Reflexion: Müssen wir aufrüsten?
Im heutigen Ö1 Mittagsjournal war Franz Stefan Gady „im Journal zu Gast“ (siehe https://oe1.orf.at/player/20241012/772505/1728728517300). Gady ist zur Zeit ein vielgefragter Interviewpartner in Sache Krieg.
„Franz-Stefan hat Militärs in Europa und den Vereinigten Staaten zu Strukturreformen und der Zukunft bewaffneter Konflikte beraten. Bevor er zum IISS kam, hatte er verschiedene Positionen am EastWest Institute, beim Project on National Security Reform und an der National Defense University inne. Er führte Feldforschungen in Afghanistan und im Irak durch, wo er unter anderem mit der afghanischen Nationalarmee, NATO-Streitkräften und kurdischen Milizen zusammenarbeitete. Auch als Journalist hat Franz-Stefan aus den unterschiedlichsten Ländern und Konfliktgebieten berichtet. “ (IIS; aus dem Englischen übersetzt mit babelfish)
Als Militärexperte kennt er anscheinend nur eine Lösung: den Krieg – egal wieviele dabei getötet werden. Aufrüsten! Der Krieg muss wieder in die Köpfe der Leute hinein – meint er – andernfalls werden wir überrannt. Alles natürlich nur für den Frieden.
Als Beleg für diese Haltung zitiert er den Spruch „wenn du den Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“.(siehe dazu Wikipedia) Dass alle Aufrüstungen in der Vergangenheit immer zum Krieg geführt haben, erwähnt er nicht.
Leider kommen aktuell nur militärische Experten zu Wort, anscheinend auch als Politikbrater und die kennen eben nur eine Lösung: eine Militärische. Dies sogar bei relativ distanzierten Militärs, wie Oberst Reisner. Trotz dessen, dass er den Wahnsinn des Krieges deutlich darstellt, plädiert er für weiteres militärisches Vorgehen in der Ukraine (siehe https://www.youtube.com/watch?v=S44YrTWjpXM).
Die Zeitschrift „militär AKTUELL“ zeigt diese Sicht ganz klar. Es wird das Szenario dargestellt, dass nur Aufrüstung den Frieden sichern kann.
„Es spricht alles dafür, Putin diesen Krieg nicht gewinnen zu lassen, beziehungsweise dass er für das, was er gewinnt, einen undendlich hohen Preis zahlen muss.“ (Herfried Münkler:Europa am Scheideweg: Die NATO, ihre Zukunft und die Rolle der EU, militär AKTUELL, 3/24, 15)
Hier ist das westliche Narrativ deutlich ausgedrückt: Putin muss bestraft werden – um jeden Preis.
Aus meiner Sicht haben hier Verrückte das Kommando übernommen. Es geht doch nicht um Lob oder Bestrafung eines Herrn Putins und dafür werden Milliarden von Euro verpulvert und tausende von Menschen getötet. Das Vernünftige zu tun, die Abrüstung weiter zu führen, die Kriege zu beenden, zu Verhandeln – das kommt anscheinend nicht mehr in Frage.
Oberst Reisner weißt auch darauf hin, dass eine Zerstörung Russlands – falls es gelingen könnte – ein noch größeres Problem schafft, weil damit eine große Ordnungsmacht zerstört wird.
Aufrüstung und Aggression zwischen den Staaten führ zu Tod und Elend. Das wissen wir hundertfach aus unserer Geschichte. Statt dessen muss es Ziel sein, Konflikte durch Verhandlungen und Verträge zu lösen. Gerade Europa hat in der Vergangenheit genügend Lehrbeispiele, dass Kriege nur Zerstörung bringen – und am Ende mußten die Konflikte doch per Verhandlung beigelegt werden – auch mit neuer Territoriumsverteilung. Gerade an Deutschland und Österreich ist das deutlich zu sehen: Große Teile der Ukraine waren einmal bei Österreich – ebenso Tschechien und die Slowakei. Die Untersteiermark ist heute slowenisch und Südtirol italienisch. Große Teilen Polens waren einmal Ostdeutschland usw. usw. All die grausamen Kriege haben nur zum Untergang der Reiche geführt und zum Leid, Zerstörung und Verlust von Wohlstand.
Da unsere Geschichte eigentlich allen soweit bekannt ist, frage ich mich, ob diese „Kriegstreiber“ über Information verfügen, die sie der Allgemeinheit nicht sagen.
Die offizielle Begründung, dass Russland, wenn die Ukraine nicht bei der NATO ist, also wenn Russland im Ukrainekonflikt nicht besiegt wird, Russland sich weitere Länder einverleiben wird, die wirkt jedenfalls unplausibel. Ebenso die kindischen Argumente, dass, wenn Österreich bei der Aufrüstung und beim Vorgehen gegen Russland nicht mit macht, Österreich „Trittbrettfahrer“ wäre – das Argument ist einfach nur „untergriffig“. Österreich grenzte einmal direkt an den russischen Einflußbereich und wurde von Russland nie bedroht – nicht in der Ungarnkrise – nicht in der Kriese in der Tschechoslowakei. Aktuell ist es die NATO und die EU die die Souveränität Österreichs unter Druck setzt, nicht Russland.
Mir scheint schon, dass der Kriegskurs der EU aktuell eher gemäß dem Szenario der USA durchgeführt wird und nicht als Schutz vor einem aggressiven Russland.
Ich frage mich daher wirklich: Wissen die „Kriegstreiber“ etwas was sie uns nicht sagen?
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