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[Helga Suleiman] OFFENER BRIEF an Sophie Karmasin, BMin f Bildung/Jugend anlässl. ihres Israel-Besuches

Bloged in Allgemein,Diskussion by friedi Montag Juli 13, 2015
Guten Tag Frau Karmasin, Bundesministerin für Bildung und Jugend!

Sie haben Anfang Juni einen Arbeitsbesuch in Israel abgestattet. In Facebook posten sie am 2. Juni über ihren Besuch an der Atid School of Arts And Sciences in Lod.

Wussten Sie Frau Karmasin,

  • dass diese Stadt eigentlich einen arabischen Namen hat, nämlich Al-Lydd?
  • dass Al-Lydd 1948 von den Terrormilizen Haganah und IZL attackiert wurde und als erste arabische Stadt von der Luft aus bombardiert wurde?
  • dass nach der Einnahme der Stadt diese „jüdische Armee“ das größte Massaker des Jahres 1948 an den PalästinenserInnen begangen hat?

    426 Männer, Frauen und Kinder wurden ermordet, 176 direkt in der Dahmash-Moschee, wo sie Zuflucht gesucht hatten…

  • dass nach dem Massaker 19.000 der EinwohnerInnen vertrieben wurden und viele auf ihrem tragischen Fluchtweg Opfer von Durst und Erschöpfung und weiterer israelischer Überfälle  wurden?

Lesen Sie hier die Worte des Nobelpreisträgers Yitzhak Rabin, selbst direkt involviert in das Massaker, der nach der Besetzung von Al-Lydda in sein Tagebuch schrieb:

„After attacking Lydda [later called Lod] Ben-Gurion would repeat the question: What is to be done with the population?, waving his hand in a gesture which said: Drive them out!.
‚Driving out‘ is a term with a harsh ring, …. Psychologically, this was on of the most difficult actions we undertook.“ (
Soldier Of Peace, p. 140-141)

Later, Rabin underlined the cruelty of the operation as mirrored in the reaction of his soldiers. He stated during an interview (which is still censored in Israeli publications to this day) with David Shipler from the New York Times on October 22, 1979:

„Great Suffering was inflicted upon the men taking part in the eviction action. [They] included youth-movement graduates who had been inculcated with values such as international brotherhood and humaneness. The eviction action went beyond the concepts they were used to. There were some fellows who refused to take part. . . Prolonged propaganda activities were required after the action . . . to explain why we were obliged to undertake such a harsh and cruel action.“ (Simha Falpan)

(http://www.palestineremembered.com/al-Ramla/al-Lydd/)

Haben Sie daran gedacht, als sie Seite an Seite mit ihren israelischen Gesprächspartnern durch die Stadt wanderten?

Haben Sie gefragt, wie die Stadt der Ermordeten gedenkt?

Haben Sie gefragt, wo die restlichen Überlebenden heute leben?

Haben Sie danach gefragt, welche Schritte zur Umsetzung ihres Rechts auf Rückkehr nach Resolution 194 der UN-Generalversammlung unternommen werden?

Sie haben nicht gefragt, Frau Karmasin!

Hätten Sie nur einen Funken Kenntnis und Empathie für die PalästinenserInnen, würden ihre Postings anders klingen. Hinter ihrem harmonischen Glöckchenbimmeln über ein „Diversity Israel“ versteckt sich bestenfalls naive Unkenntnis. Diese tragische Ignoranz gegenüber den unzähligen Opfern der israelischen Besatzungsdiktatur lässt uns wissen, wie selbstverständlich für PolitikerInnen aus den europäischen Wohlfahrtsstaten koloniales Denken und Handeln ist.

Und damit noch nicht genug:

Am 2. Juni haben Sie in einem Posting geschrieben: …“Treffen mit Ministerin Gila Garmiel…durfte ich einen Einblick in die Förderung von Jugendlichen und Frauen in Israel bekommen. Ein sehr produktives und vielversprechendes Gespräch hinsichtlich einer guten Zusammenarbeit zu wichtigen Themen.“

Nun lassen Sie mich ihnen Einblick in die Umgangsweise der israelischen Besatzungsmacht mit palästinensischen Kindern geben:

  • Sie werden geschlagen, geschlagen, willkürlich festgenommen, eingeschüchtert, erniedrigt und verletzt und von der Besatzungsarmee als lebendige Schutzschilder missbraucht. (Bürgerrechtsbewegung Breaking the Silence)*
  • Israel ist das einzige Land in dem Kinder systematisch von Militärgerichten abgeurteilt werden und “einer grausamen, unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung oder Strafen” unterzogen werden.  (Unicef)**
  • 2014 wurden 1.200 palästinensische Minderjährige inhaftiert, gegenüber 720 im Jahr 2013.( Center for Studies for Palestinian Prisoners)**
  • In den letzten 10 Jahren haben die israelischen Streitkräfte etwa 7.000 Kinder, meist Jungen, festgenommen, verhört und vor Gericht gestellt, was einem Durchschnitt von zwei Kindern pro Tag entspricht. ( Unicef )**
  • Von den mehr als 4.706 Verletzten des Kriegs gegen Gaza im letzten Sommer, waren die meisten Opfer Zivilisten, darunter 1.263 Kinder (26,8%). (Palestinian Center for Human Rights).*** Viele von ihnen bleiben für ihr Leben lang verstümmelt oder sonst beeinträchtigt.

Dies sind nur die Höhepunkte der Grausamkeit. Denn die allgemeinen Verletzungen einer kindlichen Psyche durch Terror, Krieg und Besatzung sind alltäglich:

Eine Studie des Zentrums für palästinensische Kinderkunst in Palästina hat bewiesen, das die meisten Kinder unter dramatischen  Ereignissen leiden. Die Kinder erzählen, wie ihre Freunde von israelischen Soldaten erschossen wurden. Die Bilder, die die Kinder gemalt haben zeigen die Auswirkungen der Besatzungsmacht noch deutlicher. Ein Kind (13 Jahre) hat die nächtliche Bombardierung in der Stadt Hebron durch die israelische Armee so gemalt: Ein schwarzes Blatt mit vielen Löcher verschiedener Größen. Dieses Kind meinte, dass die Löcher der Größe der verschiedenen Raketen entspräche. Ein anderes Kind (14 Jahre) wollte seinen getöteten Freund (Ahmed) malen. Das Kind erzählte, wie israelische Soldaten seinen Freund verfolgten und schlugen. Danach hat ein israelischer Soldat mit seinem Fuß auf die Brust des Kindes gedrückt und dann kaltblütig in den Kopf geschossen.****

  • Palästinensische Kinder werden in israelischen Siedlungen als billige Arbeitskräfte eingesetzt. Von 38 minderjährigen palästinensischen Arbeitern gaben 21 an, die Schule dafür vor Abschluss der zehnten Klasse verlassen zu haben. Der jüngste befragte Tagelöhner war 11 Jahre alt. (Human Rights Watch)*****

Frau Ministerin Karmasin,

Israel zeigt ihnen das Gesicht eines tollen „Staates“, der Jugendprojekte fördert. Es verbirgt seine Geschichte und seine Gegenwart, die voller Verbrechen am palästinensischen Volk ist.

Ursache für all dieses Leid ist die Besatzung, die extreme Dimensionen von Diskriminierung und Rassismus hervorbringt. Israel präsentiert sich als „moderner Staat europäischer Art“. Hätten Sie allein nur einige Schulen in Ostjerusalem besucht, wäre ihnen die extreme Ungleichheit schonungslos ins Auge gesprungen.

Warum, Frau Karmasin, haben Sie bei ihrem Besuch in Israel auf die palästinensischen Kinder vergessen? Wissen Sie, solches Vergessen verlängert und vertieft deren Leid. Es ist, als würden Sie all diesen Menschenrechtsverbrechen zustimmen.

Als gewählte Politikerin haben Sie die Möglichkeit etwas zu verändern. Sie können die israelischen Praktiken öffentlich kritisieren. Viele ÖsterreicherInnen würden ihnen beipflichten. Denn die Verantwortung als Ministerin für Bildung und Jugend beschränkt sich nicht auf unser Land allein. Wenn Sie schon nach Israel fahren, dann fordern Sie von den israelischen Verantwortlichen ein Ende der extremen Kinder- und Menschenrechtsverletzungen und gleiche Kinderrechte für alle Kinder! In Israel/Palästina bedeutet das, unbedingt gegen Besatzung und Vertreibung einzutreten. Eine Zusammenarbeit – die Sie in ihrem Posting erwähnen – mit einem Regime, das solche Praktiken gegen Kinder und Jugendliche einsetzt, ist zutiefst verachtenswert und absolut abzulehnen.

Denn palästinensische Kinder wollen auch eine Zukunft haben, aber eine Zukunft im eigenen Staat in Frieden und Freiheit!

Helga Suleiman, Graz

* http://www.spiegel.de/politik/ausland/israelische-soldaten-schildern-misshandlung-von-kindern-in-palaestina-a-852299.html und

http://www.spiegel.de/politik/ausland/israel-video-zeigt-angriff-auf-palaestinensischen-jungen-a-842532.html

** http://www.pravda-tv.com/2015/04/7-110-menschen-in-haft-israelische-armee-verhaftet-und-verhoert-tausende-palaestinensische-kinder-video/

*** http://www.kriegsberichterstattung.com/id/3422/Tote-Gaza-Krieg-212-tote-Kinder-118-Frauen—insgesamt-1101-Palaestinenser-sind-im-Krieg-umgekommen–Israel-beklagt-53-tote-Soldaten/

**** http://www.palaestinaonline.de/bericht4.htm

***** http://derstandard.at/2000014213319/Palaestinensische-Kinderarbeit-in-israelischen-Siedlungsgebieten-aufgedeckt

 

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