Was bedeutet der „Russische Putsch“
Lost in Europe schreibt, dass sich die EU zum Putschversuche von Wagner-Chef Prigoschin sehr still verhält (siehe: Lost in Europe, 25.Juli 2023). Aus meiner [Friedi] Sicht ist das nur vernünftig. Zu unklar ist die Lage und zu schnell sagen EU-Diplomaten eskalierende Worte.
Selbstbestimmtes Österreich, ein Verein, der sich für Frieden einsetzt und gute internationale Informationen hat, macht eine interne Konferenz, um sich über die Vorgänge klar zu werden. Auch für diese Bewegung sind die Vorgänge sehr unklar und uneindeutig.
Klar ist nur: Falls sich der Westen freut, wenn Putin geschwächt würde, so ist diese Freude unberechtigt. Putin ist aktuell der einzige Garant für ein eine stabile und rational handelnde Russische Föderation. Würde Putin weg geputscht droht eine unkalkulierbare Situation auf dem Gebiet der Russischen Föderation. Vermutlich könnte sich nicht einmal Selenskij und seine nationalistische Ukraine freuen, da ein Zusammenbruch der Ordnung in der Russischen Föderation auch die militärische Bedrohung für die Ukraine eher verstärken denn schwächen würde. Dass der Westen nicht in der Lage ist, Konflikte die von War-Lords getragen werden zu befrieden, das hat sich schon in Mogadischu und auch in Afghanistan gezeigt.
Seltsam ist allerdings, dass Prigoschin und seiner Truppe Straffreiheit geboten wurde und dass das Exil in Weißrussland für die Wagnertruppe ermöglicht wurde. Wird Weißrussland doch als Teil der Einflusssphäre Putins gesehen.
Auch die Spekulationen, dass der Putsch ein strategischer Trick gewesen ist, sind nicht plausibel. Ein Staatsmann organisiert keinen solchen Trick gegen sich selbst (auch wenn man das beim Putschversuch bei Erdogan manchmal behauptet).
Das wahrscheinlichste sind da doch Machtkämpfe innerhalb des Militärapparates der Russischen Föderation. Dies würde auch den eigenartigen Kriegsverlauf in der Ukraine erklären. Aber selbst solche innenpolitischen Streitigkeiten innerhalb der russischen Führung wären kein Grund zu Frohlocken. Russland ist groß und letztendlich auch sein Militärapparat. Selbst wenn Teile dieses Apparates instabil wären, bleibt immer noch genügend Masse um etwa den Krieg in der Ukraine aufrecht zu halten – ganz zu schweigen vom atomaren Angriffspotential.
Und man sollte bedenken: Solche Vorgänge hat es in der russischen Geschichte immer wieder gegeben – und Russland hat sie immer überwunden.
Also: Die Situation ist unklar, aber kein Grund zur Freude – weder für den Westen, noch für den Osten. Ein Grund zur Freude wäre eine stabile russische Regierung, mit der auf UNO-Ebene verhandelt werden kann und ein Waffenstillstand in der Ukraine.
Graz, 27.6.2023, W.Friedhuber
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