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Bericht: Plattform 25-Konferenz vom 31.3. – 1.4.2012

Bloged in Allgemein by friedi Montag April 2, 2012

Konferenz der Plattform 25 vom 30.03. – 01.04.2012 im Forum Stadtpark Graz

Plattform 25 Konferenz

Konferenz der Plattform 25 (Bild.: W.Friedhuber)

Die Plattform 25 veranstalte zur Positionsfindung am Wochenende vom 30.3. – 1.4. ein Konferenz für alle Plattformteilnehmer und Interessierten (siehe: http://www.plattform25.at/2012/03/plattforum-konferenz-von-30-3-1-4-2012-im-forum-stadtpark/)

Die Beteiligung war erfreulich zahlreich (ca. 30 Personen permanent – im Verhältnis zur Anzahl der in der Plattform vertretenen Institutionen aber doch bescheiden). Es waren verhältnismäßig viele AktivistInnen aus Wien (SLP, Aktive Arbeitslose usw.) gekommen. Die Notwendigkeit, dass, wenn so eine Bewegung dauerhaft sein sollte, Wien unbedingt als Aktionszentrum notwendig ist (siehe Arena-Bewegung) sehe ich als Fixum an, daher hat mich dieses Interesse besonders gefreut.

Infotisch am Eingang zum "Plenarsaal"

Vielfältiges Informationsmaterial (Foto: W.Friedhuber)

Die Breite der in der P25 vertretenen Weltanschauungen war teilweise spürbar – störte aber nicht das konstruktiver Gesprächsklima – eher im Gegenteil, es schaffte interessante Kontraste.

Der erste Tag war der Darstellung der Problemlage gewidmet:

Nach der Eröffnung durch Heidrun und Gerhard, die kurz die Konferenz-Ziele darlegten erfolgte die Themeneinstimmung durch Martin Schenk: Genug gespart!

Danach folgte eine Podiumsdiskussion mit internationaler Beteiligung: Fotini Tsaglioti (Aktivistin aus Griechenland), Anita Rzepka (Aktivistin aus Polen).

In dieser Podiumsdiskussion wurden die aktuellen politischen Veränderungen durch die persönlichen Erfahrungen der GästInnen sehr farbig und lebensnahe dargestellt.

Frau Rzepka hatte dabei eine der Beiträge, die Hoffnung auf mögliche Veränderungen im System durch Proteste erweckten. Sie berichtete über das „weiße Städtchen“ – eine spontane Protestaktion in Warschau, die sich direkt aus der Bevölkerung heraus gebildet und es geschafft hat, dass die polnische Regierung auf die berechtigten Forderungen eingegangen ist.

Im Kontrast dazu der Bericht aus Griechenland: Demonstration, mehrere Generalstreiks – alle Nutzlos! Die griechische Regierung – und nun die EU-Diktatoren – ziehen ihre Vorstellung zum Schaden der Bevölkerung durch.

Ein ähnliches entmutigendes Bild ergaben auch die Wortmeldungen zur Lage in Österreich und Steiermark . Die Regierungen (Bund oder Land) sind für Probleme der Menschen nicht mehr vorhanden – dies betrifft auch die Vertretungen wie etwa die Gewerkschaft. Petitionen an die steirische Regierung werden einfach abgelehnt oder verworfen, Gespräche werden verweigert oder die Anfragen ignoriert, Abteilungen werden aufgelöst oder ständig umgebaut, sodass keine fachlich kompetenten Ansprechpartner mehr vorhanden sind – und die Gewerkschaftsspitze ist Teil dieser Diktatur. (Anm.: Eine der wesentlichen Leistungen der Gewerkschaft ist es, Information nicht weiter zu geben – das machen auch die Medien so – sodass über die Vorgänge in Österreich weniger bekannt ist als über die Vorgänge in Griechenland).

Es wurden kurz die Möglichkeiten der Betroffenen (Sozialarbeiter, Kulturschaffende) thematisiert. Als Ergebnis herrschte dabei der Tenor: Im Endeffekt dürfte es nicht anders gehen, als das sich die Menschen selbst zu wehren beginnen – die zuständigen Vertretungen sind nicht mehr an der Problemlösung interessiert, das einzige Interesse scheint die Problemvertuschung zu sein – aber damit greife ich bereits auf die Seminare des kommenden Tages vor.

Die Vormittagthemen waren:

  • Streik – oder was? Geeignete Aktionen im Sozialbereich.
  • Die (Ohn)macht der Angehörigen und betroffenen
  • Kunst ist Arbeit an der Gegenwart
  • Get organized!

(für Details siehe: http://forum.mur.at/media/pdf/120322_01tabelle_plattform25.pdf )

Die Themen sollten auf die Problemlage im Sozial- und Kulturbereich konzentriert bleiben und – gemäß der Historie der P-25 Bewegung – mit Schwerpunktsetzung „Steierisches Kürzungsbudget 2011“ (um nicht auszuufern) – aber natürlich sind antidemokratischen Entwicklungen auch im Bund und in der EU vorhanden – ja werden von dort angeordnet. So gehen die Themen am Nachmittag auch auf vermehrt auf den überregionalen Charakter der notwendigen Notwehraktionen ein:

  • Wege zu einer selbstbestimmten Gesellschaft/Was ist los mit der Demokratie?
  • Mit oder gegen den ÖGB?
  • Demonstrieren, Besetzen, Streiken …

(siehe: http://forum.mur.at/media/pdf/120322_01tabelle_plattform25.pdf )

Am Abend wurde dann im Plenum von jeder Arbeitsgruppe kurz das Resümee der Arbeiten vorgestellt. Gemäß der Heterogenität der Gruppen waren viele Ergebnisse teilweise eher auf strategische Möglichkeiten angesiedelt oder taxative Auflistungen von Möglichkeiten, aber es waren auch konrete Vorschläge und neue Zugänge vertreten. Interessant war etwa die Vorstellung der Möglichkeit der Überlastungsanzeige, die am Bsp. SMZ-Ost (Wien) als Möglichkeit der betriebsrätlichen Interventionsmöglichkeit abgestützt auf die aktive individuelle Professionalität auch im Sozialbereich eine Wehrpotential gegen Kürzungen hat. Dass diese Möglichkeit ein hohes Maß an individuellem Mut erfordert, wurde als personaler Bildungsprozess positiv dargestellt (naturgemäß konnte das Modell nicht zu Ende diskutiert werden).

Ein berücksichtigenswertes Ergebnis kam in der Abschlussrunde dadurch zustande, dass offensichtlich wurde, dass der Kunst- und Kultursektor sich sehr schwer tut, seine Notlage zu thematisiern. Einerseits ist der Schaden, der durch die ignorante Landesregierung in Kunst- und Kultur als sozialer Urgrund anrichtet, schwer plakativ darzustellen, anderseits sind die Kunstschaffenden im hohen Grade individualisiert und können daher nicht in gleicher Weise reagieren wie es Lohnabhängige können. Der Künstler ist mit seiner Arbeit anders verwoben, sein Selbst ist in den Schaffensprozess viel ursächlicher eingesponnen als dies bei Dienstleistungen (selbst bei Branchen mit hoher emotionaler Bindung an die Klientin oder Klienten) der Fall ist.

Abendstimmung im Stadtpark Graz

Stadpark Graz am Abend - mit dem "Krüppelschnitt" der Bäume (Bild: W.Friedhuber)

Der Tag klang mit Filmen und Musik aus.

Am nächsten Tag erfolgte die abschließende Verdichtung und Konkretisierung. Von 11:30 bis 14:00 wurde in großer Runde versucht, konkrete Aufgaben zuzuteilen, vergessene Zentralthemen zu erfassen und eine summarische Stimmung einzufangen. Auch diese Arbeit erfolgte im großen und ganzen ohne größere Konflikte, obwohl dabei schon merkbar wurde, dass die Plattform, so wie sie ist, von einigen Teilnehmern große Selbstbeschränkungen verlangt – etwa in Bezug auf Linkspolitik, oder in Bezug auf Identifikationsprozessen. Während die Beschränkung der politischen Themen innerhalb der zentralen Plattformarbeiten fast durchgängig akzeptiert wurden (es kann diese Arbeit ja jeder innerhalb seiner Teilgruppe durchführen) wurde das Fehlen der Belange der Betroffenen als Defizit der Plattformarbeit empfunden. Die Plattformkonferenz und die Diskussionen haben sich sehr stark auf die institutionelle Seite und da auf die Finanzierung der Organisationen verlagert (aus meiner Sicht verständlich, da das Landesbudget ja der Auslöser der Plattformgründung war). Wie kompliziert und missverständlich manchmal Kommunikation in dieser heterogenen Welt sein kann, war an einer Wortmeldung zu bemerken, in der die Forderung nach dem Langzeitaspekt gestellt wurde, wobei der Sprecher eigentlich darlegen wollte, dass er ein Konzept mit einem auf Musik und Tanz aufbauende Identifikation erarbeitet hatte. Im Plenum wurde das jedoch als politisch-ideologische Identifikation verstanden und damit nicht weiter verfolgt, bzw. argumentiert, warum die Plattform sich polit-ideologisch nicht binden will – worauf der betreffende Aktivist enttäuscht die Konferenz verließ.

In den Themen und Diskussionen war teils zu bemerken, dass die Plattform, gerade in Situationen der personeller Verengung wie z.B. auch bei diesem Kongress, in Gefahr läuft, selbst in Reaktions- und Lösungsmuster zu verfallen, gegen die Protestiert wird. Gerade sehr überzeugte Menschen neigen dazu zu glauben, dass ihre Sicht und ihr Lösungsspektrum das einzig richtige ist und damit alle anderen Ansichten als kontraproduktive Störungen abzutun. Im Augenblick ist die Plattform noch breit genug, um nicht selbst so verengt wie die SPÖVP Regierung in ihrer Bunkersituation zu agieren.

Als Resümee für mich nehme ich auf jeden Fall mit:

Die Konstruktion der Plattform 25 ist als Aktivierungsmodell für die aktive Zivilgesellschaft im hohen Maß geeignet. Die Struktur, dass konkrete Ereignisse wie inhumane Budget sowie der konkreten Kampf für schutzlose Betroffenen eine Aktionsplattform bilden in der Lage ist unter der dann die unterschiedlichsten Aktivgruppen mit gemeinsamen Aktionen und unterschiedlichen Lösungskonzepten zusammen arbeiten, die Themen je nach Weltanschauung reflektieren und in gemeinsamer Diskussion prüfen und so zur Bewusstseinsbildung beitragen, scheint der richtige Weg zu einer besseren Welt zu sein.

So gelang es als Abschluss wirklich erstaunlich konkrete Punkte zu erarbeiten.

Graz, 2.4.12. W.Friedhuber

Anhang: Darstellung der Workshop-Ergebnisse:
Abschlussliste: Ergebnisse der Abschluss-Plenarliste
Seminar1: Seminarergebnisse 31.3.12 Vormittag
Seminar2: Seminarergebnisse 31.3.12 Nachmittag
Konferenzbericht: Obiger Text als pdf

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