[Österreich] Die bürgerliche Regentschaft Schwarz-Grün will freies Studium weiter einschränken
Freiheit – vor allem die der Bildung – scheint bei den bürgerlichen Regenten ein Feindbild zu sein: Nun wird das freie Studium weiter reglementiert.
…- und die Protestaufrufe bleiben stumm! VsStÖ wo bist du?
Unter fadscheinigem Vorwand, Mehrfachbelegungen verhindern zu müssen (warum eigentlich?) soll nun im Studium eine Leistungspflicht eingeführt werden. Innerhalb von 2 Jahren müssen 24 ECTS an Prüfungen abgelegt werden, sonst erlischt die Studienberechtiung.
„ÖVP und Grüne haben sich auf die Einführung einer Mindeststudienleistung für ab dem Wintersemester 2021 neu zugelassene Studenten geeinigt.“ (https://orf.at/stories/3191187/)
Zwar wird lt. ORF „[a]m konkreten Entwurf der Novelle zum Universitätsgesetz (UG) […] noch gearbeitet“ (ebd.) aber die Marschrichtung hin zum Schulbetrieb ohne Freiheit scheint für die öffentlichen Universitäten weiterzugehen.
Eh klar: Wer sich’s leisten kann, geht halt auf eine Privat-UNI – vermutlich eine Haltung, der sich auch die grünen Landbesitzer anschließen können.
Dass die GRÜNEn da so mitspielen ist – historisch gesehen – verwunderlich. Waren doch die GRÜN-Alternativen doch einmal sehr dem Freiheitsbegriff verbunden. Dass die SPÖ, die in der Vergangenheit für einen offenen, freien Universitätszugang für alle gekämpft hat hier, nicht zu Demonstarationen aufruft (auch die VSSTÖ ist erstaunlich ruhig) scheint ein Zeichen der Zeit zu sein. Die SPÖ-Spitze hat andere Interessen als die sozialistische Ideale von gestern zu verfolgen …
Propagandistisch kann der trickreiche Kanzler mit seinem schwafelnden Vizekanzler das Vorgehen der Bevölkerung vermutlich gut verkaufen – schlussendlich kann ja wieder der Neidkomplex der Massen angesprochen werden: Die faulen Studenten sollen halt einmal was leisten!
Vermutlich wird in der Propagande – bitte um Entschuldigung: in den seriösen Medien – nichts darüber berichtet, dass die Restriktionen im Studium ohnedies schon gewaltig sind: Aufnahmsprüfung, streng getakteter Prüfungsplan im Bachelorstudium – meist mit verpflichtenden Praktikas – und das alles mit lediglich 2 Toleranzsemestern (die, sobald 1 Prüfung nicht geschafft wurde – meist auch schon aufgebraucht sind, da die notwendigen Kurse meist im Jahresabschnitt angeboten werden) – sonst sind Studiengebühren zu bezahlen.
Will man noch, wie eigentlich erwünscht, ein Auslandssemester absolvieren, ist die vorgeschriebenen Studiendauer für Gebührenbefreiung eigentlich nicht mehr einzuhalten.
Und ja: Man kann um Erlass der Studiengebühren ansuchen – aber die Gründe für einen Erlass sind sehr restriktiv (siehe etwa: https://www.studieren.at/studienfinanzierung/studiengebuehren/)
Von ministerieller Seite wird der neuerliche Versuch der Freiheitseinschränkung für das universitäte Studium damit begründet, dass man die vielen Doppel-Inskriptionen verhindern will. Dieses Argument ist ein Scheinargument. Die Doppel-Inskriptionen verursachen eigentlich keine Kosten oder sonstige Aufwände.
Ja – diese Art der Inskription, also ein Studium zu inskripieren ohne es abzuschließen und dann in ein anderes Studium zu wechseln, um der Studiengebühr zu entkommen, die gibt es. Aber praktisch können damit nur Vorlesungen konsumiert werden, weil für die Labor-Plätze oder auch für manche Seminare so die Voraussetzungen nicht geschafft werden. Es sind zwar die Vorlesungen nach wie vor öffentlich und eigentlich für alle zugänglich – aber ohne Inskription sind die Termine der Vorlesung und die Begleitdokumente nicht zugänglich – eben ein erster Schritt dazu, auch die Vorlesungen der Öffentlichkeit zu entziehen.
Vom Standpunkt des Bildungsideals sind die Doppel- und Mehrfach-Inskripitonen eher wünschenswert. Erlauben sie doch eine Teilnahme an der Bildung, die sonst kaum mehr möglich ist – und das zu nahezu keinen Kosten für die UNI.
Was Schwarz-Grün (Türkis-Grün?) nun verhindern will, ist das gleiche, das schon Schwarz-Blau verhindern wollte: Dass das allgemeine Volk an der universitären Bildung teil hat.
Nun steht dieser bürgerliche Block (nun mit den GRÜNEn) nahe am Ziel die mittelalterliche Bildungssegregation wieder zu ralisieren – vor allem, da nun auch die SPÖ anscheinend das Lager gewechselt hat.
Von seiten der ÖH – und da vor allem von der VSSTÖ – ist bisher jedenfalls noch kein Protestaufruf zu hören – aber ev. kommt er nocht. Notwendig wäre er.
Graz, 26.11.2020, W.Friedhuber
ja, die universität ist zur schule degeneriert. das hat schon seinerzeit mit der abspaltung der medizinischen fakultät begonnen. das universale ist verloren gegangen, die mediziner haben halt eine de facto fachhochschule initiiert. es gibt keine fakultätsüberschreitende diskussion mehr. das wesen der universität ist gestorben, wurde umgebracht,daher auch die beschränkungen zur studiendauer. die freiheit des wissenserwerbs ist dabei verloren gegangen. gezüchtet werden halt zombies für die wirtschaft, keine kreativen querdenker,die ja dem system suspekt sind. wie man am kanzler sieht, ist keine bildung notwendig um täglich macht auszuüben, dazu reicht, wie im lande üblich, die zugehörigkeit zur richtigen mafia, pardon partei !
Trackback by kurt strohmaier 26. November 2020 21:40