[tkp] Friedensdelegationen in den Donbass: gelebte Neutralität
In einem Interview mit dem Blog tkp gibt Wilhelm Langthaler interessante Einblicke über die Verhältnisse in der Ukraine, die ansonsten in westlichen Medien kaum berichtet werden.
Der Anlass des Interviews war die geplante – aber vorerst abgesagte Reise einer Delegation aus Österreich in den Donbass und das darauf aufsetzenden Interesse des Verfassungsschutzes. Im Zuge des Interviews gibt Langthaler aber auch Einblicke über seine ukrainischen Kontakte und deren Befindlichkeiten.
Einige Auszüge aus dem Interview:
Die gewaltsame Machtübernahme der ukrainischen Ultranationalisten 2014 hat im Osten einen Volksaufstand ausgelöst, der sich in einen Bürgerkrieg verwandelte. Die Volksrepubliken [des Donbass] sind der Ausdruck dieser Massenbewegung gegen einen rechtsradikalen und proimperialistischen Nationalismus, der demokratische, linke und prorussische Menschen verfolgt. Das zeigte sich in allen Gesprächen auch mit politischen Flüchtlingen aus den vom Maidan-Regime kontrollierten Teilen der Ukraine.
[…]
Wir haben hauptsächlich mit politischen Flüchtlingen zu tun gehabt, für die der Aspekt des Bürgerkriegs im Vordergrund stand. Sie sind geflohen, weil sie sich im Westen der Ukraine, also in den Gebieten, die unter der Kontrolle des Kiewer Regimes stehen, nicht mehr äußern konnten.
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Wer sich kritisch äußerte, wurde bzw. wird bedroht. Es gab eine ganze Reihe von Morden an Journalisten und politischen Aktivisten. Nach der Eskalation am 24.2. wurde das noch viel radikaler, es hat sich die Lage noch weiter verschlimmert. Kritik an der Regierung und der Kriegsführung ist nicht mehr erlaubt. Kritische Berichte, selbst Postings in sozialen Medien, werden sehr heftig verfolgt.
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Aus meiner Sicht sind die Volksrepubliken ein Niederschlag und Ergebnis der demokratischen Volksbewegungen gegen die Usurpation durch den ukrainischen Nationalismus. Das war im Osten eine Massenbewegung gegen das Regime des Maidans.
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Die Republiken entstanden aufgrund des Bürgerkriegs, wurden erst im Nachgang durch Wahlen legitimiert. In Donezk und Lugansk konnten sie sich durchsetzen, in Odessa und Charkow wurden sie niedergeschlagen. Besonders dramatisch war es in Mariupol. Dort hatten die Aufständischen schon die Kontrolle über die Stadt gewonnen, dann hat das ASOW-Regiment, das mehr oder weniger offen eine Nazi-Ideologie vertritt, den Volksaufstand niedergeschlagen.
[…]
Darüber hinaus wollten wir die Botschaft überbringen, dass wir als Österreicher neutral sein wollen und unsere Regierung uns nicht repräsentiert [Hervorhebung durch Friedi], da sie auf Seiten der NATO steht, was nicht im Interesse der Mehrheit der Bürger liegt.
(https://tkp.at/2023/01/09/friedensdelegationen-in-den-donbass-gelebte-neutralitaet/)
Zum ganzen Blog-Beitrag: https://tkp.at/2023/01/09/friedensdelegationen-in-den-donbass-gelebte-neutralitaet/
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