[Brunath] Öl für Gold – das Ende des Petrodollars
Die US-Regierung erntete eine unermessliche Menge an Macht aus ihrer Masche, wertloses Geld aus dem Nichts zu drucken und es der Welt aufzuzwingen. Das Petrodollar-System ist ein wichtiger Grund dafür, dass sie mit diesem Betrug so lange durchgekommen ist.
Öl ist bei weitem der größte und strategischste Rohstoffmarkt. In den letzten 50 Jahren brauchte praktisch jeder, der Öl importieren wollte, US-Dollars, um dafür zu bezahlen. Und da jedes Land Öl braucht, hat es (bis heute) einen zwingenden Grund, Dollarreserven zu halten, damit das importierte Öl auch bezahlt werden konnte. Denn andere Währungen gab es (gemäß Int. Vertrag) dafür nicht. Bilanztechnisch schafft das Verbindlichkeiten der US-Zentralbank Fed gegenüber den erdölexportierenden Ländern in enormem Umfang, da diesen Ländern durch den Ölexport große Dollarbestände zufließen, aber andererseits fließen der US-Zentralbank in Höhe der Ölkaufpreise Devisen der ölkaufenden Nationen zu. Da es den meisten erdölexportierenden Ländern bis heute an interessanten Investitionsobjekten in großem Umfang fehlt, fließt seit jeher ein erheblicher Anteil der Dollarbestände in die USA zurück. Dies führt zu der für die USA angenehmen Situation, dass dem Land hohe Ertrags-Einnahmen zufallen (vereinfacht gesagt: Gewinn durch Gelddrucken, Kapitalzinsen). Die nachhaltig starken Kapitalimporte aus den Ölländern senken das Zinsniveau in den USA, was dort Investitionen begünstigt (Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Petrodollar).
Dieses System hat dazu beigetragen, einen tieferen, liquideren Markt für den Dollar und US-Staatsanleihen zu schaffen. Außerdem ermöglicht es der US-Regierung, die Zinssätze künstlich niedrig zu halten und so die enormen Defizite zu finanzieren, zu denen sie sonst nicht in der Lage wäre. Kurz gesagt, das Petrodollar-System ist das Fundament des US-Finanzsystems. Und deshalb wird es von der US-Regierung auch so vehement verteidigt. Sie braucht das System, um zu überleben. Politiker wie Hussein oder Gaddafi, die versuchten auszubrechen, sind tot. Beide konnte das US-Militär relativ leicht ausschalten, aber das ganze bekommt eine ganz andere Dynamik, wenn Russland und China das Petrodollarsystem untergraben, was im Moment geschieht.
Russland und China sind die einzigen Länder, deren Atomwaffenarsenale ausgereift genug sind, um sich mit den USA auf der militärischen Eskalationsleiter bis an die Spitze zu bewegen. Mit anderen Worten: Das US-Militär kann Russland und China nicht ungestraft angreifen, weil diese Länder jeden Schritt bis zum totalen Atomkrieg – der Spitze der militärischen Eskalationsleiter – mitmachen können. Aus diesem Grund schrecken die USA (bisher) davor zurück, in einen direkten militärischen Konflikt mit Russland und China einzutreten – auch wenn sie mit ihrem Sanktionskrieg dabei sind, dem Petrodollar-System einen tödlichen Schlag zu versetzen. Die US-Sanktionen brachten den russischen Energiebeauftragten auf die geniale Idee, Russland würde Gold oder Bitcoin als Gegenleistung für sein Öl akzeptieren. Damit scheint der Untergang des Petrodollar-Systems unmittelbar bevorzustehen. Das hat enorme geopolitische und finanzielle Konsequenzen.
Der wahre Grund für Chinas und Russlands riesige Goldvorräte
Es ist kein Geheimnis, dass China und Russland schon seit vielen Jahren so viel Gold wie möglich horten. China ist der weltweit größte Produzent und Käufer von Gold. Russland ist die Nummer zwei. Heute ist klar, warum China und Russland eine unstillbare Nachfrage nach Gold haben. Sie haben auf den richtigen Moment gewartet, um dem Petrodollar-System den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Und jetzt ist dieser Moment gekommen. Nach dem Einmarsch in die Ukraine hat die US-Regierung Russland aus dem Dollarsystem geworfen und Hunderte von Milliarden Dollarreserven der russischen Zentralbank beschlagnahmt. Washington droht China seit Jahren, dasselbe zu tun. Diese Drohungen gegen China mögen ein Bluff sein, aber wenn die US-Regierung sie wahr macht – wie sie es kürzlich gegen Russland getan hat -, könnte die Wirtschaft Chinas zum Stillstand kommen, was für die chinesische Regierung eine unerträgliche Bedrohung darstellen würde. Um das zu vermeiden, arbeitete das Land mit Russland an einer Alternative zum Petrodollar, das wohl aktuell erfolgreich installiert wurde. Dieses System wird es jedem auf der Welt ermöglichen, Öl gegen Gold zu tauschen. Dabei werden der US-Dollar, das Finanzsystem und die Sanktionen umgangen.
Nach jahrelanger Vorbereitung hat die Shanghai International Energy Exchange (INE) 2017 einen auf chinesische Yuan lautenden Rohöl-Terminkontrakt eingeführt. Seitdem kann jeder Ölproduzent sein Öl für etwas anderes als US-Dollar verkaufen – in diesem Fall für den chinesischen Yuan mit der Möglichkeit, Yuan über die Goldbörsen in Shanghai (dem weltweit größten Markt für physisches Gold) und Hongkong in physisches Gold umzuwandeln, ohne die offiziellen Reserven Chinas anzutasten. PetroChina und Sinopec, zwei chinesische Ölgesellschaften, sorgen als Großabnehmer für Liquidität bei den Yuan-Rohöl-Futures. Wenn also ein Ölproduzent sein Öl in Yuan (und indirekt Gold) verkaufen will, wird es immer ein Angebot geben. (Das hatte der Libysche Gaddafi sich auch schon ausgedacht) Nach Jahren des Wachstums und der Entwicklung ist der INE-Yuan-Öl-Terminkontrakt nun bereit für die erste Stunde. Er kommt zum perfekten Zeitpunkt.
Russland ist der größte Energieproduzent der Welt, China ist der größte Energieimporteur der Welt, und Russland ist Pekings größter Öllieferant. Pefekte Symbiose! Andere Länder, die auf Washingtons unanständiger Liste stehen, melden sich begeistert an. So akzeptiert beispielsweise der Iran – ein weiterer großer Ölproduzent – den Yuan als Zahlungsmittel. Das Gleiche gilt für Venezuela, Nigeria und andere. Selbst Saudi-Arabien – Dreh- und Angelpunkt des Petrodollar-Systems – liebäugelt offen mit China, um sein Öl in Yuan zu verkaufen. Auf die eine oder andere Weise – und wahrscheinlich bald – werden die Chinesen einen Weg finden, den Saudis den Yuan schmackhaft zu machen. China ist bereits der größte Ölimporteur der Welt – mit über 1,4 Milliarden Menschen (mehr als viermal so groß wie die USA). Die schiere Größe des chinesischen Marktes macht es Saudi-Arabien und anderen Ölexporteuren quasi unmöglich, Chinas Angebot, in Yuan zu zahlen, weiterhin zu abzulehnen. Die Shanghai International Energy Exchange versüßt den Ölexporteuren das Geschäft zusätzlich mit Gold. Die chinesisch-russische Arbeit daran, dem ökonomischen Gesetz des Austauschs von Waren gegen ehrliches Geld eine Grundlage von realem Wert zu schaffen und dem entstandenen Chaos, das aus dem Experiment mit weltweitem Fiat-Geld (Siehe: https://www.ig.com/de/trading-glossar/fiatgeld-defintion) resultiert, den Garaus zu machen durch eine Rückkehr zu realem Wert, wird bald Früchte tragen. Der Tag rückt also näher, wenn die ölproduzierenden Länder für ihr Öl Gold oder dessen Gegenwert verlangen und nicht Dollar oder Euro. Das wird dazu führen, dass China, Russland und andere Länder bald den Dollar aufgeben werden umYuan, Gold und möglicherweise Bitcoin für den Ölhandel verwenden. Dies wird das endgültige Ende des Petrodollar-Systems sein, und es steht unmittelbar bevor. Über 50 Jahre lang hat das Petrodollar-System der US-Regierung und vielen Amerikanern ermög-licht, weit über ihre Verhältnisse zu leben. Die USA sehen diese einzigartige Position als selbstver-ständlich an. Aber sie wird bald verschwinden. Es wird eine Menge zusätzlicher Dollars im Umlauf sein, die plötzlich ein neues Zuhause suchen, da sie nicht mehr für den Kauf von Öl benötigt werden. Das läuft auf einen sprunghaften Anstieg der Inflation und ein finanzielles Erdbeben von historischem Ausmaß in den USA und Europa hinaus. Der Kompass für die wirtschaftliche Entwicklung im Westen zeigt in diese Richtung. Leider kann der Einzelne kaum etwas tun, um den Verlauf dieser Trends zu ändern und es scheint, dass wieder mal der einfache Lohnarbeiter und Angestellte, der kleine Selbstständige und Handwerker die Zeche werden bezahlen müssen. Big Money dürfte es nicht stören ein paar Milliarden zu verlieren, denn denen bleibt immer noch genug für eine neue Runde Roulette, es sei, eine starke soziale Bewegung verhindert das.
3.4.2022, Rainer Brunath
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