaier 10. Dezember 2023 19:45