Empört euch endlich gegen die Schöpfer der Krise(n)
„Empört euch endlich gegen die Schöpfer der Krise(n)“, dies ist der Untertitel des Leitartikel der Kleinen Zeitung vom 8.8.2011!
Frido Hütter hat an diesem Tag unter dem Titel “Ein Klassenkampf gegen Nervöse und Windbeutel” die Sachlage treffend dargestellt (siehe: http://www.kleinezeitung.at/allgemein/tribuene/2803401/ein-kassenkampf-gegen-nervoese-eunuchen.story) .
Am 12.8.2011 um 9:45 brachte Ö1 unter dem Titel “Streitgespräche” einen kurzen Meinungsaustausch zwischen Stefan Schulmeister von WIFO und Robert Senz, Fondsmanager bei Raiffeisen Capital Management (siehe: http://oe1.orf.at/programm/281312 ). Nun mag man zu Schulmeister stehen wie man will, aber einfacher und treffender als “… das Problem ist die Spielanlage …” kann man es wirklich nicht sagen. Schulmeister hat das sehr klar dargelegt und auch seher klar formuliert, was der Gesetzgeber tun müsste, um diese Spielwiese wieder auf ein Niveau zu bringen, um Folgen wie 1929 zu verhindern.
Jeder einzelne, jeder Bürger kann sich heute selbst eine Meinung bilden. Er muss Schulmeister nicht glauben. Er kann das Geschehen selbst verfolgen und sehen, dass die Spekulation die treibende Kraft zur Krise ist – trotzdem: Herr Sens ist da anderer Meinung! Ist er blind? Nein – er ist nur grenzenlos von seinen Fähigkeiten überzeugt. Das klare Bild des niedergehenden Sozialwesens seit die neoliberale Sichtweise herrscht – das interessiert ihn nicht! Er macht Profit! Er will diese Spielregeln weiter zur Verfügung haben um Gewinne rein auf Spekulationsbasis zu machen – genau das, was eben Schulmeister als Krisenursache klar darlegt: Gewinnmöglichkeit rein auf Kapitalbasis. Nun kann man sagen, es ist als Fondsmanager seine Aufgabe so zu denken – ja! Wenn man alles Gemeinschaftliche, alles Humane, alles Prognostische, alles Realwirtschftliche außer Acht lässt kann man hier tatsächlich sogar „ja“ sagen.
Aber: Warum lassen wir diese Leute die Politik bestimmen? Reicht es nicht, gesehen zu haben, wie ein Pröll nach seinen großen „Sagern“ sang und klanglos – und natürlich ohne Konsequenzen für ihn aus der Politik verschwand (gestern noch Finanzminister heute schon hochbezahlter Raiffeisen-Mitarbeiter) oder Grasser (gestern noch 0-Defizit heute schon ….??). Die Politik, die Wirtschaft – ein Flächenbrand an einseitiger Bereicherung und Korruption. Von Kärnten bis Sky-Link bis Telekom bis Bank Burgenland bis Hypo Alpe Adria bis Buwog bis, bis…
Warum lassen wir es zu, dass diese Leute Privatisierung, Sparpaket usw. zum Schaden der Mehrheit betreiben. Auch Voves glaubt in seiner Burg sicher zu sein und die Kapitalrentiten hochprior bedienen zu müssen – zulasten der sozial Bedürftigen – Regierungspartnerschaft genannt.
Es gibt KEINE Vertretung der Menschen ohne Kapital mehr. Der der nichts hat, der ist auch nichts mehr! Auch die SPÖ Spitze hat die Solidaritätsidee Habenichtsen gegenüber längst gestrichen (Ich muss es ewähnen: Caritas und Kirche sind die letzte Bastion für Arme – leider eben nur auf Almosenebene; der Staat – vor allem der Sozialstaat hat sich schon längst lukrativeren zugewandt und hat die Sozialutopien fallen gelassen). Es gibt nur mehr eine Einheitspartei, die die Interessen des Kapitals vertritt.
Keiner in Österreich kann mehr sagen, er wisse es nicht, was da läuft! Selbst die “konservative Seite” wird per Leitartikel ausführlich informiert!
Die reale Auswirkung dieser Politik sieht man in Norwegen (Einzeltäter) und England (kollektiver Kohäsionsverlust).
Und unsere politische Elite?
Nun die macht weiter auf Reibach! Weiter auf soziale Spaltung! Sozialabbau zugunsten der Finanzierung von Kapitalerträge; Wirtschaftspolitik mit verdeckter Wirtschaftsförderung (sanieren von Bahnhöfen, die dann in Zukunft still gelegt werden) – kurz eine Politik, die möglichst den ernst der Lage im Moment verdecken soll, um es dem zugeordneten Klientel noch schnell zu ermöglichen, zu holen was möglich ist. Sie glauben, durch verstärkte Polizeimacht ihre gerafften Güter sichern zu können und riskieren in dieser Omnipotenz ein Zerfallen der Geselllschaft – ja nützen das Ausspielen von Jung gegen Alt von In- gegen Ausländer von Nord gegen Süd noch schnell zur Krisenvertuschung. Die Wirtschaftsentscheidungsträger – siehe Sens weiter oben – nun die sind egozentristisch am Eigenwohl interessiert beeinflussen aber die Spitzen des Gemeinwesens und höhlen so die Staatsverantwortung kaptialschwachen Schichten gegenüber aus (siehe auch Pröll). Dadurch betreiben sie aktiven Demokratieabbau (indem sie dem Staat die Finanzressourcen entziehen).
Schon der Soziologe Emil Durkheim (1858 – 1917) hat gesehen, dass der gesellschaftliche Zerfall nur zu verhindern ist, wenn man zu sogenannten “organischen Solidarität” kommt – wenn das einzelne Individuum in der Gesellschaft eingebunden ist, wenn es gebraucht wird, wenn es sich von der Gesellschaft akzeptiert fühlt, wenn es sich auf die Gesellschaft verlassen kann.
Und unsere Entscheidungsträger?
Sie entlassen, sperren zu, sperren aus, siedeln Betriebe ab, errichten Hürden in der Bildung, streichen Versorgungen, sperren Spitäler, kürzen Renten, fördern die Schichtbildung, verschärfen die Spannungen, entsolidarisieren sich mit breiten Bevölkerungsteilen. Diese Entscheidungsträger dienen sich nur mehr selbst und den Kapitalgebern.
Vor 2000 Jahren hat man gesagt “sie wissen nicht, was sie tun” – wir leben aber in einer Welt, in der Wissenschaft, Soziologie, Ökonomie auf hohem Stand betrieben wird, in der – trotz freiwilliger Selbstzensur – selbst konservative Zeitungen die Informationen publizieren, der Einzelnen also informiert ist!
“Ich habe von nichts gewusst” war schon 1945 unglaubwürdig – für jeden, der jetzt älter als 14 Jahre ist, gilt diese Ausrede nicht mehr !
Also die Frage: Wann empört ihr euch endlich gegen die Schöpfer der Krise(n)? ist mehr als berechtigt.
Graz, 13.8.201 W.Friedhuber
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