Wie ein UNI-Rektor „Diskussion“ versteht ..
Anstoss für diese Glosse lieferte ein Engl-Interview heute 27.4.2012 im Ö1 Morgenjournal (http://oe1.orf.at/konsole?show=ondemand&track_id=301311&load_day=/programm/konsole/tag/20120427).
Engl zeigt dabei klar sein Verständnis von Diskussion: Diskussion ist, wenn ich bei der Gegenseite ein bisschen Verständnis dafür finde, was ich auf höhere Anordnung hin durchsetze.
Auf die klare Frage des Interviewers, ob da die Studenten sowieso immer verlieren, antwortet Engl sinngemäß: Nein das ist nicht so, die Studenten zeigen dann ja Verständnis für die zu setzende Maßnahme (es ging dabei um die Abschaffung des Bachelorstudiums – und das wird abgeschafft, es geht dabei um die Einführung von Studiengebühren – und die werden eingeführt).
Auch im zweiten Fall – das versuchte Aufbrechen der Sitzungstüren – ein ähnliches Bild: Dass ein Rektor seine Studenten nahezu augenblicklich von der UNI “räumen” lässt ist “normal”, dass Studenten, denen eine weitere Mitbestimmung verweigert wird, versuchen in einen Sitzungsaal einzudringen um mitzureden – die “Herrschaft” aber natürlich hinter verschlossenen Türen unter sich sein will um so ungestört das zu beschließen, was sie wollen – das geht natürlich nicht.
Natürlich spricht Engl sich für die Demonstrationsfreiheit aus – meint damit aber offensichtlich nur ein paar Lautsprecherdurchsagen, die man diesen “Störefrieden” gestattet – aber nicht mehr! Wirklich an Lösungen mitarbeiten – nein das nicht – das machen “wir von den Ständen”! Und eventuell Diktate dieser „Stände“ zu kritisieren und zu bekämpfen!? Sakrileg! Polizei! Terroristen! Hilfe!
Warum nicht die Demokratie gleich abschaffen? Diese Engls und Töchterles wissen doch wirklich am Besten, wie die Zukunft auszuschauen hat!
Dass bezüglich Studiengebühren ein Gusenbauer gelogen hat, ein Faymann gelogen hat (beide haben behauptet, die Studiengebühren abgeschafft zu haben – der Gusenbauer hat sie dann wieder eingeführt – und der Faymann dann wieder – angeblich – abgeschafft) darüber reden wir nicht. Dass die Zerstörung der UNI, der „UNI für jeden“ wie wir sie seit Kreisky kennen, ein Regierungsprojekt ist, das konsequent durchgezogen wird, obwohl bei jeder Sonntagsrede das Gegenteil behauptet wird, darüber reden wir auch nicht …
Dass hier – ob gut oder schlecht – ein angloamerikanisches Diktat der Bildungsvermarktung durchgezogen wird, darüber reden wir natürlich auch nicht …
Man könnte in Anlehnung an “Per Analter durch die Galaxis” sagen: Widerstand ist zwecklos! Die Die Töchterle’sche-Engl’sche – Bauflotte demoliert die UNI (im Auftrage der EU) sowieso!
Den Abbruchsbeginn der „UNI für Jedermann“ hat die österreichische Bundesregierung ja bereits 2002 mit großen Eifer begonnen, als sie die UNIs mittellos in die Selbstverwaltung schickte.
Natürlich werden sich einige freuen, dass die höhere Bildung bald wieder nur für sie und ihresgleichen, also für die “leistungswilligen Herrenmenschen” möglich sein wird und es wieder klar wird, dass eben Untermenschen nichts auf den Eliteunis verloren haben. Eigenartiger Weise ist zwar kein Geld für den Regulärbetrieb der UNIs da (wie er seit Jahren möglich war), für den Aufbau von universitätsnahen Instituten, Universitätskursen und Eliteuniversitäten scheint aber mehr als genug Geld da zu sein …
Graz, 27.4.2012, W. Friedhuber
No comments yet.