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[epicenter.works] Grundrechtsprobleme bei der elektronischen Identität

Bloged in Allgemein,Protest by friedi Freitag Februar 4, 2022

eID: Personenkennziffern, zwang zum Handy u.a.m. das soll die kommede Reform der eID bringen.

eID

[D]ie kommende #eID Reform könnte uns wirklich viel Schlimmes bringen: eine eindeutige Personenkennziffer, die man sein Leben lang behalten muss; eine Einbindung der Datenindustrie in ein staatlich zwingendes Identifikationssystem; den impliziten Zwang ein Handy zum Identitätsnachweis zu besitzen und noch einiges mehr an grundrechtlichen Zumutungen.
Bisher lief das Projekt eher unter dem Radar der großen politischen EU Entscheidungen und man hat fast den Eindruck, es ist entweder so gewollt oder die Digitalkompetenz, vor allem im Hinblick auf die Folgen des Einsatzes dieser Technik, ist sehr gering. Wenn man jedoch die Konsequenzen durchskaliert, klingt das Projekt wie ein orwellhafter Albtraum.

Positionspapier und Anhörung zu eIDAS
Gemeinsam mit EDRI (Europian Digital Rights) haben wir ein Positionspapier zu #eIDAS veröffentlicht und die Presse informiert. Ebenso konnten wir heute zu dem Thema bei der öffentlichen Anhörung im Europaparlament teilnehmen, um unsere Argumente vorzubringen und vielleicht noch etwas zu retten. Dabei war, neben unserem Geschäftsführer, Thomas Lohninger, auch der europäische Datenschutzbeauftragte Wojciech Wiewiórowski zu hören. In den nächsten Tagen werden dazu einige Artikel in der Presse erscheinen und wir hoffen damit eine breite Debatte anzustoßen, um uns vor diesem Dammbruch gegen unsere Privatsphäre zu schützen. Die Details haben wir in einen Blogpost zusammengefasst, der alle grundrechtlichen Vorbehalte diskutiert. Wenn du nächste Woche auf unsere Webseite schaust, wird der Post auch im deutschen Teil verfügbar sein. Hier schon mal die englische Version:
ZUM BLOGPOST

 

PNR – Passenger Name Record

Ein Gedankenspiel: Stellt dir vor, du steigst in eine U-Bahn und musst den Verkehrsbetrieben schon im Vorfeld sagen, wann du genau fahren wirst, wann du es dann auch tatsächlich tust, wie oft du das ggf. machst, ob du eine Tasche mitnimmst und wie du dein Ticket bezahlt hast. Zusätzlich will man natürlich auch wissen, wo du dein Ticket gekauft hast und ob ggf. deine Rechnungsanschrift vom Ort des Kaufs abweicht. Solltest du an einem Kiosk für die Fahrt ein Sandwich mitnehmen wollen, würde auch dieser Kauf auf der Fahrkarte vermerkt. Wenn das noch dazu ein bestimmtes Sandwich wäre z.B. Halal oder Koscheres, wird auch diese Information verzeichnet. All die gespeicherten Information über deine U-Bahnfahrt werden von den Verkehrsbetrieben in eine Historie gepackt und der ganzen Datensatz wird asap an staatliche Behörden geschickt, ohne zu wissen was dort mit all deinen Informationen passiert.

Das klingt ziemlich undenkbar und völlig dystopisch, oder? Ist aber beim PNR, dem „Passenger Name Record“ System, heute schon genau so. Immer, wenn du ein Flugticket kaufst, fallen diese Daten an und werden an Behörden übermittelt. Und es gibt politische Bestrebungen, das System auch auf den Zug- und Schiffsverkehr auszuweiten.

Diese Woche veröffentlichte der #EuGH-Generalanwalt Pitruzzella ein Gutachten, das wir nicht nachvollziehen können. Er sieht nämlich keine Verletzung der Grundrechte bei der Fluggastdatenspeicherung. Auch nicht bei der Menge der Übermittlung und der unterschiedslosen automatisierten Verarbeitung. Die Daten aus unserem Ticketbeispiel sind nur ein Ausschnitt. Bei der Datensammlung #PNR wird noch viel mehr erhoben und verarbeitet. Trotz DSGVO und lediglich aufgrund einer Verordnung, die in den Mitgliedsländern jeweils in nationales Recht übersetzt wurde. Eigentlich ist die Angelegenheit eine #Vorratsdatenspeicherung durch die Hintertür und wir hatten bereits 2018 darauf hingewiesen. Österreich hat lange die Kriterien der Richtlinie übererfüllt. Eine Klage beim EugH liegt vor und wir hoffen, dass unsere Bedenken und die von vielen anderen Menschenrechtsorganisationen dort Gehör finden und der EuGH nicht blind der Empfehlung des Generalanwaltes folgt.

Telegram

Auch das Thema „Telegram“ bleibt ein Dauerbrenner. Mittlerweile treffen sich viele Menschen auf diesem Messengerdienst. Telegram lässt mittlerweile Gruppengrößen von über 100.000 Teilnehmer*innen zu. Damit wird aus einem Messenger eine Art Social Network, indem man sich austauschen, kommentieren und sich auch organisieren kann. Eine richtige Bubble! Die Privatsphäre ist dabei kaum ein Thema, aber die Politik hat zunehmend Bedenken, da sich große Gruppen ohne Moderation zusammen finden. Facebook und Youtube sind zumindest in Ansätzen heute schon durch Moderation reguliert. Z.B. war die deutsche Innenministerin Nancy Faeser bisher mit ihrer Kontaktaufnahme zu Verantwortlichen des Unternehmens erfolglos, muss aber ertragen, dass Morddrohungen oder ähnliches ggü ihrer Person, eigentlich strafbewehrtes, einfach über diesen Kanal laufen.
Der eigentliche Kern des Problems ist, dass die Politik durch das Sperren oder Verbieten des Dienstes, das Bubble-Problem lösen will. Wir waren dazu bei Puls24 zu Gast und haben ausführlich darüber gesprochen, warum ein politisches Problem nicht einfach durch Verbote oder Sperren zu lösen ist.

Short News:

– Am 16. Europäischen Datenschutztag haben wir auf Einladung des Datenschutzbeauftragten des Saarlands #eIDAs besprochen. Hier nachzulesen bei Heise

– Wolfie Christel von crackedlabs.org hat eine neue Studie veröffentlicht. Diesmal geht es um die Privatsphäre beim Gambling/Glücksspiel und es ist erstaunlich, wieviele Daten über uns gesammelt werden, wenn wir online zocken.

Termine

Leider ist es immer noch schwierig sich „in echt“ zu treffen und so haben wir zwar keinen Termin für euch, aber ein paar Podcastempfehlungen, damit wir wenigstens gemeinsame Themen haben, wenn wir schon nicht gemeinsam darüber in Person sprechen können.

– Rückschau: Am 13.1.2022 fand der letzte netzpolitische Abend statt. Thomas Lohninger diskutierte mit Claudia Garád von Wikimedia Österreich über die kommende ORF Reform und was das mit Wikpedia zu tun hat. Bestenfalls könnten hier Inhalte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für Bildungszwecke in Zukunft zur Verfügung stehen. Hier kannst du den Talk nachsehen

– Der Podcast Auslegungssache zum Thema Datenschutz ist mal wieder sehr hörenswert. Sympathische, kompetente Menschen unterhalten sich über Probleme mit der DSGVO. 

– Vielleicht erinnert ihr euch noch an den Herbst und unsere Prozessbeobachtung mit Amnesty International Österreich zum Verfahren Julian H. Hier könnt ihr euch über den neuesten Stand informieren und wie es weiter gehen könnte

– Auch das nächste Thema ist ein Dauerbrenner zum Thema Überwachung durch die Hintertür und Technikfolgenabschätzung, der Kurier Podcast „Fakebusters“ spricht über den Grünen Pass.

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