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[AMSEL] Zusammenfassung der Wintergartengespräche über AZV 30Stunden/Woche (AUGE-Veranstaltung)

Bloged in Allgemein,Diskussion by friedi Dienstag März 17, 2015

In der Diskussion zur 30 Stundenwoche vom 4.3.2015 in Graz (siehe Einladung) ergaben sich fast ausschließlich positive Wertungen (Unsinn und Sinn 30-Stunden-Woche-Sorger). Auffallend war, dass die „klassischen“ Vertreter der Arbeiterschaft – etwa SPÖ, KPÖ aber auch ÖGB anscheinend total aus den Aktivitäten zu einem ihrer ehemals grundlegenden Forderungen der Arbeitszeitverkürzung ausgestiegen sind.

Zu 30 Std. Woche und zur Lage auf dem „Arbeitsmarkt“: Siehe auch Interview Kleine Zeitung AMSEL-AMS

Von den großen „Vertreterorganisationen“  und Parteien wird anscheinend eine Spaltung in Bevölkerungsschichten der „Tüchtigen“ und „Faulen“ in Kauf genommen, anstatt die Arbeitsmöglichkeit für alle zu schaffen. Ob die Hoffnung, dass die Stimmen der „Tüchtigen“ für einen Machterhalt ausreichen – bzw. dass die „Tüchtigen“ auf Dauer bereit sein werden, dieses Spiel mitzuspielen, wird sich noch weisen.

In diese Richtung auf gegenseitiges Ausspielen der „Tüchtigen“ gegen die „Faulen“ geht auch die Begleitmusik der aktuellen Steuerreform: Denen, die 40 Std. und mehr arbeiten (müssen) bleibt „mehr im Körberl“, jenen, die entlassen wurden, die langzeitarbeitslos sind, weil die Regierung die Industrieabwanderung unterstütz und keine Arbeitsplätze vorhanden sind, wird Sozialschmarotzertum unterstellt.

Ergebnisse der Wintergarten-Diskussion
‚Unsinn und Sinn’ einer 30-Std.Arbeitswoche’

 

Positive Aspekte:

  • Forderung macht arbeitspolitisch Sinn, weil die Umsetzung nicht ohne die Einstellung neuer Beschäftigter geht und damit die Arbeitslosenzahlen reduziert werden können. In der Metallbranche würde z.B. eine komplette Arbeitsschicht durch zusätzliche ArbeitnehmerInnen ersetzt werden müssen.
  • Insgesamt wird die Arbeitsproduktivität größer.
  • Es entstehen weniger Krankenstände (+Burnout-Situationen) und damit zahlt sich die Verkürzung der Arbeitszeit zu einem ganz wesentlichen Teil selbst.
  • Durch die Reduzierung der Arbeitslosenzahl werden ebenfalls weniger Kosten für die Unterstützung erwerbsarbeitsloser Menschen entstehen.
  • Die Reduktion der Frühpensionierungen hätte ebenfalls entlastende Funktion im finanziellen Bereich.
  • Positive familienpolitische Auswirkungen: Väter und Mütter haben mehr Zeit, sich um die Kinder zu kümmern. Auch dadurch könnte eine Kostenreduzierung.(Erziehungsergänzungsmaßnahmen) erfolgen.
  • Die Forderung nach einer 30-Std.Arbeitswoche ist als gesamtpolitische Forderung zu sehen und darf nicht den Gewerkschaften allein überlassen werden.
  • Die Verhandlungsführung bei den Gewerkschaften muss stärker durch die Teilnahme von 20-25jährigen Frauen, die in der konkreten familiären Lebensrealität stehen, ersetzt werden, zu Lasten der bisherigen männlichen, älteren gewerkschaftlichen Verhandlungsführer. Meetings ab 17:00 sollten nicht mehr durchgeführt werden, weil zu den Abendstunden nur noch die nicht in die Familienarbeit einbezogenen Männer in Sitzungen unterwegs sind.
  • In die Verfassung müsste aufgenommen werden: das Recht auf Arbeit. Die erhebliche Reduzierung der Wochenarbeitszeit wäre ein Baustein auf dem Weg dorthin.
  • Die Arbeitslosigkeit ist die dümmste Art der Arbeitszeitverkürzung.
  • Die Zukunft der Arbeit zu gestalten bedeutet, die Arbeit gerecht zu verteilen.
  • Die erhebliche Arbeitszeitreduzierung ist ein wichtiges Instrument, um bezahlte und unbezahlte Arbeit gerecht zwischen Männern und Frauen zu verteilen.
  • Die erhebliche Arbeitszeitreduzierung auf 30 Wochenstunden hat einen wesentlichen politisch-kulturellen Aspekt: Zeiten der persönlichen Weiterbildung (unabhängig von Verwertung in der Arbeitswelt) tragen zur persönlichen Gesundung bei.
  • Wird die Arbeitszeit erheblich reduziert, steigt im Verhältnis das Einkommen von Teilzeitkräften.
  • Ein Ausgleich der Einkommen muss vor allen Dingen in den unteren Lohn- und Einkommensbereichen erfolgen.
  • Der Nettobezug soll in den unteren Lohn-/Einkommensbereichen fast gleich so hoch sein wie das Bruttoeinkommen. Eine Voraussetzung dafür wäre die Senkung der Lohnnebenkosten.
  • Die Lohnabgaben der DienstgeberInnen müssten reduziert werden um die Finanzierung zu erleichtern.
  • Arbeitszeitverkürzung und massiver Überstundenabbau müssen Hand in Hand gehen.

 

Andere Argumente

  • Zweifel, ob die 30-Std.Arbeitswoche von den meisten Erwerbstätigen derzeit gewollt wird. Studien dazu wären interessant. Aufgabe der Gewerkschaft, diese zu erstellen?
  • Viele Erwerbstätige wollen eher einen eigenen Arbeitsstunden-Rhythmus haben, das sind je nach Lebenslage manchmal 30 Wochenstunden, aber auch z.B. 60 Wochenstunden.
  • Jetzt ist oft die Situation gegeben, dass Erwerbstätige mit 40 Wochenstunden kein Auskommen mit dem Lohn/Gehalt haben, mit einer 30 Arbeitsstundenwoche wäre, auch bei nur geringem Einkommensverlust, keine Sicherung des Lebensstandards mehr gegeben.
  • Zum Ausgleich müssten die Kollektivverträge um ca. 40% angehoben werden, um wieder den Lebensstandard herstellen zu können, der in den 70iger Jahren in der Bevölkerung herrschte.
  • Vor der Umsetzung der erheblichen Arbeitszeitreduzierung müsste das AMS umstrukturiert und vor allem die Inkompetenz der MitarbeiterInnen beseitigt werden.
  • Vor der erheblichen Reduzierung der Wochenarbeitszeit müsste endlich ein einheitlicher ArbeitnehmerInnen-Begriff geschaffen werden, um damit die immer weiter sich ausbreitende Scheinselbständigkeit zu reduzieren.
  • Unternehmen, die mit Scheinselbständigen arbeiten, ersparen sich ca. 30% der Kosten. Diese Vorgehensweise bringt diejenigen Unternehmen unter Druck, die noch mit sog. regulären Arbeitskräften arbeiten.
  • Das derzeitige Lohndumpinggesetz ist zahnlos und wird sowohl im Inland als auch auf europäischer Ebene nicht exekutiert. Eine entsprechende Gesetzgebung fehlt auf EU-Ebene.
  • Das Bundesbezügegesetz gehört geändert.
  • In der Pension soll die Erwerbstätigkeit nicht ohne finanzielle Verluste sein, da mit der unbegrenzten Dazuverdienstmöglichkeit von PensionistInnen Arbeitsplätze blockiert werden.
  • Wenn Angestellte nur noch 30 Stunden arbeiten, wer macht sich dann noch selbständig?
  • Wie können kleine Handwerksbetriebe + Geschäfte bei vollem Lohnausgleich Arbeitszeit verkürzen?
  • Je größer das Angebot an Ware Arbeitskraft in Form Arbeit suchender ist, desto größer der Druck auf den Preis der Arbeit und die Arbeitsbedingungen, weil es immer mehr Menschen gibt, die bereit sind, schlechteren Lohn und schlechtere Arbeitsbedingungen in Kauf zu nehmen
    Darauf zielt ja die Strategie der EU ab: Möglichst alle Menschen mit aller Gewalt auf den Arbeitsmarkt zu werfen und diesen zu „flexibilisieren“ …Weiters geht es – wie Andre Gorz schon geschrieben hat – darum, auch die gute Arbeit zu verteilen und nicht zur Aufrechterhaltung des Scheins immer mehr schlecht bezahlte Arbeit – Stichwort: Dienstbotengesellschaft- zu schaffen und immer mehr Lebensbereiche via Ökonomisierung durch Lohnarbeit den Kapitalinteressen zu unterwerfen. http://www.rotpunktverlag.ch/cgibib/germinal_shop.exe/VOLL?titel_nummer=43097&titel_id=43097&caller=rotpunkt
    Darum sind Arbeitslosenrechte stets auch ArbeitnehmerInnenrechte! Dass das der ÖGB und die AK noch nicht erkennen, ist mehr als nur traurig …

Zusammenstellung Ilse Löwe-Vogl, AUGE /UG

 

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