LIDL in Serbien
Eine Reflexion von A. Rosenberger über die mögliche Funktion von Handelsketten zur Auflösung regionaler Strukturen auch in Europa.
„LIDL“ in Serbien
Mit gemischten Gefühlen habe ich der Website der serbischen Traditionszeitung „POLITIKA“ entnommen, daß der Lebensmitteldiskonter „LIDL“ nach Serbien expandiert hat und an zwölf Standorten vertreten ist.
In meinen beiden Eigenschaften als österreichischer Greisslersohn und Historiker von linkskatholisch-sozialdemokratischer Lebensanschauung habe ich zwei Leserbriefe an die „POLITIKA“ gesendet und auch die Arbeiterkammer für die Steiermark damit befaßt: Ich sehe den Sinn dieses Engagements nicht, serbische Lebensmittel erscheinen mir appetitlicher und natürlicher, ganz einfach besser zu sein als das Angebot von „LIDL“ es ist und fürchte ganz einfach eine Marktdurchdringungsstrategie eines „global players“ in der Art der volkswirtschaftlichen Doktrin Bill Clintons „It’s the economy, stupid!“ mitsamt dessen radikalen Feminismus. Serbien hat keine Notwendigkeit für „LIDL“, während „LIDL“ anscheinend „auf Teufel komm raus“ zu expandieren nötig hat.
Serbien ist für die EU bzw. CIA ein sehr, sehr schwieriger Glaubwürdigkeitsfragenkomplex. In den von diesen (pro-)amerikanischen Netzwerken stark beeinflußten kleinen Opferländern des Balkans und auch in solchen, die keine solchen gewesen sind, ist eine tief zerklüftete Gesellschaft typisch, die keine solide Grundlage für den allgemeinen Verteidigungsgedanken sind – und dies in Zeitverhältnissen, wo der Dschihadismus schon wieder allenthalben drohend sein Haupt erhebt, der in Bosnien und Hercegovina wie auch in Albanien 1941 – 1945 besonders heftig aktiv gewesen ist: Rund eine Million Serbinnen und Serben fielen dem Wüten und Toben der islamistischen Ustascha zum Opfer.
Serbien hat aus generationenlanger historischer Erinnerung an den antidschihadistischen Befreiungskampf gegen die damalige Türkei ein einzigartiges Selbstverteidigungsverständnis, unter ebenfalls generationenalter selbstverständlicher Einbeziehung der Serbinnen und trotz der Katastrophe des Krieges gegen Kroatien in den neunziger Jahren (in Bosnien hat es jedoch eine Schlacht gewonnen) sich eine gesellschaftliche Schichtung dank einer genossenschaftlichen Struktur von Klein- und Familienbetrieben sich bewahrt bzw. wieder aufgebaut, die sich wesentlich zum Besseren von den amerikanisch organisierten „Volkswirtschaften“ der anderen Ländern der Balkanhalbinsel unterscheidet und dadurch allgemeines Verteidigungsbewußtsein in sich hat und bewahrt. Insbesondere in Griechenland oder auch in Bosnien trägt das Heer ungleich stärker die Züge eines Machtinstruments der Reichen und Gewaltanwendenden, die im Falle einer dschihadistischen Aggression aus dem Nahen Osten Blutpumpenschlachtformationen nach dem Beispiel des nihilistischen habsburgo-lothringischen und hohenzollerischen Ersten Weltkrieges oder auch der Hitler-Wehrmacht aufstellen würde. Serbien hingegen ist in der Lage, durch allgemeine Wehrpflicht eine Volksverteidigungsarmee zu organisieren und unter einem seine Volkswirtschaft unter kriegswirtschaftlichen Bedingungen aufrecht erhalten. Anderswo fehlen hierfür schon wieder essentielle Voraussetzungen.
Hoffentlich war es lediglich Gedankenlosigkeit der EU-Bürokratie, „LIDL“ den Weg nach Serbien gehen zu lassen, ohne böse Kriegslistabsicht der Berliner Reichskanzlei, wieder einmal die gesellschaftliche Grundlage eines kleinen Lands zu untergraben, um Serbien doch etwa den total zerklüfteten Gesellschaften des Westbalkans „anzugleichen“. Nicht alle europäischen Konzerne habenein so hohes volkswirtschaftliches Ethos wie z. B. „Siemens“ oder „Fiat“.
Theresa May hingegen wird man keinen Vorwurf machen können, auf die dschihadistischen Terroranschläge nicht adaequat reagiert zu haben, die Royal Navy macht das Inselreich im Zuge des Brexit wieder dicht. Ich bin weiterhin überzeugt, daß es eine dringende und unaufschiebbare Aufgabe für die Beziehungen zwischen unseren (serbischen und österreichischen) Völkern ist, das Verständnis zu stärken, eine gute Nachbarschaft zu errichten und zum gegenseitigen Nutzen zusammenzuarbeiten. Das österreichsiche Bundesheer möge sich an der serbischen Armee ein Beispiel zur Neubelebung der seinerzeitigen Spanocchi-Doktrin nehmen. Von den USA haben wir Österreicher in der Tradition von Widerstandsopfern seit Thomas Woodrow Wilsons Zeiten – von Leonhard Bernstein als einzige Ausnahme abgesehen – nicht mehr viel Gutes hören dürfen.
God save the Queen & Her Husband Prince Philip.
Faithfully
Alois Rosenberger
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