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[GSU][Graz] Vortrag von Michael Hartmann: „Gefährden Eliten unsere Demokratie?“

Bloged in Allgemein,Diskussion,Systemalternativen by friedi Freitag Januar 18, 2019

Am 16.1.2019 thematisierte der Soziologe Michael Hartmann in seinem Vortrag an der KFU die Problematik der bürgerlichen Eliten. (siehe auch: Deutsche Eliten)


Veranstalter: GSU (Gesellschaft für Soziologie)

Zusammenfassung des Vortrags (W.Friedhuber)

Wissenschaftlich fundiert stellt Hartmann die Kapitalakkumulation bei einer verschwindenden Minderheit der Bevölkerung dar. Dieser Umstand, dass die größten Vermögen von so wenig Menschen gehalten werden, verzerrt auch alle soziologischen Kennziffern, wie etwa den Gini-Koeffizieten. Dies in zweifacher Weise:

  1. Die Schicht der Superreichen ist in ihrer Anzahl zu klein, um statistisch relevant zu sein (nicht aber in ihrem Vermögen).
  2. Die Kapitaleinkommen sind in den Lohnstatistiken nicht enthalten.

Dies führt dazu, dass die Einkommenskurvern bei den Managereinkommen enden. Die wirklich großen Kapitaleinkommen scheinen gar nicht auf.

Allerdings sind, wie Hartmann darlegt, die Einkommensdifferenzen zwische Angestellten und Topmanager genau so groß, wie die Einkommensdifferenzen zwischen Topmanager und Kapitaleigner.
Soziologisch interessant ist auch, dass Hartmann schlüssig ausweist, dass diese ungeheuren Profiteure sich dieser gesellschaftsverzerrenden Tatsache gar nicht bewusst sind. So fühlt sich etwa ein Manager, der z.B. 2 Mio € im Jahr verdient als „Mittelschicht“ und keineswegs als Top-Verdiener.

Gesellschaftlich extrem bedenklich ist zudem, dass nun in den ehemals sozialen Staaten wie etwa Schweden, Deutschland und auch Österreich bürgerliche Regierungen an der Macht sind, sich der gini-Koeffizient rasch verschlechtert. Die Kapitaleinkommen werden relativ rücksichtslos protegieren bei gleichzeitiger Senkung der Löhne. Steuergesetze werden in unverschämter Weise zugunsten der Kapitaleigner geändert – auch auf Kosten einer immer größer werdendne Verarmung der Normalverdiener.

Hartmann zeigt auch, dass das Argument, die Globalisierung wäre schuld, dass den Management und den Kapitaleignern so unverhältnismäßig hohe Gelder ausbezahlt werden müssen, sich durch Fakten nicht belegen lässt. So sind etwa die Spitzenmanager nicht in der Weise mobil, dass sie in Länder mit höchsten Managergehältern abwandern. Die Manager und Kapitaleigner verbleiben in ihrem Land, auch wenn sie etwa in den USA mehr verdienen könnten.

Sie zahlen sich aber im Verhältnis zu den übrigen Menschen im Land unverhältnismäßig hohe Gagen aus.

Da sich die Regierungsmannschaften immer mehr aus Menschen mit diesem bürgerlichen Hintergrund (Anwälte, Aktonäre, Akademikerfamilien usw.) zusammensetzen, ändern sie auch die Steuergesetze zu ihren Gunsten. Dies machen sie, ohne sich des Unrechts bewusst zu sein. Zu sehr ist in den bürgerlichen Haushalten das Recht auf Bereicherung Bestandteil  der Weltsicht.

Aufgrund der oben erwähnten statistischen Verzerrungen wird diese zunehmende Ungleichheit nicht so publik.
Allerdings merken die Menschen im täglichen Leben, dass sie immer mehr deklassiert werden.
Die Folge ist eine zunehmende Radikalisierung der Parteienlandschaft: AfD, FPÖ, Le Pen und rechte Gruppen sind für die Deklassierten die einzige Möglichkeit den rücksichtslosen Eliten – wozu auch Vertreter der Grünen und Sozialdemokraten gehören – zumindest Proteste zu signalisieren.

Für Deutschaland zeigt Hartmann, dass infolge dieser Politik zuerst die Wahlbeteiligung zurückging. Nachdem die Sozialdemokraten – zusammen mit den Grünen – aber den bürgerlichen Kurs verschärft fortsetzten, die AfD rasch an Stimmen gewann.
Gerade an der kurzzeitigen Hype von Hr. Schulz in Deutschland (und in Österreich durch Hr. Kern) ist zu sehen, dass die Menschen jede Hoffnung auf Wechsel, weg von der bürgerlichen Politik, ergreifen würden. Aber wie in Deutschland Hr. Schulz und in Österreich Hr. Kern suche die Menschen rasch andere Alternativen, wenn diese Hoffnungsträger den kapitalfreundlichen Kurs weiterführen.

Sie wählen dann rechte Randgruppen. Die große Zahl dieser Wählerinnen und Wähler sind dabei keine ideologischen Rechten sondern Protestwähler, die keinen anderen Ausweg mehr sehen.
Die bürgerlichen Eliten betreiben so, zur eigenen Bereicherung, eine demokratiegefährdende Politik, da die Rechten, so sie an die Macht kommen, eher noch weitere Verschlechterungen (siehe Polen, Ungarn, Österreich usw.) durchsetzen.

Das Buch „Die Abgehobenen. Wie die Eliten die Demokratie gefährden“ von Michael Hartmann, ist eine wissenschaftlich fundierte Darstellung der soziologischen Zustände. Es ist wendet sich aber an die allgemeine Leserschaft. Es ist lesefreundlich geschrieben.

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