[Unverwechselbares Graz] Europäische Bürgerinitiative „House Europe“
Europäische Bürgerinitiative zur Gebäudesanierung statt Abriss: https://www.houseeurope.eu/de/
Es ist schon seit langem bekannt, dass die gängige Praxis in der Bauwirtschaft – Abriss und Neubau – nicht nur ökonomisch die teuerste Variante ist, sondern auch ökologisch nicht mehr zu verantworten ist. Der Bausektor gehört zu den Wirtschaftszweigen mit dem höchsten Ressourcenverbrauch: Abbruch von Gebäuden, Rohstoffgewinnung wie Herstellung der Baustoffe, Errichtung des Gebäudes inklusive Wärmedämmung und Innenausstattung, Instandsetzungsarbeiten wie Adaptierungen, und schließlich die Entstehung von Müll in Form von Bauschutt und Sondermüll – das sind 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs, 36 Prozent der CO2-Emissionen und 35 Prozent des Abfalls!
Was soll also geschehen? Die Lebensdauer von Gebäuden muss deutlich verlängert werden, der Abriss und das „Wegwerfen“ von Gebäudesubstanz vermieden und die Weiternutzung „grauer Energie“[1] im Bestand unterstützt werden. Es reicht nicht aus, Energiesparmaßnahmen an Einzelgebäuden vorzunehmen. Die wesentliche Steuerungsgröße liegt nicht im Neubau, sondern im klugen Umgang mit dem Bestand – bestehende Gebäude binden wertvolle Baumaterialien, Energie und Arbeitszeit. So ist die Weiter- und Umnutzung eines Bestandsgebäudes deutlich ressourcenschonender als neu bauen. Die Bundeskammer der Ziviltechniker:innen bezeichneten bereits 2024 Österreich als „fertig bebaut“, der Österreichische Baukulturbeirat gab eine „Empfehlung für Regularien zum Bauen im Bestand“ ab, die fiskalische und rechtliche Erleichterungen vorschlägt.
Nun gibt es nun eine europäische Bürgerinitiative „House Europe“, die bis Februar 2026 eine Million Unterschriften sammeln möchte, um das Anliegen ins Europäische Parlament zu bringen und durch neue Vorgaben Renovierungen und Umbauten einfacher, günstiger und sozialer zu gestalten. Unterstützen auch Sie die Initiative – https://www.houseeurope.eu/de/ – und geben Sie so dem so wichtigen Anliegen mehr öffentliche Aufmerksamkeit!
Dazu passt, dass auch die neue Bundesregierung sich Gedanken macht, und zwar nicht nur zur Begrenzung des Bodenverbrauchs von 2,5ha/Tag, sondern zu diesem Zweck auch die Planungs- und Widmungskompetenzen stärker auf Landesebene gebündelt sehen will. Dieses Vorhaben, so lapidar es auch erwähnt wird, greift in die bisherige Anwendung und Praxis der Raumordnung ein – sind doch Planung und Widmung in der Hand der Gemeinden. Es bleib offen, was sich die Bundesregierung darunter vorstellt: Planung und Widmung mit Baukompetenz nun auf Landesebene zu transferieren oder mittels klaren Vorgaben und Leitlinien die Gemeinden anzuleiten und mit transparenter Kontrolle und Sanktionsmöglichkeit seitens des Landes Fehlentwicklungen in Zukunft zu verhindern?
Gerade die Steiermark nimmt einen unrühmlichen Spitzenlatz punkto Zersiedelung und Flächenverbrauch ein; knapp die Hälfte des verbrauchten steirischen Bodens ist mit Asphalt oder Beton versiegelt, der Gesamt-Flächenverbrauch ist in 20 Jahren dreimal so schnell gewachsen wie die Bevölkerung in der Steiermark. Das wiederum erzeugt Leerstand. In Graz hat sich in einem Testgebiet rund um den Ruckerlberggürtel gezeigt, dass 13,5 % aller Wohnungen leer stehen! Dabei wird die Leerstandsabgabe allein nicht reichen, vielleicht aber ein Abbruch-Moratorium, um die Gesamtsituation ökonomische wie ökologisch neu zu bewerten! Denn allzu oft wird nicht für die Menschen, sondern für den Profit gebaut!
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Das Team vom unverwechselbaren Graz
[1] Graue Energie umfasst Energie zum Gewinnen von Materialien, zum Herstellen und Verarbeiten von Bauteilen, zum Transport von Menschen, Maschinen, Bauteilen und Materialien zur Baustelle, zum Einbau von Bauteilen im Gebäude sowie zur Entsorgung.
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