LINKEstmk 

  LinkeStmk | YouTube | Stmk gemeinsam | Grazer BI | Volksbegehren | Petitionen

Chinareisebericht 3: FRAGEN VON CHINESINNEN

Bloged in Allgemein by friedi Freitag Oktober 26, 2012

FRAGEN VON CHINESINNEN

Reisebericht H.Dvorczak

Egal wo und worueber ich bislang waehrend meiner Speakers-Tour in China referierte, gut 80 Prozent der ZuhoerInnen wollten wissen, wie es China (mit dem Sozialismus) weitergeht.

Meine dreiwoechige Speakers-Tour in China fuehrte mich bisher nach Nanjing, Qingdao und Rizhao- Shanghai und Beijing stehen noch bevor. Ich referierte auf Unis ueber „Die Krisen in Europa- Die Antwort der Linken“ bzw. „Die Methode der Kritik der Politischen Oekonomie“. Dieses erkenntnistheoretische Thema meiner Dissertation behandelt die spezifische Methode mit der Marx „Das Kapital“ schrieb (insbesonders das fuer das umfassende Verstehen sozialer Prozesse notwendige „Aufsteigen von Abstarkten zum Konkreten“).

Ich fand jeweils eine sehr interessierte und diskussionsfreudige ZuhoerInnenschaft vor. Einige wenige Fragen bezogen sich auch auf die zentralen Punkte meiner Vorlesungen. So wurde ich gefragt, ob es in Frankreich nach der Wahl Hollands eine wesentliche Kursaenderung gegeben hat- was ich an Hand einiger konkreter Beispiele verneinte. Eine weitere Punkt war, ob Marx nur in den entwickelten kapitalistischen Laendern eine Revolution erwartete.

Gut 8O Prozent bezogen sich jeoch auf China- die aktuelle Lage im Land und seine oekonomische und politische Zukunft. Meistens lief die Zeit davon, um alle Fragen ausfuehrlich beantworten zu koennen!

Dauerbrenner bei Diskussionen war wie mit dem „Markt“ umzugehen ist und ob denn nun China „ein sozialistisches Land ist“. Ich fuehrte aus, dass JEDE „Uebergangsgesellschaft zum Sozialismus“ auf Marktelemente nicht verzichten kann- nicht einmal reiche Laender wie Deutschland, wenn es dort einmal zu revolutionaeren Veraenderungen kommen sollte. Erst recht kann China- ein Land mit einem viel niedrigeren Entwicklungsstand der Produktivkraefte- Marktelemente ausschliessen. Die konkret zu behandelnde Kardinalfrage ist, WIEWEIT auf die „unsichtbare Hand“ (Adam Smith) gesetzt wird. Was in China aktuell zu beobachten ist ist ein regelrechter Wildwuchs des Marktes- bis hin zu (Monopol)kapitalismus der schlimmsten Auspraegung! Und ich legte dar, dass nicht durch eine lineare Entwicklung des status quo „in den Sozialismus hineingewachsen werden kann“: weil Kapital und gesellschaftliches Eigentum einer GAENZLICH ANDEREN (Entwicklungs)logik folgen: Profit versuch Befriedingung gesellschaftlicher Beduerfnisse.

Eh klar, dass ich darauf gefragt wurde, was konkret zu machen waere. An Hand von 2 Beispielen versuchte ich- ohne mich zum „China-Kenner“ aufzuspielen!- die Probleme dingfest zu machen. Das erste was einem in Chinas Grossstaedten -unangenehm- auffaellt, ist das gigantische Ausmass des Individualverkehrs und die durch eine Unzahl von Stadtautobahnen geschaffene „Unwirtlichkeit der Staedte“( Alexander Mitscherlich). Freunde in Qingdao erzaehlten mir, dass schon seit fast 20 Jahren dort an Plaenen fuer eine U-Bahn gebastelt wird, aber es bisher keinen einzigen Kilometer Metro gibt! Mein Argument: anstatt zentral „aufs Auto zu setzen“ und die Individualverkehrshoelle weiter anzuheizen- rasche und verstaerkte Investitionen in den oeffentlichen Verkehr (Metro, Nahverkehrszuege,…).

Zweites Beispiel: selbst die zentralen Nachrichten sind Opfer der voellig aus dem Ruder gelaufenen Kommerzialisierung von immer mehr Lebesbereichen. Auf Kanal 13 gibt es am Beginn, einige(!) Male waehrend und am Ende Werbung! Ich formulierte deftig: dieser Unfug (der allerdings Methode hat!) gehoert schleunigst abgestellt.

Angesichts der weitgehenden Konzentration des „Reichtums “ Chinas im Osten des Landes, des einseitigen Export-„Modells“, das den inneren Markt straeflich vernachlaessigt, der undemokratischen Zustaende (Marx wurde nicht muede von der SELBSTtaetigkeit der ArbeiterInnen zu sprechen und eben NICHT von einer Zwangsbeglueckung von oben!) kann von -bereits erreichten- Sozialismus keinerlei Rede sein.

Nich unerwaehnt moechte ich lassen, wie die Ohren gespitzt wurden, als ich das Thema „Marx und Natur“ anriss- etwa seine beruehmte Kritik am Arbeitsfetischismus der deutschen Sozialdemokratie („Kritik des Gothaer Programms“), der die Natur schlicht „vergessen“ hatte. Oekologie ist offenkundig auch fuer die chinesische Linke ein zentraler Fokus.

25.10.2012, Hermann Dworczak (0043/ 676/ 972 31 10)

Keine Kommentare	»

No comments yet.

Leave a comment


RSS feed for comments on this post. TrackBack URI

Powered by Wordpress, theme by Dimension 2k